(25.) Die Volksküche, welche am 7. November wiedereröffnet wird, gibt außer den 10 PfennigPortionen (Suppe und Schwarzbrot) versuchsweise auch 15 Pfennig-Portionen; das Mehr von 5 Pfennig bringt abwechselnd ein Stückchen Fleisch oder eine Wurst. November 1887 (1.) Der Hofstahlwarenfabrikant Leykauf von Nürnberg, welcher die 2 Ottschen Gasmotore (à 40 Pferdekräfte), zu deren Antrieb ein 3pferdekräftiger Motor dient (sind aus der Gasmotorenfabrik Deutz), lieferte und welche das nun fertig gestellte Wasserwerk in Betrieb setzen, erhielt auf Ansuchen die Erlaubnis, einer Anzahl Nürnberger und Fürther Herren das Wasserwerk besichtigen zu lassen. Den Führer machte Ingenieur Kullmann, welcher auch das ganze Wasserwerk in Tätigkeit setzen ließ. Ein Zeitungsbericht sagt hierüber (der Korrespondent von Nbg.): „Der Laie staunt, der Kenner hat seine Freude daran.“ An die Besichtigung reihte sich ein Frühstück im „Stadtwappen“ dahier. (9.) Auf Antrag des Magistratsrats Lieser wird eine Untersuchung veranstaltet, um zu ermitteln, wie viele Konzessionen bis jetzt zum Ausschank und Kleinhandel von Schnaps erteilt wurden. Die Gesuche um Konzessionen nehmen ungemein zu. (25.) Die Wahlbewegung kommt in Fluss. Die Demokraten und Sozialisten stellen eine gemeinschaftliche Liste auf. Eine aus 15 Bürgern vermittelnde Partei hat es fertiggebracht, sämtliche liberale Wähler unter einen Hut zu bringen und eine gemeinsame Liste aufzustellen. Demokrat Evora ermahnt die Wähler, dafür zu sorgen, dass der Stadt „der demokratische Charakter gewahrt bleibe“. (28.) Gemeindewahl: 4129 Wahlberechtigte; 3039 haben gewählt = 76 % ... Die liberale Liste erhielt 1612 Stimmen, die demokratische 1204. Dann wurden noch 207 wilde und 16 ungültige Zettel abgegeben. Dezember 1887 (19.) Vom Magistrat wurde heute in außerordentlicher Sitzung der Kommunaletat für 1888 durchberaten und die Umlagen auf 85% des Staatssteuersolls festgesetzt. Vorgesehen sind unter anderem die Errichtung von Feuermeldestellen in den Kontrollstationen der Würzburger- und Nürnberger Straße. Für Pflasterungen 80.000 Mark. (Die Lilienstraße soll unter dem Vorbehalt umgepflastert werden, dass die vor dem Hause 6 sich befindliche Dunggrube beseitigt wird.) Die Einnahmen und Ausgaben bilancieren mit 713.802 Mark. Staatssteuersoll 315.000 Mark. (21.) Beim Treibjagen auf der Vacher Jagd (Pächter Landrat Schmidt von Vach) wurden 220 Hasen erlegt. Januar 1888 (1.) 24 Grad Kälte. (4.) Von allen Seiten kommen Hiobsposten in Bezug auf die Wasserleitung in den Häusern, öffentlichen Anstalten usw. Infolge der strengen Kälte sind massenhaft Rohre in den Hausleitungen zersprungen, Ventile herausgetrieben worden, worauf in der Regel eine mehr oder weniger große Überschwemmung eintrat. (10.) Der um 11 ½ Uhr vormittags von Fürth nach Nürnberg fahrende Zug der Ludwigsbahn karambolierte bei Station Doos mit dem leeren letzten Wagen eines von Nürnberg (Gaswerk) nach Station Doos einfahrenden Kohlenzuges, welcher nicht mehr rechtzeitig das andere Gleis erreichen konnte. Die Lokomotive „Johannes Scharrer“ wurde beschädigt, der letzte leere Kohlenwagen aus dem Gleis geworfen und übel zugerichtet. Personen sind nicht verletzt worden. (19.) Eine staatliche Erhebung hat ergeben, dass hier 170 Konzessionen zum Kleinhandel bzw. Ausschank von Schnaps erteilt wurden (hierunter 82 an Wirte), es trifft somit auf 225 Seelen ein Schnapsverkauf. Da dies weit über das Bedürfnis hinausgeht, will man von nun ab bei allen Gesuchen die Bedürfnisfrage genau prüfen und werden heute schon zwei derartige Gesuche abgewiesen. Februar 1888 (2.) Die neue Rathausuhr, von Mannhardt in München geliefert und am 9. November 1887 aufgestellt, kostet 1000 Mark. Diese Firma hat die alte Uhr um 250 Mark übernommen. (14.) Der Wasserleitungssteg, welcher schon vor einigen Monaten, weil er sich senkte, mit eisernem Gestänge gestützt wurde, gab neuerdings nach und musste mit hölzernen in den Fluss eingerammten Stützen gesprießt werden. Senkung 40mm, zulässig nur 20 mm. (16.) Zur Kennzeichnung der Klagen über die schlechten Zeiten diene nachstehendes Inserat aus hiesigen Zeitungen: „Einladung: Diejenigen Herren Salvatortrinker, welche am kommenden Sonntag die Salvatorfahrt nach Würzburg mitmachen, werden ersucht, zur Singprobe behufs Erlernung der neuen Salvatorlieder sich am Freitag, den 17. ds., abends 8 ½ Uhr, in der Restauration Brauerei Geismann pünktlich einzufinden. Das Comité.“ - In der Gustavstraße und auf dem Markt hat sich mit der Zeit eine Art Trödelmarkt (Handel mit Stoffresten usw.) herausgebildet. Einer Beschwerde 7
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/7
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