Montag, 16. April 1934
In Fürth begann das neue Schuljahr. Wenn auch das Grausen der Schüler vor der Schule
immer mehr im Schwinden war, so gehörte doch zum Image des Lehrers damaliger Zeit der
„Rohrstock“. Das merkte man spätestens dann, wenn die Kinder „Lehrer“ spielten. Ohne ein
„Steckerla“ ging gar nichts.
Am Samstag und Sonntag sammelten die jeweiligen Helfer für „Innere Mission“ und „SA“.
Beide Sammlungen mahnten an die Opferbereitschaft der Volksgenossen. Über die Presse
appellierte man an die nationale Pflicht zum Spenden: „Die Gelegenheit, doppelt die
Opferbereitschaft zu beweisen, soll sich kein Volksgenosse entgehen lassen.“
Für den Fürther Einzelhandel gab es Richtlinien zur Gestaltung der Schaufenster für den 1.
Mai. Leitgedanke für die Dekoration war die Verbundenheit aller Werktätigen. Grünschmuck
und Flaggen waren Pflicht. Abzusehen war von Kitschbildern und Büsten.
Dienstag, 17. April 1934
Die SA-Straßensammlung des vergangenen Sonntags hatte zu einem unerwarteten Erfolg
geführt. Der SA-Führer der Gruppe Franken bedankte sich über die Presse für das Maß der
Opferbereitschaft aller Volksgenossen. Das Ergebnis der Sammlung sollte zu einem
späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden.
Parallel zur SA-Sammlung veranstaltete die SA-Standarte 24 zwei Sportabende im Fürther
Geismannsaal. Dabei wechselten sich turnerische Vorführungen und musikalische Beiträge
ab. Der Sport sollte Geist und Körper der SA-Leute stählen. Zahlreicher Besuch belohnte die
SA-Werbeveranstaltung.
Der TV Fürth 1860 warb in Anzeigen um den Besuch seines „Bunten Abends“ in seiner Halle
in der Turnstraße am 22. April. Stargast war der schwäbische Humorist Willy Reichert.
Daneben traten noch die damals vom Radio her bekannten fünf Kardosch-Sänger auf.
Mittwoch, 18. April 1934
In Fürth wurde eine Werbewoche für den „Deutschen Arbeitsdienst“ durchgeführt. Der
Fürther Ehrenbürger Hermann Göring siedelte den Arbeitsdienst noch höher als den
Wehrdienst an, da sich ersterer als Keimzelle deutscher Kameradschaft erwiesen hatte.
Während der Ableistung des Dienstes wurden Standesunterschiede beseitigt, die völkische
Gemeinschaft gepflegt und praktische Arbeit Hand-in-Hand gelehrt. Außerdem wurde
wertvolles Volksvermögen geschaffen und arbeitslose junge Menschen sahen wieder einen
Sinn in ihrem Leben. An Ständen im Stadtgebiet verteilte man die ganze Woche über
Informationsmaterial, unterstützt von Standmusik einer SA-Kapelle.
Donnerstag, 19. April 1934
Aus Anlass des 45. Geburtstages von Adolf Hitler am 20. April 1934 wurden alle staatlichen
und kommunalen Dienstgebäude beflaggt. Die Gesamtbevölkerung Bayerns wurde
aufgefordert, sich dem anzuschließen und zur Feier des Tages auch die Privatgebäude mit
Flaggen zu schmücken.
Höhepunkt der Werbewoche für den Arbeitsdienst war ein abendlicher Fackelzug von
Arbeitsdienstwilligen und Fürther Schuljugend durch Fürth, der am Rathaus endete, wo
Rechtsrat Dr. Kempfler im Namen der Stadt das Wort an die Teilnehmer richtete. Er sagte
u.a.: „Nach der Machtergreifung war es eine der ersten Taten der Stadt Fürth und ihres
Oberhauptes, die praktischen Verwirklicher eines der wesentlichsten Punkte des
nationalsozialistischen Programms, die Arbeitsdienstwilligen und ihre Führer hier begrüßen
zu dürfen ... Der Arbeiter der Stirn, der euren Reihen entstammt, wird sich einst nicht
schämen, mit dem Mann im Arbeitsrock an einem Tisch zu sitzen und der Arbeiter der Faust,
der in euren Lagern gedient hat, wird aus eigener Anschauung den Wert des Arbeiters der
Stirn zu würdigen wissen.“
Stadttheater Fürth: „Der namenlose Schwank“, Komödie von Müller.
Seite:Kuntermann 1934.pdf/27
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