sie im Ernstfall ihre Schlagkraft beweisen. In den Vereinigten Spiegelglas-Fabriken in der Lange
Straße war ein Großfeuer ausgebrochen. Als die Feuerwehr eintraf, brannte schon der Dachstuhl
des langgestreckten Gebäudes. Durch eine Spiritusflamme war Dachpappe in Brand geraten. Das
Feuer hatte sich rasend schnell ausgebreitet. Nach dreistündiger Arbeit war der Brand gelöscht.
Der Sachschaden des völlig ausgebrannten Dachstuhls war durch die Versicherung gedeckt.
Stadttheater: "Viktoria und ihr Husar".
Donnerstag, 22. Oktober 1931
Die seit Mai 1931 in Nürnberg existierende "Arbeitsgemeinschaft arbeitsuchender Frontsoldaten"
hielt in der Gaststätte "Jahnturnhalle" (Theresienstraße) eine Versammlung ab. Ehemalige
Kameraden ohne Rücksicht auf Partei oder Konfession sollten sich in den nächsten Tagen in
Listen eintragen. Man wollte die Einführung einer "Frontkriegerkarte", die den Inhaber berechtigte,
jede in seinem Beruf freiwerdende Stelle bevorzugt besetzen zu dürfen. Dies müsse für alle
Betriebe in Deutschland zur Pflicht gemacht werden.
Im Weltpanorama am Ludwigsbahnhof zeigte man derzeit Diaserien aus Österreich. Ab dem
kommenden Montag gelangte ein Zyklus von Bildern aus Afrika zur Vorführung.
Alhambra: "Försterchristl" mit Irene Eisinger und Paul Richter.
Freitag, 23. Oktober 1931
Die Stadt Fürth erließ ein Parkverbot für Autos und Fahrräder zwischen Kohlenmarkt und
Hindenburgstraße (heute Rudolf-Breitscheid-Straße).
Die Nazis übten Druck aus! Wegen Nichteinhaltung gesetzlicher Fristen gemäß der
Gemeindeordnung verschob der Fürther Stadtrat den Antrag der nationalsozialistischen Stadträte
Schreiner und Jakob auf Auflösung des Stadtrates und Neuwahlen bis zum nächsten gesetzlich
möglichen Termin.
Die "Intra" gab seit April 1931 eine Funkzeitung heraus. Der Umfang dieser Funkzeitung wurde
nun vergrößert. Die Radiozeitung wurde in Nürnberg gedruckt und war im Nürnberg/Fürther
Zeitschriftenhandel für 15 Pfennige wöchentlich erhältlich.
Lu-Li: "Weekend im Paradies" mit Else Elster und Otto Wallburg.
Alhambra: "Gefahren der Liebe" mit Claire Rommer und Hans Stüwe.
Stadttheater Fürth: "Der Bettelstudent".
Samstag, 24. Oktober 1931
Seit Jahren schon widmete der TV Fürth 1860 der Förderung des Leistungsturnens von Frauen ein
besonderes Augenmerk. So kam es jetzt in der vereinseigenen Turnhalle zu einem "Werbeturnen
der Turnerinnen" auf hohem Niveau. Viele Fürther Stadträte - an ihrer Spitze OB Dr. Wild - waren
der Einladung hierzu gefolgt. Die Mädchen und Frauen zeigten an den Geräten Spitzenleistungen.
Vor 40 Jahren wurde dem Bäckermeistersehepaar Schmelzer (wohnhaft im historischen Löhehaus
an der Königstraße) eine Tochter geschenkt. Dieses glückliche Ereignis veranlasste das Ehepaar
zu dem Gelübde, den Geburtstag alljährlich zu einem Festtag für das Fürther Waisenhaus werden
zu lassen. Über 100 Kinder labten sich auch dieses Jahr an den Erzeugnissen der Backstube.
Dazu gab es Malzkaffee und Kakao.
Die Kurrende sang an diesem Samstag um 15.30 Uhr in der Blumenstraße. Der Gesang der
Vorwoche hatte dem Waisenhaus 69 RM gebracht.
Montag, 26. Oktober 1931
Am Donnerstagabend wurde der Fürther Bankier Georg Brückner, dessen Bank wenige Tage
zuvor die Zahlungen einstellen musste, von der Polizei verhaftet und in das Fürther
Landgerichtsgefängnis eingeliefert. Ihm wurde vorgeworfen, sich an den Konten seiner Kunden
sowie an Effektendepots vergriffen zu haben. Im Raum stand eine veruntreute Summe von
240.000 RM. Der Bankier legte ein Geständnis ab.
Das "Lebensmittelhaus Scheuer Nachf. Erhard Mauser" Ecke Hirschen- und Rosenstraße warb in
Anzeigen in der NZ mit "stets frisch gebranntem Kaffee aus eigener Rösterei".
Seite:Kuntermann 1931.pdf/60
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