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Osterhasen und Osterlammtafeln in allen möglichen Formen hergestellt. Von feinster Milchschokolade bis zum preiswertesten Zuckerguss entstanden hier die beliebten Hoppelmänner und sonstige Osternaschereien. Stadttheater Fürth: „Der Barbier von Sevilla“, Oper von Rossini. Samstag, 10. März 1934 Zum ersten Mal jährte sich mit dem 9. März der Tag der nationalsozialistischen Revolution. Aus diesem Grund fand in Fürth abends um 8 Uhr eine große Kundgebung der Fürther SA und anderer nationalsozialistischer Organisationen statt. Am 9. März 1933 hatten die Nazis auch im Fürther Rathaus die Macht übernommen und die Hakenkreuzfahne gehisst. Zum Gedenken wehten nun in allen Straßen, von allen Häusern und aus fast allen Wohnungen Fürths Hakenkreuzfahnen und Wimpel sowie Schwarz-weiß-rote Fahnen. Aus allen Richtungen marschierten Fackelzüge zum Fürther Rathaus (die Fackeln stammten vornehmlich aus der Drogerie Andreas Kögler in der Schwabacher Straße). Trotz strömenden Regens waren Tausende Fürther gekommen, um die Gedenkrede von Bürgermeister Schied zu hören. Montag, 12. März 1934 Die NZ berichtete von einem regen Besuch des Fürther „Poculators“ im Geismannsaal. Bis zum zweiten Poculator-Sonntag gab es in den Abendstunden keinen freien Platz im Saal. Die Kapelle Eichinger sorgte mit ihrer Stimmungsmusik für ein schnelles Leeren der Maßkrüge. Auszug aus einem Lied des Fürther Mundartdichters Leo Hartmann, das am Poculator gesungen wurde: „Su lang die bucklert Mockel in Vestner Berg naufschnauft, su lang bei uns no kaaner is Pengertswasser sauft, su lang der Poculator uns bleibt im Monat März, su lang werd z'fried'n pumpern, das treue Fürther Herz.“ Bei ihrem Heimspiel im Ronhof vor 8000 Zuschauern kam die SpVgg gegen den TSV 1860 München zu einem 1:1-Unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Frank. Damit belegte man Rang sechs der aktuellen Tabelle. Zentral-Lichtspiele: „Unsichtbare Gegner“ mit Gerda Maurus und Paul Hartmann. Dienstag, 13. März 1934 Nach Umbau und Innenrenovierung öffnete in der Fürther Theresienstraße das „Kinderspital“ wieder seine Pforten. Träger des Krankenhauses für Kinder war weiterhin der St. JohannisZweigverein Fürth. Kranke Kleinkinder waren im zweiten Stockwerk untergebracht, die größeren Kinder im ersten Stock. Die Operationsräume befanden sich im Erdgeschoss. Die Kellerräume beherbergten auch zwei Gasschutzräume. Außerdem gab es im Gebäude noch Schwesterzimmer, Wirtschaftsräume, Büros und Wartezimmer. Jedes Stockwerk hatte außerdem eine Verbindung mit dem Isolierbau und durch einen neuen Speiseaufzug auch eine Verbindung mit der Küche. Leitender Arzt im Fürther Kinderspital war Dr. Hedrich. Zu dem Festakt der Wiedereröffnung hatten sich viele Fürther auf der Straße vor dem Kinderspital eingefunden. Mittwoch, 14. März 1934 Gauleiter Julius Streicher ließ dem Verlag der NZ folgendes Schreiben zugehen: „An den Verlagsinhaber Dr. Max Wilmy. Sehr geehrter Herr Doktor! Sie haben mir heute die Mitteilung zukommen lassen, dass das von Ihrem Verlag herausgegebene 8-Uhr-Blatt schon seit vielen Monaten ohne jüdische Geschäftsanzeigen erscheint und dass Sie von jetzt ab auch Ihre anderen Verlagserzeugnisse von jüdischen Anzeigen freihalten wollen. Ich habe Ihre Mitteilung mit Freude entgegengenommen. Sie sind damit einer der ersten Zeitungsverlage in meinem Gau, der sich dazu entschloss, sich in nationalsozialistischem Sinne einzustellen. Ich spreche Ihnen hiermit als Leiter des Gaues Franken meinen Dank und meine Anerkennung aus. Heil Hitler. Streicher.“