November 1898 (6.) Volksküche 1897/98: Absatz 28.073 Portionen à 10 Pfennige; 6500 Portionen à 15 Pfennige, letztere mit Wurst. Selbstkostenpreis der 10 Pfennig-Portion 13,8 Pfennige, der 15 Pfennig-Portion 20,7 Pfennige. Einnahmen 3662 Mark, Ausgaben 5223 Mark, Vermögen 3140 Mark. (12.) Baumeister Kißkalt hat durch den Abbruch des Hauses Nr. 34 der Schwabacher Straße einen provisorischen Durchgang von der Mathilden- zur Schwabacher Straße eröffnet. (14.) Gestern Vormittag fand im Saale der Restauration Bavaria eine gut besuchte öffentliche Mieterversammlung statt, in welcher verschiedene am letzten Ziel wahrgenommene Missstände erörtert wurden. Namentlich wurde es scharf kritisiert, dass Hausbesitzer sich weigern, Mieter mit Kindern in Wohnung zu nehmen, andere wieder, die ein offenes Geschäft haben, verlangen, jeden Gebrauchsartikel bei ihnen einzukaufen. Die vom Baumeister Kißkalt gebauten Häuser seien nicht weniger als Arbeiterwohnungen, sie seien zwar schön, mit den neuesten Einrichtungen versehen, aber 250 Mark sei für einen Arbeiter zu viel. Innerhalb 8 Tagen sei der Preis einer Wohnung horrend gestiegen. Die von einzelnen Rednern angeführten drastischen Beispiele von Unduldsamkeit seitens der Hausbesitzer riefen zeitweise stürmische Heiterkeit hervor. Schließlich wurde folgende Resolution angenommen: Die heutige Versammlung ist zu der Überzeugung gelangt, dass in Fürth in Bezug auf sanitäre Wohnverhältnisse große Missstände bestehen und fordert die Verwaltung auf, in geeigneter Weise die gebotenen Schritte zu tun. (24.) Rechtsrat Beeg gibt Aufschluss über die in der letzten Zeit zwischen den Gemeinden Fürth und Höfen wegen Aufteilung des letztgenannten Ortes [geführten Verhandlungen]... Rechtsrat Beeg bemerkt, dass diese Grenze nicht dem Wunsch der gemeindlichen Kollegien entsprochen habe, man habe es als wünschenswert erachtet, dass der Kanal die Grenze bilde, und dass die Sodafabrik und die angrenzenden Fabriken nach Fürth gekommen wären. Infolge des ablehnenden Verhaltens der Gemeinde Höfen sei dies nicht zu erreichen gewesen, man habe sich zufriedengeben müssen, um zu verhüten, dass nicht ganz Höfen nach Nürnberg käme, wozu Nürnberg eventuell bereit gewesen sei. Dezember 1898 (1.) Vom Oberbahnamt Nürnberg werden bei dem Magistrat „Pläne für Unterführung der Staatsbahn in der Jakobinenstraße bzw. Leyher Straße“ eingereicht. - Ein Antrag des Baumeisters Kißkalt an den Magistrat, „die Angerstraße zu eröffnen“, wird an die Finanzkommission verwiesen. Es wären bei 12 Metern Breite von der Gemeinde 50.000 Mark, bei 7 Metern Breite 25.000 Mark zuzuschießen. Januar 1899 (1.) Der von der bisherigen Gemeinde Höfen abgetrennte Teil und die Ortschaft Weikershof (11 Familien = 67 Einwohner) sind seit heute in Fürth eingemeindet. (2.) Als Beweis dafür, wieviel an einem Silvesterabend dahier verpulvert wird, diene die Mitteilung, dass in einem Geschäft allein 15 Groß-Frösche verkauft wurden. (10.) Seit heute ist Poppenreuth mit Espan mit Gas beleuchtet, welches aus dem Gaswerk Muggenhof bei Nürnberg bezogen wird und wofür jährlich 400 Mark zu bezahlen sind. Dauer des Vertrages 50 Jahre. Februar 1899 (3.) Dem Projekt der Staatsbahnverwaltung, die Staatsbahn an der Leyher Straße bzw. Jakobinenstraße zu unterführen, wird vom Magistrat zugestimmt; dagegen wurde abgelehnt, die Ludwigsbahn ebenso zu unterführen, da die Jakobinenstraße bei der Promenadestraße eine Treppenanlage bekommen hätte, in letzterer Straße eine große Mulde entstanden wäre und die Steigungen westlich bis zur Scheidig'schen Fabrik und östlich erst bis in das erste Drittel der Zähstraße geendigt hätten. Für die Zu- und Abfahrt vom Kohlenhof überlässt der Staat einen 8 Meter breiten Weg von der Gebhardtstraße zum Bahnhof schienengleich. (12.) Nach einer soeben auf dem Standesamt vollzogenen Trauung genas die Neuvermählte in dem Amtszimmer eines Offizianten, woselbst auch eine Hebamme sofort zur Stelle war, eines Kindes. (Ein Rekord, der kaum geschlagen werden kann). (22.) Trotz des Gutachtens des Gaswerkverwalters spricht sich auch heute das Gemeindekolleg mit allen gegen 4 Stimmen für den Platz Theresien-Schwabacher Straße behufs Herstellung eines Theaterneubaus aus und wird der Magistrat ersucht, nunmehr zuzustimmen. März 1899 (3.) Nachdem nun ein Jahr verflossen, seit die Nachtwachen der Sanitätskolonne bezogen wurden, ist zu konstatieren, dass in diesem Zeitraum in 192 Fällen die erste Hilfe geleistet wurde. Derzeitiger Führer L. Schorr. 41
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