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Altstadtverein Fürth �

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Zum Königshof der Für ther Frühgeschichte von Thomas Werner

Was ist eigentlich Frühgeschichte und welchen Stellenwert nimmt sie in der Fürther Besiedlungsgeschichte ein? Mit Frühgeschichte wird in der Geschichtsforschung das umrissen, was sich mit Hilfe von Archivalien und anderer historischer Hilfsmittel in einem festen Rahmen rekonstruieren lässt und die Siedlungsanfänge von Fürth beschreiben kann, wenn die schriftlichen Quellen noch recht spärlich oder gar nicht vorhanden sind. Es gibt viel mehr Möglichkeiten die Frühgeschichte Fürths zu erschließen als man es bisher getan hat und da stellt sich die Frage, warum dem nicht nachgegangen wird. Frühgeschichte ist doch ein flexibler Begriff, der mit der Veränderung der Quellenlage – und hier sprechen wir hauptsächlich von archäologischen Quellen – immer wieder neu definiert werden muss. Jeder, der in Fürth lebt und sich ein wenig mit seinem Wohnort auseinander setzt, stößt früher oder später auf die anscheinend einhellige Meinung, Fürths Ursprung erkläre sich aus den verschenkten Gütern eines durch Frankenkönige geschaffenen Königshofes – Punkt! Der ungeübte aber interessierte Laie ist beeindruckt und kann daraus erschließen, dass Fürth gegenüber der mittelalterlichen Reichs34

stadt Nürnberg wohl einmal eine ganz andere Bedeutung besessen habe, die irgendwann verloren gegangen sein muss. So weit, so gut. Aber schon bei der Frage, wo denn dieser Königshof oder wenigstens seine Relikte in der Fürther Altstadt zu finden seien bei der Menge der einst landwirtschaftlichen Anwesen, aus denen sich die heutige Altstadtkulisse entwickelt hat, stößt man auf enttäuschende Antworten. Das sei noch nicht entgültig erforscht. Das flächensanierte Gänsbergviertel oder der Bereich um die wehrhaft anmutende Michaelskirche könne als Standort angenommen werden aber auch die Stelle im Wiesengrund, wo das Denkmal einer angeblich untergegangenen Martinskapelle zu finden ist, müsse in Betracht gezogen werden. Der Schlingerkurs bei der Beantwortung dieser Frage macht deutlich, dass man in Fürth eigentlich keine Ahnung von den Anfängen der Ortsgeschichte hat, es anscheinend auch gar nicht mehr so wichtig sei genau zu wissen, denn bei allem, was seit Jahrzehnten – sogar Jahrhunderten – darüber geforscht und aufgeschrieben wurde, wird schon irgend etwas Wahres dran sein. Frühgeschichte scheint hier zu einer Art Glaubensfrage mutiert zu sein. Die Anhäufung der

erwähnten Königshofthese zum Teil auch in der fachlichen Literatur legt obendrein nahe, dass sich Heimatforscher und Historiker nicht immer nur geirrt haben können. Ist das tatsächlich so? Der direkte Vergleich mit der Entstehungslegende Nürnbergs ließ in der Vergangenheit eine gewisse Ungereimtheit erkennen, denn die vermeintliche Gründung durch Karl den Großen passte mit seiner Flussfahrt 793 auf der Rednitz besser zu Fürth als zu Nürnberg, dass man glauben konnte, in der eigenen Herkunftsfrage um irgendetwas betrogen worden zu sein. Aus dieser Einstellung kann man erkennen, dass es bisher in Fürth nur darauf ankam hervorzuheben, einmal viel älter als die altehrwürdige Reichsstadt Nürnberg gewesen zu sein wie sich aus einer Äußerung des Stadtarchivars Emil Ammon 1982 entnehmen lässt und hat weder mit historischen Kenntnissen noch mit Rekonstruktionsversuchen der mittelalterlichen Zustände zu tun – das ist für die „Wissenschaftsstadt“ Fürth leider kein gutes Aushängeschild im Fachbereich „eigene Geschichte“. Ammons Behauptung, dass „nach übereinstimmender Meinung der Historiker“ Fürths Entstehung „um das Jahr 750 zu suchen“ sei (Fürther Hei-

matblätter, 32. Jg. S. 81), hat er mit keiner Silbe belegen können sondern fast wörtlich aus einem Aufsatz Wilhelm Funks von 1952 abgeschrieben (Fürther Heimatblätter, 2. Jg. S. 2), ohne sich die Mühe gemacht zu haben wenigstens darauf hinzuweisen. Diese Meinung hört sich so an als bestehe kein wissenschaftlicher Klärungsbedarf mehr, denn Funk stellte sich damals schon nicht mehr die Frage, ob in Fürth überhaupt ein fränkischer Zeitabschnitt nachweisbar sondern nur noch wo der legendäre Königshof zu finden sei. Es muss also viel weiter zurück gegriffen werden. Das ist insofern fatal, weil diese Funk-Ammon-Ansicht auch Jahre danach noch wiederholt vorgetragen und immer in Verbindung mit dem Martinpatrozinium oder dem Königshof erklärt wurde, der ja eigentlich erst noch nachzuweisen war. Die Heimatforschung hatte sich in einem Zirkelschluss festgefahren. Obwohl W. Funk auf die gleichlautenden Ansichten der Historiker E. v. Guttenberg und H. Weigel der 30er Jahre verweist, steht zu vermuten, dass er diesen vermeintlichen Historikerkonsens aus der Chronik der Stadt Fürth von G. T. Ch. Fronmüller (dort Anm. 11 auf Seite 677) direkt übernommen hat und mit jüngeren Wissenschaftlern bele-