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Altstadtverein Fürth �

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Der Ökonom und Ziegeleibesitzer Fr iedr ich Gottlieb Wilhelm Schröder Von Arnd-Jürgen Hüppauff

Am 29. Juni 1829 erblickte Friedrich Gottlieb Wilhelm auf dem Schrödershof, Heiligenstrasse in Fürth das Licht der Welt (zu seiner Herkunft mütterlicherseits siehe die Abstammungstafel im Altstadtbläddla Nr 50, 2016/17, Seite 15). Mit 13 Jahren am 23.4.1843 erhielt er zur Konfirmation von seinem Patenonkel Pfarrer Wilhelm Löhe eine Luther-Bibel mit einer Widmung in Löhes ausgezeichneter Handschrift (Abb. unten). Nach dem Schulabschluss studierte er Ökonomie. Mit dem Diplom in der Hand übernahm er den Stadelhof am Farrnbach. Das Anwesen erwarb sein Vater Erhard

Schröder 1825 von einem Herrn von Tucher. Das alte Gebäude riss er ab und baute den Hof nach den neuesten Erkennt nissen in der Landwirtschaft wieder auf. Er baute ein Mehrgenerationenwohnhaus mit angegliedertem Stadel und Stallungen. Natürlich durfte ein Blumen-, Gemüse- und Kräutergärtchen im Westen nicht fehlen. Man konnte das Gehöft von mehreren Stellen aus anfahren. Den Eingang zum Wohnhaus und den Wirtschaftsgebäuden

legte man im Osten an. Hier tritt eine neue Bauform in Erscheinung. In der Scheune konnten die Zugtiere ausgespannt und direkt in den angrenzenden Viehstall geführt werden. Der Erntewagen wurde mittels Seilzug entladen und das Ladegut konnte in die darüber liegenden Speicher verbracht werden. Es ist wunderbar, sich in die Lage zu versetzen wie Wilhelm in der damaligen Zeit mit kurzen Wegen gearbeitet hatte. (REFA wurde erst von Henry Ford mit seinem Dixi-Auto eingeführt). Nach der Fertigstellung der Bauarbeiten musste auch eine tüchtige Lebengefährtin her. Wilhelm heiratete am 14. März 1853 Barbara Bischoff. Sie wurde am 27. September 1833 in Fürth geboren. Ihre Eltern führten die Gaststätte „Würzburger Hof“ an der Ecke Kapellenstraße/Würzburger Straße. Leider fiel die Gaststätte der neuen Nordumgehung über die Rednitz zum Opfer. Nach der Trauung zog Barbara in den Stadelhof ein.

Abb. oben: Familie W. Schröder um 1870; Abb. unten: Text der Bibel­ widmung von W. Löhe. 36

Die Farrnbach- und Regnitzauen waren nass und sumpfig. Die Felder und Wiesen gaben dürftig Erträge ab. Wilhelm senkte durch Aushub des Lehmbodens und Verlegen von Drainagen auf seinem Grund den Wasserspiegel. Die Erträge verbesserten sich. Den Aushub brannte Wilhelm in seiner Ziegelei zu Backsteinen. Die Abmessungen von Länge x Breite x Höhe betrugen 250 x 120 x 65 mm (Anmerkung der Redaktion: Dieses Format entspricht dem 1870 eingeführten so genannten Reichsformat und lässt den Schluss zu, ab wann Wilhelm Schröder in seiner Ziegelei solche Steine anfertigen ließ). Zu der Zeit war dieses Baumaterial sehr gefragt, die Industrialisierung war in vollem Gange und das Geschäft florierte. Als Erste zog 1867 seine Mutter Dorothea Schröder bei ihm ein. Auch die Eltern von Barbara zogen kurz danach auf den Stadelhof. Die Schwiegermutter Margarete war sehr krank und musste ins Nürnberger Krankenhaus in der Flurstraße gebracht werden. Am 14. April 1874 verstarb sie und wurde auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg beigesetzt. Jetzt kann man sich langsam vorstellen wie weitreichend der Bau des Gutshofes gestaltet war. Es wohnten jetzt vier Generationen