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Vom Weißengartensaale weg begaben sich die ziemlich angeheiterten Teilnehmer der Kappenfahrt zum Hotel Andrä. Die Gesellschaft Casino hatte hier ein Tanzvergnügen mit Faschingsscherz (Fürther Kirchweih). Auf erholte Erlaubnis erhielten sie Zutritt und durchschritten sodann den Saal so gerade es ihnen eben möglich war und fuhren dann mit bereit gehaltenen Pferdebahnwagen wieder nach ihrem geliebten Nürnberg. - Es war dies der letzte Tag, an welchem im Hotel zur Eisenbahn (Andrä) die Wirtschaft im Betrieb war. (27.) Die Brauerei Geismann, welche 800 Hektoliter Salvator gebraut hatte, eröffnete in ihrer Wirtschaft, Bäumenstraße, die Saison mit Musik. (28.) Vom Sonntag zum Montag wurde bei Raufereien viel gestochen. März 1887 (2.) Stichwahl zwischen Kahl und v. Stauffenberg (im ganzen Wahlkreis Kahl 6433, v. Stauffenberg 12.622 Stimmen). - Die Freisinnigen und vereinigten Demokraten feierten ihren Wahlsieg im Hotel Andrä. - Die Nationalliberalen und Konservativen versammelten sich im Weißengartensaale zur Feier der Wahlsiege im Deutschen Reich. (8.) Zur Zeit gibt es in Fürth 133 Telefonabonnenten. (9.) Durch Mechaniker Hohlweg wurden die hiesigen Kirchtürme mit dem Rathausturm telefonisch verbunden, um bei ausbrechenden Bränden eine gleichzeitige Alarmierung der Feuerwehr herbeizuführen (es blieb bei dem Versuch). (10.) In der Holzstraße werden zwei Reihen Ulmen gepflanzt. (Diese Straße dient gewissermaßen als Ersatz für den in Wegfall kommenden Schreibersweg). - Die obere Karolinen-, die Wald- und ein Teil der Fichtenstraße werden mit Bäumen bepflanzt. Die Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genussmittel hat in 1886 ca. 350 Untersuchungen vorgenommen. Die Beanstandungen verringerten sich von 15 auf 9 %. (14.) Nachmittags 2 Uhr brach im Bodenraum eines neuen Hinterhauses der Taubert‘schen Gerberei Feuer aus; dasselbe brannte vollständig aus. Der Besitzer Taubert erlitt hierbei nicht unerhebliche Brandwunden. - Am gleichen Tag, abends 7 ½ Uhr war Nachtübung der Feuerwehr an dem zum Abbruch bestimmten, völlig ausgeräumten Hotel Andrä. Das Brandobjekt wurde innen mit Rotfeuer bis zum Dach hinauf beleuchtet, so dass man glauben konnte, das Haus sei inwendig nur noch eine glühende Masse. Das Publikum, das nach Hunderten zusah, hatte ein schönes Schauspiel. Die Unternehmer des Hotelneubaues, Maier von hier und Weiß von Nürnberg, übernahmen das Gebäude auf Abbruch für 5000 Mark. Mit dem Abbruch wurde andern Tags begonnen. Nachdem die bayer. Kammer unterm 24. Februar 1886 für den Bau eines neuen Postgebäudes 250.000 Mark bewilligte, wurde heute schon (!) mit der Planierung des Bauplatzes begonnen. (16.) Der 50jährige Dienstknecht J. Kalb bei Pferdemetzger Walz hatte die Gewohnheit, des Abends in der Wurstküche sich auf den Deckel des Wurstkessels zu setzen. Am 11. nun fiel Kalb, der eingeschlafen war, in das noch sehr heiße Wasser des Kessels und ist den hierbei erlittenen Verletzungen heute im Krankenhause erlegen. (22.) Wegen Kaiser Wilhelms 90. Geburtstage waren alle öffentlichen und viele Privatgebäude beflaggt. Die Zeitungen (Central-Anzeiger und Neueste Nachrichten mit dem Bilde des Kaisers) bringen Festartikel. - Festrede des Institutsdirektors Metz im evangelischen Arbeiterverein, des Professors Kahl aus Erlangen im Bürgerverein. Kaisertoast des Landgerichtsdirektors Sibin beim Festdiner im Hotel Kütt, bei Anwesenheit von ca. 80 Beamten und Bürgern. Festdiner der Offiziere des Beurlaubungsstandes bei Krückenmeyer. - Das Streikcomité des deutschen Tischlerbundes fordert durch „Eingesandt’s“ die hiesigen Schreiner auf, den Zuzug nach Hamburg, Altona und Ottensee zu verhindern, da dort am 14. Arbeitseinstellung erfolgte. Die Forderungen der dortigen Schreiner sind 9 ½ stündige Arbeitszeit, Minimallohn 40 Pfennige pro Stunde; jeden Samstag Auszahlung. Erhöhung der bestehenden Akkordsätze um 25 %. April 1887 (1.) Mit heutigem Tage treten in den Gebührenbestimmungen für Benützung der Telefonverbindungen zwischen Nürnberg und Fürth nachstehende Änderungen ein: 1. Jene Abonnenten der einen Stadt, welche für den Verkehr mit der anderen Stadt die Zuschlagsgebühr von jährlich 50 Mark entrichten, können künftig auch von jenen Abonnenten der anderen Stadt, welche diese Zuschlagsgebühr nicht entrichten, kostenfrei angerufen werden (bisher 50 Pfennige Einzelgebühr für 5 Minuten). 2. Wenn zwei Abonnenten der beiden Städte mit einander sprechen, von denen keiner die Jahresgebühr von 50 Mark entrichtet, so werden von dem angerufenen Abonnenten 30 Pfennige für ein 5 Minuten-Gespräch erhoben (bisher 50 Pfennige). Nach Fertigstellung der diesjährigen Erweiterungsarbeiten wird die Telefonanlage Nürnberg-Fürth 534 Anschlussleitungen aufweisen. (4.) Verstorben: C. Zäh, Spiegelfabrikbesitzer, ehemaliger Major der Landwehr älterer Ordnung, wie auch von 1879-84 Magistratsrat, im Alter von 54 Jahren. (5.) Ein „Eingesandt“ im hiesigen Central-Anzeiger äußert sich in herben Worten über die stiefmütterliche Behandlung bezüglich der Briefzustellung seitens der Postverwaltung. Während hier täglich vormittags 2- und nachmittags drei Mal die eingelaufenen Briefe etc. zugestellt werden, können 2