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Dienstag, 20. Februar 1934 Georg Heusinger, der Führer des Jungbannes B 24, hielt am letzten Sonntag eine Besprechung für alle entsprechenden Führer von Stämmen und Fähnlein ab. Es gab nun keine andere Jugendorganisation mehr außer Jungvolk und Hitlerjugend. Heusinger ermahnte die Führer: „Revolution ist nicht, dass man den Gegner überfällt und schlägt, sondern revolutionär, vorwärtsstrebend im Denken und Handeln.“ Die „Freiwillige Sanitätskolonne Fürth“ vom Roten Kreuz legte ihre Jahresbilanz 1933 vor. Sie bestand aus 170 Mann, die in 12.463 Fällen helfend eingriffen. Davon musste 3150 Mal das Krankenauto in Anspruch genommen werden. Die anstrengendste Zeit waren die Tage des Reichsparteitages 1933, in denen die Rotkreuzler allein in 3803 Fällen Hilfe leisten mussten. Die bescheidenen Zuschüsse der öffentlichen Hand sorgten in den letzten Jahren immer wieder für Defizite, die aus noch vorhandenen Rücklagen gedeckt wurden. Mittwoch, 21. Februar 1934 Die NZ widmete einen Artikel den bekannten Fürther Originalen wie dem „Gnadensia“, dem „Dienstmann Schlee“, dem Volkssänger „Schmalz“, der „Schilderwach“, dem „Pfeifendurla“ oder dem „Fritzla“. Letzterer lebte damals noch in der Fürther Innenstadt und war bei den jungen Mädchen wohlbekannt. Sie trieben ihren Spott mit ihm, weil das „Fritzla“ mit ihnen häufig Gespräche mit erotischem Einschlag führte. Er stotterte stets dabei. Ansonsten war er sehr arm. In den Lokalen trank er die Bierreste aus den Gläsern und sammelte Zigarrenstummel, die er zerkrümelt in der Pfeife rauchte. Der „Fürther Haus- und Grundbesitzerverein“ hielt seine Jahreshauptversammlung ab. Dem Verein gehörten 1586 Mitglieder an. Vor der Wahl erhielt der anwesende Stadtrat Sandreuther das Wort. Dieser schlug die bisher arbeitende und nationalsozialistisch orientierte Vorstandschaft vor. Es regte sich kein Widerspruch, so dass die bisherige Vorstandschaft ausnahmslos in ihrem Amt bestätigt wurde. Donnerstag, 22. Februar 1934 Für den Sonntag, 25. Februar, gab die Fürther Stadtverwaltung anlässlich des zu diesem Termin stattfindenden „Gefallenen-Gedenktages“ folgende Anordnung heraus: Verboten wurden Tanzlustbarkeiten jeder Art, in Kinos und Theatern durften nur Filme bzw. Stücke ernsten Inhalts gespielt werden. Gegen Sportveranstaltungen war nichts einzuwenden. Aufführungen in Konzertcafés waren verboten, in großen Konzerthallen durfte nur ernste Musik gespielt werden. Stadttheater Fürth: „bezauberndes Fräulein“, Operette von Benatzky. Lu-Li: „Des jungen Dessauers große Liebe“ mit Trude Marlen und Willy Fritsch. Alhambra: „Der Polizeibericht meldet!“ mit Olga Tschechowa und Paul Otto. Zentral-Lichtspiele: „Paprika“ mit Franziska Saal und Lieselott Schaak. Kristall-Palast: „Wilhelm Tell“ mit Hans Murr und Conrad Veidt. Freitag, 23. Februar 1934 OB Jakob gedachte in einer Sitzung des Fürther Stadtrates noch einmal des Erfolges an Fasching, wo auch Geld unter die Leute gebracht wurde. Besonders dankte er „dem trinkfesten und opferbereiten Vertreter des Prinzen Bernhard I., dem Kaufmann Bernhard Hofmann, dem hohe Anerkennung für seine würdige Vertretung und die gebrachten Opfer gebühre.“ Der Fürther Gemeindehaushalt 1934 schloss in Einnahmen und Ausgaben mit 16.061.289 DM ab. Gegenüber dem Vorjahr waren die Ausgaben um 1.693.635 RM, die Einnahmen um 856.822 RM niedriger angesetzt worden. Seit der Machtübernahme war die Zahl der Fürsorgeempfänger in Fürth um über 2000 gesunken. Gemäß Anzeige in der NZ wollten sich Angehörige des Vereins „Kriegsgefangene Fürth“ am Sonntag zur Helden-Gedenkfeier um ½ 10 Uhr in der Gaststätte Voitlein in der Schillerstraße