Frankenführer Julius Streicher hatte sich bei der Stadt Fürth offiziell zu einem Besuch
angesagt. Er wurde am Donnerstag von OB Jakob empfangen und mit dem Auto zu
verschiedenen Stellen Fürths gefahren. Besonders beeindruckte ihn die renovierte
Gaststätte „Grüner Baum“ mit dem Gustav-Adolf-Zimmer und dem großen Schwedensaal.
Streicher besuchte aber auch das kleinste Haus Fürths in der Waaggasse.
Samstag, 11. August 1934
Durch einen Erlass vom 20. Juli 1934 erklärte das bayerische Innenministerium die Stadt
Fürth zur „Notstandsgemeinde“ im Sinne des § 33 der Reichsgrundsätze für öffentliche
Fürsorge. Dies bedeutete, dass Fürsorgeleistungen für Personen nur unter strengster
Überprüfung der Voraussetzungen ihrer Hilfsbedürftigkeit auf das zur Fristung des Lebens
Unerlässliche und unter Ablehnung von Anstaltspflege beschränkt wurde. Von auswärts
zuziehende Bürger, die nach kurzer Zeit arbeitslos wurden, hatten keine Aussicht mehr auf
großzügige städtische Sozialleistungen. Auch ihre Fürsorgebeträge wurden auf das Nötigste
gekürzt.
Zentral-Lichtspiele: „Keine Angst vor Liebe“ mit Jessie Vibrog und Adolf Wohlbrück.
Alhambra: „Leise flehen meine Lieder“ mit Martha Eggerth und Luise Ulrich.
Lu-Li: „Der Sieger“ mit Käthe von Nagy und Hans Albers.
Montag, 13. August 1934
Im Vergleich zu 1933 erhöhte sich die Zahl der zugewiesenen Gäste des Reichsparteitages
1934 für Fürth erheblich. Etwa 70.000 Personen mussten in der Zeit vom 5. bis 10.
September im Fürther Stadtgebiet untergebracht werden. Die meisten
Übernachtungsmöglichkeiten entstanden in Massenquartieren wie Zelten, Turnhallen,
Schulen, Sälen, leeren Industriegebäuden, aber auch etwa 7000 Privatquartiere wurden
benötigt. Der ganze Vorbereitungsapparat lag in Händen von Stadtrat Sandreuther. Schon
jetzt wurde die Fürther Bevölkerung von dem Apparatschik um Meldung von privaten
Übernachtungsquartieren gebeten.
An der männlichen Abteilung der öffentlichen Fürther Berufsschule wurden im Schuljahr
1933/34 insgesamt 800 Schüler in 50 Klassen unterrichtet. Der Unterricht gliederte sich je
nach Ausbildungsberuf in die Fachbereiche Holz, Metall, Textil, Nahrungsmittel,
Baugewerbe, Malergewerbe, Glasgewerbe, graphisches Gewerbe, Friseurgewerbe und
Kaufmannsgewerbe.
Dienstag, 14. August 1934
In der Zeit vom 13. bis 18. August lief in allen Fürther Kinos ein Film mit dem Titel „Unser
Führer“. Der Streifen zeigte Begebenheiten aus dem Leben Hitlers sowie aus dem Kampf
der nationalsozialistischen Bewegung. Es wurde empfohlen, den Film anzusehen.
Im Endspiel um den „Julius-Streicher-Pokal“ besiegte die SpVgg vor 4000 Zuschauern im
Nürnberger Zabo den ASN mit 1:0. Das Siegtor für Fürth erzielte Leupold II. Gauleiter
Streicher überreichte den großen Pokal an die siegreiche Fürther Mannschaft. Während des
Spiels hatte es eine Spielunterbrechung mit einer Schweigeminute zum Gedenken an den
verstorbenen Reichspräsidenten von Hindenburg gegeben.
Mittwoch, 15. August 1934
Beim Fürther Wahlamt in der Blumenstraße 22 herrschte seit Tagen Hochbetrieb. Vier
Beamte und drei Aushilfskräfte arbeiteten täglich von 7 bis 19 Uhr, um die Stimmkartei
rechtzeitig für die Volksabstimmung am 19. August fertigzustellen. Ferner waren die
Wahlbenachrichtigungskarten den Empfängern zuzustellen. Was die meiste Arbeit
verursachte, war die Ausstellung der Stimmscheine, weil durch die Urlaubszeit viele Fürther
fern der Heimatstadt weilten oder noch vor dem Abstimmungstermin verreisten. Außerdem
hatten etliche Fürther Bürger ihren Umzug in eine andere Straße nicht gemeldet oder aus
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