(22.) Die Errichtung einer höheren Mädchenschule nach dem Kommissionsentwurf wurde vom Magistrat mit allen gegen 3 Stimmen beschlossen; ein zu diesem Zweck zu errichtendes Gebäude kommt Ecke Birken- und Tannenstraße zu stehen. April 1906 (6.) In der Hauptversammlung des katholischen Kirchenbauvereins wurde mitgeteilt, dass ... an Reinvermögen 52.000 Mark vorhanden sind. Beschlossen wurde, im Herbst mit dem Neubau der Heinrichskirche zu beginnen, welche im gotischen Stil errichtet werden und 180.000 Mark kosten soll. Die Pläne sind von der Regierung genehmigt worden. (15.) Gestern nachmittag starb Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer, Ehrenbürger der Stadt Fürth, im 70. Lebensjahr nach längerer Krankheit; leider war es ihm nicht vergönnt, die am 26. Mai vorgesehene feierliche Eröffnung des „Berolzheimerianums“ zu erleben. (23.) Um Verwechslungen mit Orten gleichen Namens, wie solche schon häufig vorkamen, hintanzuhalten, wurde bestimmt, dass die Stadt Fürth im allgemeinen Verkehrsinteresse für die Folge mit Fürth i. B. zu bezeichnen ist. (26.) Das Fuß- und Faustballspiel auf dem Schießanger wird mit Rücksicht auf die Frequentanten von und zum Friedhofsteg als zu belästigend und für dieselben sogar gefährlich, verboten. Mai 1906 (3.) Die Kommerzienräte Anton Sahlmann und Theodor Löwensohn haben anlässlich der Hochzeit ihrer Kinder 4000 Mark für eine Anzahl gemeinnütziger Vereine und für wohltätige Zwecke gespendet. (10.) Immer mehr verstehen sich die Hausbesitzer in der Altstadt dazu, bei Erneuerung der Fassaden das zutage tretende schöne altfränkische Fachwerk nach der alten heimischen Weise zu behandeln, d. h. nicht mehr zu verputzen, sondern mit Farbanstrich zu versehen und nur die Zwischenfelder zu verputzen. - Die Heiligenstraße, welche ein Gefälle bis zu 7 Prozent hat, wird nun umgelegt, so dass die Steigung auf 5,1 Prozent sich mindert... Die Umlegung geschieht hauptsächlich mit Rücksicht auf eine später durch die Straße nach dem Friedhof zu führende Straßenbahn. (25.) Jahrhundertfeier in Fürth. Prinz Ludwig ist als Vertreter Seiner königlichen Hoheit des Prinzregenten heute Nachmittag vor 5 Uhr zur Feier der hundertjährigen Zugehörigkeit Fürths zu Bayern mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug auf dem mit Fahnen, Blattpflanzen und Teppichen reich geschmüchten Bahnhof hier eingetroffen... (26.) Um 10 Uhr begab sich der Prinz zur Eröffnung des Berolzheimerianums, an welcher in Vertretung des Ministers des Innern und des Kultusministers Regierungspräsident Freiherr von Welser, der Erzbischof von Bamberg Dr. Abert, die Spitzen der Behörden und zahlreiche geladene Gäste teilnahmen... - Nachdem das Nichtanhalten des D-Zuges 39 die Gemüter dahier seit vielen Wochen in Aufregung erhielt, mag es nicht uninteressant sein, darauf hinzuweisen, dass in dem Augenblick, als die Hülle des Standbildes am Berolzheimerianum gefallen war und alles den Worten des Prinzen Ludwig lauschte, dieser vielumstrittene D-Zug 39 mit großer Vehemenz vorüber sauste, was zu Bemerkungen aller Art Veranlassung gab. Juni 1906 (6.) Die heute früh 5 Minuten nach 5 Uhr in Zwischenräumen von 1 ½ Minuten von Frankfurt am Main abgelassenen Automobile der „2. Herkommer-Konkurrenz 1906“ durchfuhren unsere Stadt in der Zeit von 8 ¾ Uhr früh bis 2 Uhr nachmittags. Von 154 Wagen, die gemeldet waren, haben bis 10 ¾ Uhr schon 80 Fürth passiert. Prinz Heinrich von Preußen mit Wagen 75, ab Frankfurt um 5 Uhr 40 Minuten, durchfuhr hiesige Stadt um 10 ½ Uhr. Außer einem Jagdhund, der dahier überfahren und dadurch getötet wurde, kamen in Fürth keine Unfälle vor. (23.) Der Ausstand in den Glasschleifereine hält nun schon über 7 Wochen an und es besteht noch gar keine Aussicht auf dessen Beilegung... Juli 1906 (2.) Gestern kam das Zahlbad der Frauen der neuen Flussbadeanstalt zur Eröffnung. (7.) Heute Vormittag trassierten die Stadt eine Anzahl Motorradfahrer, für welchen Zweck von der Polizei ähnliche Vorsichtsmaßregeln vorgesehen waren, als bei der Herkommer-Automobilfahrt. (13.) Verstorben Standesherr Graf Pückler-Limpurg in Burgfarrnbach, 81 Jahre alt. (14.) In einem heute Vormittag abgehaltenen Generalappell der Aufständigen in den Glasschleifereien, in welchem die Streikleitung die Wiederaufnahme der Arbeit empfahl, erklärten sich 570 Arbeiter für die Beendigung des Streiks, 517 dagegen. Die Arbeit wird am Montag wieder aufgenommen werden. Erreicht haben die Arbeiter nur eine Minderung der Arbeitszeit um 1 Stunde... Der Streik begann am 6. Mai, hat also gegen 10 Wochen gedauert. (21.) Der Glasschleifer B. hat in der Königswarterstraße den christlichen Gewerkschaftssekretär S. aus Weiden überfallen und mittels Gummischlauches auf ihn eingeschlagen. S. flüchtete in das Gebäude 64
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