August 1908 (14.) Das photografische Gewerbe schließt an Sonntagen um 2 Uhr die Betriebe. (26.) Sonntag nacht gegen halb 10 Uhr haben die beiden Kanoniere Münch und Strobel von der 2. Batterie des 6. Feld.-Art.-Regiments in Fürth in einem Mannschaftszimmer mit einem scharfen Geschoßteil manipuliert, das sie vom Lechfeld eigenmächtig, obwohl es streng verboten ist, mitgenommen hatten. Das Geschoßteil explodierte, wobei die beiden Soldaten schwer verletzt wurden. Sie wurden in das Garnisonslazarett in Nürnberg gebracht. (27.) Die Walderholungsstätte im Fürther Stadtwald gelangte heute zur Eröffnung. September 1908 (16.) Die Wirtschaft „Zur Wolfsschlucht“ an der Wilhelmstraße ging durch Kauf in den Besitz der Brauerei Mailänder über. (26.) Eröffnung des Feuerwehrhauses an der Königstraße... Nach einer größeren Übung an den Gebäuden der Max- und Friedrichstraße 24 und 26 rückte die Feuerwehr unter Vorantritt der Stadtkapelle in das neue Haus ein. Oktober 1908 (1.) Die Vororte Dambach und Weikershof erhalten nunmehr auch Anschluss an das Elektrizitätswerk... (12.) Im Waldmannsweiher ist u. a. ein 10pfündiger Hecht gefangen worden. (15.) Trotz aller Warnungen durch Plakate vor den Taschendieben haben diese während der Kirchweihmesse reiche Beute gemacht. (21.) Schweres Bauunglück beim Schulhausneubau an der Frauenstraße. Bei Dacharbeiten löste sich ein Gesimsstein, der noch nicht eingemauert war. Der Stein fiel herab, durchschlug das Gerüst und riß zwei Zimmerleute 4 Stockwerke in die Tiefe. Ein dritter Arbeiter konnte sich an einem nebenliegenden Gesimsstein fangen und auf das Dach hinauf retten. Einer der Abgestürzten verstarb bald darauf im Krankenhaus, der andere wurde schwer verletzt. November 1908 (5.) Eine interessante Episode hat sich gestern in der geheimen Magistratssitzung abgespielt. Ein Herr Rat, der kürzlich seine silberne Hochzeit beging, hatte eine 3 Seiten lange Beschwerdeschrift über den Oberbürgermeister und den Magistrat an die Regierung gerichtet, weil ihm zu seinem Ehrentag nicht durch eine Deputation des Magistrats die Glückwünsche dargebracht worden sind und der übliche Blumenstrauß nicht überreicht wurde. Die Regierung leitete das Schriftstück kurzerhand an den Magistrat. Oberbürgermeister Kutzer stellte unter Bedauern fest, dass jede Absicht ferngelegen und die Gratulation nur unterblieben sei, weil man von dem Ehejubiläum des Herrn Rat keine Kenntnis hatte. Von anderer Seite hob man hervor, dass ein anderer Herr Rat, der vor 1 oder 2 Jahren gleichfalls die Silbermyrten tragen konnte, auch nicht beglückwünscht worden sei. (15.) Grundsteinlegung zur St. Heinrichskirche. – (16.) Der Scharlach unter Kindern und Erwachsenen tritt hier zurzeit mehrfach auf. – Eine amtliche Zählung des Verkehrs in der Fürther Straße hat interessante Ziffern ergeben. Es verkehrten hiernach täglich 617 Straßenbahnwagen und 465 bis 515 Fuhrwerke, hierzu kommen die vielen Radfahrer, welche zeitweise sich in Scharen zu den Arbeitsstätten begeben und diese verlassen. Die Ludwigsbahn läßt an den Wochentagen 130, an den Sonntagen 136 Züge verkehren. Dezember 1908 (4.) Ein mittelfränkischer Kreisverband der Polizeibeamten und Bediensteten hat sich heute dahier gegründet... (5.) Ab heute wurde der Fuhrwerksverkehr durch die Unterführung Jakobinen-Leyher Straße eröffnet. Januar 1909 (8.) Bei einer Explosion in den Wickels-Papierwerken verunglückten 5 Arbeiter, von denen zwei kurz darauf starben. (14.) Für die durch ein Erdbeben in Süditalien Geschädigten bewilligten die gemeindlichen Kollegien 500 Mark als Beihilfe. (17.) Die Eisenbahnbetriebs- und die Eisenbahnbauinspektion beziehen das neue Dienstgebäude Theresienstr. 3 neben dem Berolzheimerianum. (29.) Elektrische Beleuchtung im Rathause. [Sitzung des Stadtmagistrats] 205 Mark für die Einrichtung in den Zimmern 18 (früherer Sitzungssaal) und 41 (Bauamtszimmer) sind gestrichen, weil dort zu der 70
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