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deutschen Volkes. gez. Streicher.“ Zentral-Lichtspiele: „Die schönen Tage in Aranjuez“ mit Brigitte Helm und Gustav Gründgens. Weltspiegel: „Frechheit siegt“ mit Madge Evans und William Haines. Donnerstag, 28. Juni 1934 Über die Presse wurde die Fürther Bevölkerung zu einer Beteiligung an einer Kundgebung am 28. Juni aufgerufen. Am Fürther Dreikönigsplatz wollte man zum 15. Jahrestag des Vertrages von Versailles gegen das „fluchwürdige Diktat“ protestieren. Ein Fackelzug der HJ sollte die Veranstaltung einleiten. Anschließend wollte Bannführer Georg Heusinger über Schmach und Schande des Diktates und dessen Auswirkungen zur Fürther Bevölkerung sprechen. Der in der Bevölkerung beliebte Gastwirt Hans Höllerer (Geismann-Bräustübl in der Bäumenstraße) zog sich in den verdienten Ruhestand zurück. An seinem letzten Arbeitstag erschienen die Sänger des MTV Fürth vollzählig zu einer für Höllerer überraschenden Abschiedsfeier. Nach dem Gesang dankte Gastwirt Höllerer jedem einzelnen Sänger mit Handschlag für die ihm erwiesene Ehre. Freitag, 29. Juni 1934 Auf dem Fürther Dreikönigsplatz protestierten 2300 Angehörige der Hitlerjugend, des Jungvolks, des BDM und der Marinejugend gegen den Vertrag von Versailles vor 15 Jahren. Beim Aufmarsch zogen die in Fürth zu Gast weilenden Saarkinder als erste Gruppe hinter der SA-Kapelle auf dem Platz ein. In den Ansprachen war vom „grässlichsten Dokument der Weltgeschichte“ die Rede sowie von einem „... starken Deutschland, eines Deutschlands über alles.“ Spontan kam es danach zu dem Gesang des Deutschlandliedes. Nach einigen Regentagen schossen im Fürther Stadtwald die Pilze in die Höhe. Man fand schon die ersten Steinpilze sowie Wiesenchampignons (Egerlinge). Samstag, 30. Juni 1934 Am 1. Juli konnte der Inhaber des in Fürth bekannten Papier- und Schreibwarengeschäfts Carl Gebhardt, Mathildenstraße 8, sein 30-jähriges Geschäftsjubiläum begehen. Die NZ gratulierte dem Geschäftsmann vorab. Am Bahnübergang bei der Ottostraße an der Dambacher Straße, wurden mehrere Riesenbetonmasten aufgerichtet. Sie sollten die nächtliche Beleuchtung in dieser stark frequentierten Gegend von der Eisenbahn bis hin zum Kulturverein verbessern. Da ein einzelner Mast etwa 1500 kg wog, waren umfangreiche maschinelle und personelle Vorkehrungen zur Aufstellung notwendig. Kristall-Palast: „Ich will dich Liebe lehren“ mit Willy Domgraf-Faßbaender und Eri Bos. Montag, 2. Juli 1934 Das prächtige Wetter trieb am Wochenende die Fürther in Scharen aus der Stadt. Die Ausflugslokale waren überfüllt und überall bildeten die Ereignisse um die Erschießung Ernst Röhms das Gespräch des Tages. Nach Ansicht der NZ folgten daraufhin Bewunderung und Genugtuung über das rasche Eingreifen des Führers. Bei einer Saarkundgebung im Fürther Geismannsaal am Sonntag brach sogar eine spontane Begeisterung für das Durchgreifen Hitlers durch. Dienstag, 3. Juli 1934 Angst vor einem politischen Gegner? Die Polizeidirektion Nürnberg/Fürth machte darauf aufmerksam, dass künftig die Verteilung von Flugblättern und Flugschriften auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen in ihrem Amtsbereich nicht mehr zugelassen wird.