An dem Versuch waren zeitweilig bis zu 29 Schulen beteiligt. 1. Zur Begründung des Versuches mit dem Leistungszug Die Begründung des Versuches mit dem Leistungszug gibt Dr. Riemann in der Zeitschrift "Anregung" Heft 5 1967 S. 289: Entscheidend für das Unternehmen waren nach A. Riemann „Beobachtungen, die in der Aussprache mit Schülern, die zum Überspringen einer Klasse vorgesehen waren, und deren Eltern, gemacht werden konnten. Hier wurde deutlich , wie wenig in einer relativ großen Anzahl von Fällen die Schule die vorhandene Leistungskraft beansprucht und wie wenig der Wissensdurst dieser Schüler durch die notwendig gegebene Abstellung des Unterrichts auf eine mittlere Leistungsgruppe im Klassenverband gestillt werden konnte.“1 Schüler, die Klassen übersprangen, waren oft schon nach kurzem wieder an der Spitze der neuen Klasse. „In einer Reihe von weiteren Untersuchungen wurde darüber hinaus festgestellt, daß sich die Interessen besonders leistungsfähiger Schüler vielfach auf Gebiete verlegt hatten, die der Entwicklung in der Schule nicht ohne weiteres zugute kamen und auch nicht immer der persönlichen Entwicklung nützten. Für sie waren Schule und "Schulwissen" an den Rand gerückt. In einer Reihe von Fällen sanken die Leistungen auf ein vom Zeugnis her gesehen noch immer recht erträgliches Maß; schlimm war dabei jedoch das Ausbleiben von A r b e i t s g e w ö h n u n gen, das sich später ungünstig auswirkte. Ein guter Schüler, der nicht gefordert wird, kann leicht vergammeln. Diese Gruppe der leistungsfähigeren Schüler stellt ein Gut dar, das nicht um pädagogischer Grundsätze willen vergeudet werden darf. Ihre entsprechende Betreuung ist eine der Forderungen der heute wieder beachteten Ökonomie des Geistigen. Mit Absicht wird hier nicht von "Begabung" im allgemeinen Sinn gesprochen, da es sich um einen Komplex von Gegebenheiten handelt, der noch einer gründlicheren Analyse harrt. Eine wertvolle Hilfe zur Förderung dieser Schüler leistet die Aufgliederung in, g e s c h I o s s e n e L e i s t u n g s g r u p p e n, die sehr verschiedene Arbeitsweisen und Haltungen im Unterricht erkennen lassen, welche in den bisherigen Formen des Klassenverbandes weitgehend überdeckt waren. In der älteren Pädagogik findet man immer wieder den "Gedanken, daß die "besseren" Schüler die "schwächeren" mit sich reißen sollten". Diese Frage spielt übrigens wieder eine gewisse Rolle bei der Diskussion über die Parallelklassen zum Leistungszug. Das Mitreißen durch die besseren Schüler mag bis zum 12. Lebensjahr gelten, wo sich sachbezogenes, unreflektiertes Interesse, naive Neigung zur Selbstdarstellung und soziale Momente im Verhältnis zum Lehrer und zu den Mitschülern noch die Wage halten. Es trifft in anderer Weise auch wieder für die eigentliche Oberstufe zu, wo aus der Sache heraus eine neue soziale Zuwendung festzustellen ist"1) "Völlig anders verhält es sich in unserer Mittelstufe: Hier sieht die Praxis häufig so aus, daß sich der Lehrer müht, diejenigen unter seinen Schülern zu fördern, bei denen das, was die Schule bieten kann, keine rechte Verbindung mit ihren in einem weiteren Sinn "vitalen" Interessen eingeht; die sachliche Leidenschaft der Ansprechbaren stößt dann ins Leere und der Lehrer wendet sich dann an sie, wenn der Unterricht in der Mitarbeit der übrigen nicht mehr vorankommt.“1) Dadurch werden aber die Bedürfnisse der weniger Leistungsfähigen überdeckt, so daß für sie notwendige Verfahren und didaktische Schritte nicht mit der notwendigen Ruhe entwickelt werden können. Es werden also in einer Leistungsklasse Schüler zusammengefaßt, die auf Grund ihres Leistungsverhaltens als mehr oder minder homogene Gruppe durch ihnen angemessene Arbeitsweisen gefördert werden können, während für die Restgruppe (…)2 hierbei die Klassen1 2
A. Riemann „Der Leistungszug“, Zeitschrift ‚Anregung’ Nr. 5/1967, S. 289 im Original unlesbar
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