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erfahrenen Hauswirtschaftslehrerinnen in kurzer Zeit spezielle Kochkenntnisse beigebracht. Alle Kurse waren praxisorientiert. Die Teilnahme war kostenlos, lediglich für die angefertigten und verzehrten Speisen musste jeweils ein Obolus von 50 Pfennigen pro Person bezahlt werden. Freitag, 14. September 1934 Die letzten Relikte des Reichsparteitages verschwanden aus dem Fürther Stadtbild. Insbesondere die großen Feldküchen wurden mit Lastwagen abtransportiert. Dies war auch nötig, denn es setzten nun die vorbereitenden Arbeiten zur Fürther Kirchweih ein. 1934 sollte das Gelände der Kirchweih erweitert werden. Fest beschlossen hatte man im Vorfeld den vorderen Platz der Hindenburganlage an der Bahnhofstraße für eine „Kinder-Kirchweih“ zu verwenden. Weiterhin sollten während der Zeit der Kirchweih zwei Ausstellungen stattfinden, so im Helmschulhaus eine „Bauausstellung“ und in Zelten am Lindenhain eine landwirtschaftliche und gewerbliche Schau namens „Stadt und Land“. Am Sonntag, 16. September, schlossen offiziell die städtischen Flussbäder an der Rednitz. Über die Presse wurden die Badegäste, die Badewäsche gegen Gebühr auf dem Gelände eingelagert hatten, aufgefordert, ihre Badesachen umgehend abzuholen, da dies nach Schließung der Bäder nicht mehr möglich sei. Lu-Li: „In Straßburg auf der Schanz“ mit Ursula Grabley und Hans Stüwe. Samstag, 15. September 1934 Extrem geschäftstüchtig: Eine Postkarte, die von Zeitungsverkäufern in Gaststätten angeboten wurde, sorgte für Aufregung. Der Text auf der Karte berichtete samt Foto „vom Tod eines 70-jährigen SA-Mannes direkt vor dem Führer“. Tatsächlich war auf dem Bild auf der Karte ein am Boden liegender Mann vor dem offenen Wagen Hitlers zu sehen. Er war mit einer Art Kasten beschäftigt. Tatsächlich handelte es sich jedoch um den Kameramann, der am Nürnberger Hauptmarkt aus dieser Stellung heraus den Vorbeimarsch der sächsischen Sturmfahnen filmte. Alhambra: „Schön ist jeder Tag mit dir, Marie Luise“ mit Charles Kullmann und Reva Holsey. Weltspiegel: „Junge Liebe“ mit Jarmila Berankowa und Vasa Jalosec. Stadttheater Fürth: „Hier bin ich, hier bleib ich“, Komödie von Berstl. Montag, 17. September 1934 Am Samstag, 15. September, hatte auch in den Fürther Schulen, die beim Reichsparteitag als Massenquartiere gedient hatten, das neue Schuljahr begonnen. So startete z.B. die Oberrealschule mit 520 Schülern in 18 Klassen. Alle Schüler waren um 7.45 Uhr auf dem Schulhof angetreten, als OStD Dr. Hauser eine kurze Ansprache an die Versammelten richtete. Danach wurde die jeweils erste Strophe des Deutschlandliedes sowie des HorstWessel-Liedes gesungen und zwei Hakenkreuzfahnen gehisst. Der eigentliche Unterricht begann erst am Montag, 17. September, da die Lehrerschaft am Samstag nach einer Lehrerkonferenz noch feierlich auf den Führer vereidigt werden musste. Zum „Fest der deutschen Schule“ (Staatsjugendtag) am vergangenen Wochenende war der HJ-Stamm Fürth mit seinen sechs Fähnlein am Dreikönigsplatz im Viereck angetreten. Nach einer Rede von Bannführer Heusinger zogen die Pimpfe zu Sport und Spiel auf den Humbser-Spielplatz. Die Hitlerjugend errichtete ein Zeltlager auf dem Hainberg. Dienstag, 18. September 1934 Mit einer schlichten Feier in der Gaststätte „Bergbräu“ gedachten am vergangenen Samstag die Bergsteiger und Wanderer der 15. Wiederkehr des Gründungstages der „Bergfreunde Neidecker“, einer der rührigsten Sektionen des Fränkischen Albvereins. 1919 hatte man den Fürther Verein aus der Taufe gehoben, 1923 ergänzte man die Aktivitäten um Wintersport. Nicht weniger als 398 Wanderungen hatte man bisher durchgeführt, darunter 46