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Mittwoch, 19. Oktober 1932 Krimineller Nachklang zur "Kärwa 1932": Wie die Polizei mitteilte, kam es während der 11 Tage der Fürther Kirchweih zu 4 Taschendiebstählen, 12 Diebstählen an den Ständen und Buden, 11 Körperverletzungen (die meisten politisch motiviert), 1 Sittlichkeitsvergehen, 10 Trunkenheitsdelikten mit Sachbeschädigungen, 13 unerlaubten Betteleien und 15 Ruhestörungen. Für verlaufene Kinder wurde in 25 Fällen gesorgt. Anlässlich der Fürther Kirchweih wurde das Waisenhaus mit milden Gaben bedacht. So erhielt jedes Waisenkind vom "Reichsverband der Kleingärtner-Kolonie 15" einen duftigen Blumenstrauß, ein Buchhändler lud Waisenkinder und Personal zu Kaffee und Kuchen ein und die unter dem Namen "Gout Becki" bekannte Bäckermeisterswitwe Schmelzer versorgte alle Waisenkinder mit frischem Gebäck. Donnerstag, 20. Oktober 1932 In diesen Tagen wurden den Fürthern die Formblätter für die "Personenstandsaufnahme" durch Beauftragte des Stadtrates zugestellt. Zum Ausfüllen gab es Hauslisten (für Hausbesitzer), Haushaltungslisten (für jede Familie bzw. Alleinstehende) und Betriebslisten (für jedes gewerbliche Unternehmen). Durch Verordnung des Freistaates Bayern wurde Anfang Oktober von den Gemeinden ein Zuschlag zur Wohlfahrtsabgabe in Höhe von 100% sowie ein Zuschlag zur Bürgersteuer von 500% gefordert. Nachdem der Fürther Stadtrat dies formal ablehnte, machte die Regierung von Mittelfranken Druck und verlangte durch Anordnung von Fürth die Zahlung. In seiner Sitzung vom 18. Oktober entschied der Fürther Stadtrat, den Zuschlag zur Wohlfahrtsabgabe zu bezahlen, da juristisch nichts dagegen zu machen war. Die Zahlung eines Aufschlages zur Bürgersteuer wurde dagegen mit 28:11 Stimmen abgelehnt. Freitag, 21. Oktober 1932 Das in Fürth von Alfred Nathan, Ehrenbürger der Stadt Fürth, zum Gedächtnis an seine Eltern geschaffene "Nathan-Stift" wurde am 7. Februar 1907 gegründet. Im Jahre 1931 lagen dort 257 Wöchnerinnen auf Station. Von den 255 Neugeborenen waren 138 Knaben und 117 Mädchen. Dazu kamen 8 Totgeburten. Damit fanden 1931 insgesamt 23% aller Fürther Geburten im Nathanstift statt. Die Mindestaufenthaltsdauer betrug 11 Tage. Fast alle Kinder konnten gestillt werden. Die operative Hilfe bei der Geburt wurde nach strengster Indikationsstellung in Narkose ausgeführt. Die Kosten der Entbindung wurden 1931 in 103 Fällen von den Ortskrankenkassen übernommen, außerdem gab es 129 Selbstzahler. Für die restlichen Fälle kam das Wohlfahrtsamt auf. Schon seit einigen Jahren sank in Fürth die Zahl der Geburten - wie auch anderswo. Die Wöchnerinnen-Abteilung verfügte über 24 Betten. Leiter des Nathanstiftes war damals Dr. Hedrich. Stadttheater Fürth: "Das verwunschene Schloss". Samstag, 22. Oktober 1932 In diesen schwierigen Zeiten waren "Dauerwellen" äußerst günstig. Für Haarewaschen, Schneiden in bester Qualität und angelegte Wasserwellen zahlte man im "Damensalon Sehrt" in der Fürther Moststraße 9 nur 5 RM. In Anzeigen warb man in der NZ mit Garantieübernahme für größte Haltbarkeit. Wie der Name "Dauerwellen" schon sagt, waren die Sitzungen schon damals recht zeitaufwändig. Die Kurrende sang an diesem Samstag um 15.30 Uhr in der Blumenstraße. Der letzte Gesang hatte dem Waisenhaus 51 RM gebracht. Alhambra: "Zwei Herzen und ein Schlag" mit Lilian Harvey und Kurt Lilien. Lu-Li: "Die oder keine" mit Gitta Alpar und Max Hansen. Kristall-Palast: "Flucht von der Teufelsinsel" mit Ann Harding und Ronald Colman. Weltspiegel: "X 27" mit Marlene Dietrich und Mac Laglen.