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Samstag, 31. Oktober 1931 Bäckermeister und Gaststättenbesitzer Karl Memmert im Fürther Vorort Kronach (Nr. 8) feierte sein 50-jähriges Berufsjubiläum. Memmert hatte im Jahr 1881 das Anwesen des Landwirts Johann Ulrich käuflich erworben und es 1894 vergrößert. Schnell erreichte sein Café bei Kuchen- und Sahnekennern einen großen Ruf. 1904/05 ließ er daneben einen Tanzsaal errichten. Um die Verkehrsverhältnisse zu verbessern, organisierte Memmert eine Kleinschifffahrt auf dem alten Kanal mit Pferden, 1912 erfolgte die Einführung von Motorschiffen auf der Strecke Doos-Kronach ("Schlagrahmdampfer"). 1931 übergab Memmert den Betrieb an seinen Schwiegersohn Weigel. Noch heute ist die bekannte Gaststätte nach ihm benannt. Die Kurrende sang an diesem Samstag um 15.30 Uhr in der Mathildenstraße. Der Gesang der Vorwoche hatte dem Waisenhaus 56 RM gebracht. Fortuna-Lichtspiele: "Lux, der König der Abenteurer" mit Lya Hildebrand und Carl Auen. Montag, 2. November 1931 Am gestrigen Sonntag hielten die Katholiken Fürths um 14.30 Uhr auf dem Friedhof an der Erlanger Straße wieder ihre "Allerseelenfeier" ab. An den einzelnen Stationen gab es auch musikalische Beiträge. So sangen z.B. an der zweiten Station (Kriegerehrengräber) die Sänger des katholischen Gesellenvereins den Männerchor "Ruhe sanft im kühlen Schoß der Erde". Am letzten Samstag eröffnete in der Fürther Schirmstraße 3 die Gaststätte "Goulaschküche". Besitzer Georg Hollweck und Frau servierten zu warmen und kalten Speisen das vorzügliche Geismannbier. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim ASN Nürnberg auf dessen Platz in Herrnhütte mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Kießling. Trotzdem verblieb man auf Rang zwei der Tabelle. Weltspiegel: "Der Bettelstudent" mit Jaromila Novotna und Heinz Bollmann. Dienstag, 3. November 1931 Über den Weg einer Notverordnung der bayerischen Staatsregierung wurde das Stadt Fürth mitgeteilt, dass man das Fürther Landgericht zum 1. April 1932 auflösen werde. Die Nachricht war für Fürth ein schmerzlicher Verlust, nicht nur von der Bedeutung nach außen. Der Gerichtsbezirk reichte schließlich bis in die Gegend von Kitzingen. Der Fortfall der Strafkammer würde Fürth auch die Einziehung des Schwurgerichts und des Handelsgerichts nach sich ziehen. Etwa 50 Beamtenfamilien würden von Fürth wegziehen und etliche Kanzleien von Rechtsanwälten schließen. Am Restaurant "Amtsbräustübl" am Grünen Markt sowie an der Humbser-Mälzerei an der Bäumenstraße und am Milchhäuschen Ecke Theater- und Mathildenstraße entstanden derzeit öffentliche Telefonzellen. Am letzten Wochenende schloss für den Tennisclub "Grün-Weiß Fürth" die Saison. Bis spätestens Sonntag 17 Uhr mussten die Mitglieder ihre Schränke im Clubhaus räumen. Mittwoch, 4. November 1931 Militärische Deutschtümelei lag voll im Trend: Am letzten Samstag gab die "Jung-Bayern-Kapelle" im dicht gefüllten Geismannsaal ein Konzert. Marschmusik durchflutete den Saal. Die wuchtige Fülle der Darbietungen löste beim Publikum große Begeisterung aus. Der Applaus erreichte seinen Höhepunkt im "Großen bayerischen Zapfenstreich mit harmonischem Kavallerie-Retraite", dem noch etliche Zugaben folgten. Die Stadt Fürth teilte über die Presse mit, dass man die ursprünglich geplanten Stipendien für Hochschulstudierende für das Jahr 1931 aufgrund der Haushaltslage leider ganz streichen müsse. Weltspiegel: "Meine Frau - die Hochstaplerin" mit Käthe von Nagy und Heinz Rühmann. Stadttheater Fürth: "Die lustigen Weiber von Windsor". Donnerstag, 5. November 1931