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Altstadtverein Fürth �

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lich“, dann scheint ihm die Schlichtheit des jüdischen Glaubens näher gewesen zu sein als die protestantische oder katholische Auffassung seiner Zeitgenossen in Fürth. Die zeitliche Einordnung

oben: Einzelteile der Krone von 1996. Foto Ulbrich unten: Einzelteile Totenstrauß Lochner. Quelle: Das Archäologische Jahr in Bayern 1983, Abb. 132. Repro Werner

gebrauch ist in unserem Fall aber auszuschließen. Die Symbolik für Reinheit, Keuschheit und bei Mädchen auch die Jungfräulichkeit wird eine Rolle gespielt haben, die als Ersatz für die nicht empfangene Brautkrone durchaus denkbar wäre. Auf jeden Fall spiegelt diese Kunst eine unbeschwerte, elegante, graziöse und sinnenfrohe Lebensauffassung wider wie es im Spätbarock und der Zeit des Rokoko durchaus üblich war. Damit offenbart sich eine völlig andere Einstellung im Umgang mit den Verstorbenen als es aus dem jüdischen Kulturkreis überliefert ist (siehe Beitrag auf S. 26). Wenn Markgraf Carl Alexander 1789 in einem Dekret verlauten ließ: „So verbieten wir hiermit, was die Kinderkränze anbelangt, mit Ausnahme des auf den Sarg zu heftenden gewöhnlichen Kranzes als ein Zeichen des ehrbaren ledigen Standes, solche Üppigkeit gänz-

Versucht man unsere Fürther Totenkronen zeitlich näher zu bestimmen, spielt die Lage auf dem Friedhof eine wesentliche Rolle. Es kann nur der Zeitraum zwischen der Grafik Boeners 1705, die eine noch spärliche Belegung auf der nördlich der Kirche gelegenen Seite zeigt, und der Auflassung des Friedhofes 1811 in Frage kommen. Diese mehr als hundert Jahre lassen sich aber weiter eingrenzen, wenn man einzelne Elemente aus den Kronen betrachtet. Als datierbares Vergleichsstück kann hier der Totenstrauß der Fürther Kaufmannstochter Maria Magdalene Holzmann gesehen werden, die seit 1750 mit dem Pfarrerssohn Daniel Friedrich Lochner verheiratet war und am 5. Januar 1758 in Nennslingen mit 40 Jahren verstorben ist. Einige Elemente sind so übereinstimmend, dass der Eindruck erweckt wird, dass die Verwandtschaft aus Fürth den Strauß zur Beerdigung nach Nennslingen mitgebracht hat. Damit steht einer Datierung unserer Fürther Totenkronen in die frühe 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nichts im Wege.� ThW

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