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Samstag, 5. Mai 1934 Im Frühjahr wurden in Fürth stets die „Tulln“ gereinigt. Um Verstopfungen zu vermeiden und den Ablauf von Regenwasser in die Kanalisation ganzjährig zu ermöglichen, gingen Arbeiter des Fürther Bauamtes durch die Straßen und zogen mit Haken die Behälter aus dem Schacht, entleerten sie in ein Bassin eines speziell mitgeführten Wagens und setzten „die Tulln“ anschließend wieder ein. Die Arbeiten geschahen meist im Umfeld einer aufdringlichen „Parfümierung“ und einer Horde Kinder als Begleitung. Die Firma „Fürsattel-Eis“ warb in Anzeigen um den Bezug von Eisstangen zur Kühlung von Speisen und Getränken. „Fürsattel-Eis“ war in Nürnberg an der Fürther Straße 384/388 beheimatet. Die Arbeiter trugen ein gestreiftes Hemd mit dem Firmenzeichen „F“ und einem Eisbären am unteren Ende des Buchstabens. Über der linken Schulter lag ein Lederteil, auf das die Eisstangen zum Tragen gelegt wurden. Alhambra: „Madame Butterfly“ mit Sylvia Sidney. Montag, 7. Mai 1934 Für den Mittwochabend war auch im Fürther Geismannsaal eine „Saarkundgebung“ angesetzt. In den drei Tagen 5. bis 7. Mai sammelte die Hitler-Jugend in den Straßen Fürths. Vom Gebietsführer bis herunter zum kleinsten Jungenschafts-Führer beteiligten sich alle an der Straßensammlung. Ziel war „die Schaffung einer gesunden und glücklichen Jugend.“ An welchen Tagen wurde eigentlich nicht für irgendeinen Zweck gesammelt? Vorschau: An Pfingsten fand bei Mainz eine große Saarkundgebung statt. Die NS-Hago, Kreisleitung Fürth, organisierte hierzu Omnibusse und Privatautos, um ihren Mitgliedern die Teilnahme zu ermöglichen. Es entstanden für die Teilnehmer keine Fahrtkosten, aber „Frauen sollten tunlichst nicht mitgeführt werden.“ In einem Schreiben an OB Jakob bedankte sich der Gauleiter von Danzig, Staatsrat Albert Forster, für die ihm vom Fürther Stadtrat verliehene Ehrenbürgerwürde. Dienstag, 8. Mai 1934 Ganz Süddeutschland litt unter einer Maikäferplage. So kam es auch an Fürther Schulen zu einem schulfreien Tag, an dem Maikäfer gesammelt und vernichtet wurden. Das Vernichten geschah durch Eintauchen eines mit Maikäfern gefüllten Sackes in kochendes Wasser. Anschließend wurden die toten Tiere auf Tüchern getrocknet, wieder in Säcken aufbewahrt und in der Landwirtschaft nach und nach als Hühnerfutter verwendet. Die NZ schwärmte von einem der schönsten Ruheplätze im Weichbild der Stadt Fürth: Von einer Anhöhe zwischen dem Flugplatz in Atzenhof und Unterfarrnbach hatte man einen herrlichen Fernblick auf das Gelände zwischen der Bamberger Bahnlinie und der HermannGöring-Straße (heutige Vacher Straße). Leider hatten Unbekannte die Sitzbank auf der Anhöhe entfernt. Um den Umsatz anzukurbeln, warben die Schneiderinnen in Anzeigen mit dem Text: „Deutsche Frauen! Ehret das Handwerk! Tragt Maßkleidung! Ihre Damenschneiderinnen – Zwangsinnung Nürnberg.“ Mittwoch, 9. Mai 1934 Fürths jüngster Ehrenbürger heiratete standesamtlich in Berlin. Danzigs Gauleiter Albert Forster schloss die Ehe mit Gertrud Deetz aus Danzig-Langfuhrt in der Reichskanzlei, wo Reichskanzler Hitler und Frankenführer Streicher als Trauzeugen dienten. Die eigentliche Hochzeit wurde in Danzig gefeiert, wo Führerstellvertreter Rudolf Heß und dessen Ehefrau teilnahm. Aus Fürth war Stadtrat Landmann in Danzig vertreten. Auszug aus den Mitteilungen der Fürther NSDAP: „Hitler-Jugend und Jungvolk: Der gesamte Unterbann 1 und der Stamm Fürth treten heute Abend 6.30 Uhr am Dreikönigsplatz zur Demonstration gegen Miesmacher und Saboteure an. Die Gefolgschafts- und