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53 – 19/20�  Altstadtverein Fürth

Der erste Bratwurststand

„Gnätzli“ versteiger n!

Bei der ersten Altstadtweihnacht sah der Bratwurststand noch sehr improvisiert aus. Als Regen- bzw. Schneeschutz dienten ein paar Sonnenschirme, ansonsten war Freiluftgrillen angesagt. Franz Flügel bezeichnete die Arbeit dort immer als „Therapie“. Die Bratwürste wurden mit speziell für diesen Anlass gedichteten Reimen an die Kunden gebracht. Ohne lustigen Verkaufsspruch brauchte keiner der Griller anrücken. Hier ein kleiner Auszug:

Seit über 30 Jahren liefere ich an der Altstadtweihnacht frisches Bauernbrot und speziell nach altem Rezept hergestelltes Schweineschmalz, verfeinert mit Äpfeln, Zwiebeln und Gewürzen. (Damals war das Wort „Vegan“ noch ein Fremdwort in Fürth!) Schmalzbrote werden auch heute noch verkauft. Heutzutage müssen aber alle Brotscheiben möglichst die gleiche Größe haben, sonst gibt es Reklamationen. Das war am Anfang ganz anders. Unterschiedlich große Brotlaibe verschiedener, damals noch kleiner Landbäckereien ergaben natürlich auch unterschiedlich große Brotscheiben. Die Preise wurden angepasst. Besonders begehrt waren damals die knusprigen röschen Endstücke, „Gnätzli“ genannt. Bei den kleinen Brotlaiben fielen davon ja mehrere an und waren von Feinschmeckern heiß begehrt. Das ging so weit, dass unterschiedliche Techniken erprobt wurden, um aus einem Laib möglichst viele der begehrten Käntchen zu erhalten. Besonders begabte Verkäufer brachten es fertig, die begehrten „Gnätzli“ meistbietend zu versteigern. Glücklich, wer eines der knusprigen Endstücke aus frisch gebackenem Bauernbrot und Schmalz ergattern konnte. Übrigens wurden für Kunden mit Beißproblemen die Gnätzli noch seitlich mehrmals eingeschnitten, damit sie relativ gefahrlos für Gebiss und Zähne verzehrt werden konnten.

A jeder grillt auf seine Weise der eine laut, der andre leise drum nehmt‘s nun unser Gschmarr net übel heut grillt der Wagner und der Liebel die zwei Mark zahlt‘s beim schönen Dieter und wir hoffen, ihr kommt recht bald wieder. Besser als ein kaltes Gsäß ist unser warmer Leberkäs. Es schmeckt dem Vater und dem Kind weil`s Bratwürst aus der Altstadt sind. Ob Alt, ob Jung, ob Groß oder Klein kauft Bratwürst vom Altstadtverein. Der Schmied hat bloß a su a Kraft, weil er bei uns die Bratwürst kafft Es kauft der Kanzler und auch der Fürst vom Altstadtgrill die schöna Würst. A alte Frau, die liegt im Koma des war dem Enkala sei Oma und wie`s nu griena ham die arma Leut hat sie sich schon auf die Bratwürst gfreut. Nur wer Humor hat und auch Witz der findet unsre Bratwürst spitz und Leut, die keine Bratwürst wolln, die kaufen halt an Altstadtstolln Wir sehn uns wieder auf der Bank heut sind‘s die letztn: Gott sei Dank! Und wirds euch auf die letzten übel wir geb`n net auf: der Wagner und der Liebel.

Irmgard Zettner

1 = 2 Gnätzli

Randbemerkungen: Wir ham weiß Gott nichts Schlimmes verbrochen nur wer reinigt etz bloß unsre Klamotten

2 = 4 Gnätzli

Vergessen sind all Müh und Plage doch hätten wir zwei noch eine Frage: wo wär der ganze Weihnachtsglanz bloß ohne unseren Flügels Franz? Ergänzung der Redaktion: Franz Flügel ist am 7.9.2013 verstorben (siehe AB 47, 2013/14, S. 20f)

3 = 5 Gnätzli

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