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DIE VOKALRUNDE UND DAS JAHR 2021 Ich

gehe in die Gustavstraße, setze mich, bestelle einen Kaffee und öffne meinen Laptop. Voller Enthusiasmus setze ich ein grobes Probegerüst für kommende Woche auf. Einige Arrangements sind bereits geschrieben, einige existieren nur in meinem Kopf. Doch bevor es an das Notenschreiben geht, lehne ich mich zurück und entspanne, bei viel Koffein, unter dem bewölkten Fürther Himmel. Es ist Juni und die Sonne ist noch im Homeoffice. Ich denke an die letzten Monate, die, zugegeben, ganz schön an mir gezehrt haben. Wie so viele andere Chöre auch, hatten wir versucht, während des Lockdowns im Winter online zu proben. Zuvor konnte ich diese Form des Unterrichts erfolgreich boykottieren. Zu wichtig war mir der persönliche, physische Kontakt zu den gut 30 Sängern und Sängerinnen. Doch gar nicht zu proben war auf Dauer einfach keine Option, darum ließ ich mich eines Besseren belehren. Anfangs waren die Treffen über Zoom noch befremdlich. Während ich die jeweiligen Stimmen vorsang, konnten die Sänger und Sängerinnen zu Hause mitsingen. Dabei mussten deren Mikrofone allerdings ausgeschaltet bleiben, damit die Latenz keinen Endloskanon verzerrter Stimmen lieferte. Die Ironie war kaum zu übersehen – eine Chorleiterin, die ihren Chor stummschaltete ... Und trotzdem. Am Ende waren wir froh, über diese, doch ganz passable, Übergangslösung. Denn was ich bei all den den Vorbehalten nicht bedacht hatte, war, was einen guten Chor noch ausmachte. Neben dem Gesang, sind das auch die Gespräche davor und danach, das warme Miteinander und ein kleines „wie gehts dir?“ am Rande. Und das geht online eben auch. Euphorische Begrüßungen in die Kamera, manchmal mit winkenden Händen und manchmal nur mit Tapete und Wandschrank. Eines hatten wir alle gemeinsam – das Lächeln auf dem Gesicht.

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Altstadtverein Fürth

Nr. 55 – 2021/22

Mitte Juni 2021 kam dann die gute Nachricht. Unter Einhaltung vieler Hygienevorschriften durfte wieder geprobt werden. Die Freude war zwar groß und wir wollten auch sofort wieder starten, nur wussten wir nicht, wo. Unser bisheriger Probeort, die Freibank, kam nicht in Frage, da der Abstand untereinander dort nicht eingehalten werden konnte. Ohne Unterstützung wären wir an diesem Problem wohl – wie leider so viele andere Chöre auch – gescheitert. Der Altstadtverein und sein erster Vorstand, Siggi Meiner, ließen sich jedoch nicht lange bitten und fanden innerhalb kürzester Zeit nicht nur eine Lösung, sondern eine Großartige noch dazu. Unter vollem Einsatz konnte Siggi den überwältigenden Festsaal des Grünen Baumes in Fürth für den Chor reservieren. Wer die wirklich beeindruckenden Räumlichkeiten dort nicht kennt, kann gerne in den sozialen Netzwerken mal ein bisschen „rumstöbern“, oder einfach auf ein Bier und ein Schäuferle einkehren. Es lohnt sich allemal. Die koffeingeladenen Arrangements im Gepäck, freute ich mich also auf die erste Präsenzprobe und das – wie sich herausstellte – vollkommen zu Recht. Der Anblick des Saals, der bis ganz hinten mit Sängern und Sängerinnen gefüllt war, führte einem vor Augen, was man so sehr vermisst hatte. Was für ein Gefühl. Seitdem üben, proben und arbeiten wir, denn ja, es gibt uns noch und ja, wir haben große Ziele. Dazu gehört u. a. die Aufführung unseres gewaltigen „Queen-medleys“, dem bisher umfangreichsten Stück der Vokalrunde. Noch ist zwar nicht absehbar, wann wir wieder auf einer Bühne stehen dürfen, aber bis dahin, sind uns die Wiese und das Kopfsteinpflaster auch ganz recht. Wo man uns finden kann? Natürlich auf Facebook und Instagram, auf der Seite des Altstadtvereins und und und … Vielleicht treffen wir uns auch im Park, spontan, auf ein kurzes Guerilla-Konzertchen. Und bis dahin verbleiben wir mit einem Lächeln, viel Optimismus und einem Versprechen: „We will rock you!“ Mercan Kumbolu, Chorleitung Vokalrunde – Altstadtverein Fürth

Nr. 55 – 2021/22

Altstadtverein Fürth

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