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Altstadtverein Fürth �

te Besonderheit: Das Dehnungs-„ie“ habe ich teilweise um das „e“ verkürzt, das Dehnungs-„h“ wurde außerdem häufig ausgelassen („wol“). Kommata sind durch Schrägstriche gekennzeichnet, zusammengesetzte Substantive wurden mit einem Strich verbunden, Personal- und Possessivpronomen groß geschrieben. Besondere Vergangenheitsformen wie „begunn“ wurden aus dem Text Boeners übernommen, charakteristisch ist außerdem das eingeschobene „e“: „… wurde gedrenget“. Gut zu erkennen ist hieran auch, dass „ä“ oft durch den Vokal „e“ ersetzt wurde. Die Konjunktion „wenn“ wurde zu „wann“, das Adverb „hier“ zu „hie“. Bei den Verben „sollen“, „wollen“ und „müssen“ wurde der Doppellaut eliminiert. Der „Fürther Pfarrer“ wurde zum „Fürthischen Pfarrer“, was sich bei den anderen Ortsnamen fortsetzt, Verbindungen mit dem Adverb „da“ verändern sich zu beispielsweise „darnach“. Lehnwörter aus dem Lateinischen wurden möglichst wieder angeglichen, so zum Beispiel beim „Edict“. Besondere Wörter fanden sich im BoenerText, die ich übernommen habe: „Bäbstlich“, „heutzu Tag“, „Marggraf“, „Vatter“, „ehlich“, „hierob“, „Lehenherr“, „Domm-Probst“, „Onoltzbach“, „Gemeyn“, „jetzo“, „ime“, und „Heurath“, „fodern“. Ein paar Begriffe stammen aus anderen, zeitgemäßen Texten, nämlich der „Glu-

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be“ von „glublos“, sowie die „Meß“ und „verpoten“ (dort heißt es „verpunden“) aus den Originalfragen der Kirchenvisitation 1528. Trotz meiner nun aufgelisteten Regeln treten natürlich noch Unregelmäßigkeiten auf. Da dies jedoch, wie bereits geschildert, auch in der tatsächlichen Sprache des 18. Jahrhunderts der Fall war, ist es, meiner Meinung nach, vertretbar. Eine intensivere Beschäftigung damit hätte außerdem den Rahmen gesprengt und nicht dem eigentlichen Thema meiner Facharbeit entsprochen. So hoffe ich, mit diesen „Übersetzungen“ eine wenigstens andeutungsweise historische Sprache geschaffen zu haben. Leben und Wirken des Johann Hoffmann

Dieser erste Artikel, sozusagen der Aufmacher der Zeitung, ist selbstverständlich Johann Hoffmann gewidmet. Geschrieben ist er von Daniel Lochner, der von 1697 bis 1725 Pfarrer an St. Michael war. Er ist sehr sachlich gehalten und auf nüchterne Informationen bedacht, da ein persönlicher Kommentar auf Seite zwei folgt. Es dürfte allerdings auffallen, dass Lochner gegen Bamberg und dessen Amtmann wettert (dieser „beschimpft“ Hoffmann) und den Rat, der ja auch sein Herr ist, glimpflich davonkommen lässt: Dieser „bezeichnet“ Sparhelmling als „wiederwertig“. Die im fünften Absatz dargestellten Vorwürfe gegen Amt-

mann, Gotteshauspfleger und Bauern beklagt Hoffmann in Briefen möglicherweise etwas übertrieben. Lochner, der sich in ähnlichen Umständen wie sein Vorgänger befunden haben dürfte, übernimmt sie aber natürlich. Hoffmann wird bei Josef Hoffmanns, der dem Pfarrer einen Aufsatz in den Fürther Heimatblättern gewidmet hat, mit nur einem „f“ geschrieben. Die Originalunterschrift aus dem Nürnberger Staatsarchiv beweist dagegen, dass hier ein Irrtum vorlag. Die Reformation in Fürth

Es folgt ein Artikel über die Reformation in Fürth, die beim Gedenken an Johann Hoffmann wohl der wichtigste Punkt ist. Verfasst hat ihn Johann Alexander Boener, ein in Nürnberg geborener Kupferstecher, der von 1647 bis 1720 lebte. Sein „Kurzer Bericht …“, den ich bereits im Hinblick auf die sprachliche Gestaltung der Arbeit erwähnt habe, enthält außerdem eine Sammlung von Stichen, auf denen Fürther Motive zu sehen sind. Dr. Schwammberger vermutet, dass das Vorwort von Daniel Lochner geschrieben wurde. Diese Meinung teile ich nicht. Erstens ist kein anderer Verfasser vermerkt, zweitens erkennt man, als vom „Lochnerischen Garten-Hauß“ die Rede ist, keinen persönlichen Bezug des Autors. Warum sollte also nicht Boener selbst diese Einleitung verfasst haben? Er muss sich also sehr für

die Geschichte Fürths interessiert haben. Deswegen habe ich ihn ausgewählt, über die Reformation zu berichten. Hoffmann – Vorbild für Protestanten

Der bereits angekündigte Kommentar Lochners über Hoffmann folgt nun. Er erweitert die bloße Stellungnahme zum Wirken seines Vorgängers zu einem eindringlichen Appell an seine Gemeinde. Hierin zeigen sich seine Charakterzüge, denn „er war ein unermüdlicher Hirte seiner Gemeinde, die er unaufhörlich zu belehren suchte. Er behauptete, die Fürther seien eine „lose Rotte“ und hatte „unaufhörliche […] Kämpfe mit der Gemeinde“. Dank seinem „vorurteilslos[en] [D] enken […]“ urteilt Lochner sehr positiv über Hoffmann, trotz dessen „streitbarem“ Charakter. Um die Aufforderung an seine Gemeinde, Hoffmann als Vorbild zu sehen, zu unterstreichen, vergleicht er den Pfarrer mit ihnen. Was in meiner Quelle als möglich ausgedrückt wird („Eine Universität scheint er […] nicht besucht zu haben.“), erklärt Lochner als real. Den ebenfalls dort befindlichen Hinweis auf die „nicht unbegüterte“ Familie übergeht er natürlich, da die beabsichtigte Identifikation der einfachen Leute mit dem ehemaligen Pfarrer sonst nicht möglich wäre. Das Bibelzitat in der Zeitung ist wörtlich aus der Originalübersetzung Luthers entnommen.