Montag, 11. März 1935 Die NZ ließ in einem Artikel ihre Leser an der Beobachtung des Erwachens der Stadt Fürth teilhaben: Schlag fünf Uhr morgens zeigten sich die ersten Frühaufsteher im Straßenbild. Bald kreischte die erste Straßenbahn um die Ecke, die Fuhrwerke der fünf Brauereien in der Stadt setzten sich in Bewegung, wenig später hallte gellendes Pfeifen der korbbeladenen Bäckerjungen durch die Gassen. Vom Hinterland her rollten die ersten Gemüsewagen zum Markt, Milchlieferanten zogen ihre beladenen Leiterwagen über das holprige Kopfsteinpflaster. Von Minute zu Minute setzte die Betriebsamkeit mehr ein. Der Verkehrspolizist an der Schwabacher Straße nahm seinen Platz ein. Dienstboten, Briefträger, Lehrmädchen und Schulkinder bevölkerten die Gehsteige. Fenster klirrten, Rollos quietschten, Motorräder knarrten, Autos hupten, Fabriksirenen pfiffen – Fürth war erwacht. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Schwaben Augsburg mit 2:3. Kristall-Palast: „Hohe Schule“ mit Rudolf Forster und Angela Salloker. Dienstag, 12. März 1935 Was isst der Fürther am liebsten? Die NZ warf in einer Umfrage einen Blick auf die Speisekarte der Einheimischen. Am Wochenende stand überwiegend der Schweinebraten mit rohen Klößen auf dem Programm. Unter der Woche gab es Suppen aller Art, aber auch Krautwickel oder Kartoffelnudeln. Gemüse und Salate fanden sich allenfalls als kleine Beilagen. Auffallend karg ging es an Freitagen zu, wahrscheinlich verursacht von der Auszahlung des Wochenlohnes am Abend desselben Tages. Am Sonntagabend fand im Geismannsaal das Finale im Wettstreit um die Stadtmeisterschaft des Humors statt. Sechs Amateure und sieben Berufskomiker nahmen daran teil. Als Favorit galt Heiner Medick von den Theatergaststätten. Nach vollen fünf Stunden konnten die Zuhörer mit Stimmzettel ihre Meinung zur besten Leistung abgeben. Wie nicht anders zu erwarten war, errang Heiner Medick den Titel eines Stadtmeisters. Mittwoch, 13. März 1935 Der Fürther Heiligenberg erwies sich als gefährlich: Ein von der Ludwigsbrücke her kommender LKW mit Anhänger fuhr den Heiligenberg Richtung Marktplatz hinauf, wobei sich der Anhänger löste und immer schneller die abschüssige Straße hinuntersauste. Der Wagen drückte durch den Aufprall am Haus Heiligenberg 15 in der Parterrewohnung ein Stück Mauer sowie das Fenster des Schafzimmers ein. Personen wurden nicht verletzt. Großer Ehrenabend der Hafnerinnung im Fischhäusla an der Maxbrücke. Meister und Gesellen des Hafnerhandwerks hatten sich eingefunden, um den ältesten noch aktiven Handwerksmeister zu ehren. Als erster Altmeister von ganz Mittelfranken erhielt der 84jährige Fürther Ferdinand Dörfler die goldene Medaille des Handwerks umgehängt. Weltspiegel: „Der Kampf ums Matterhorn“ mit Luis Trenker und Peter Voß. Donnerstag, 14. März 1935 Der Heldengedenktag am 17. März warf seine Schatten voraus. An diesem Tag waren in Räumen mit Schankerlaubnis musikalische Darbietungen, Kleinkunstaufführungen und Kabarettvorstellungen verboten. Die NZ wies die Gastwirte auf diese Tatsachen hin. Trauerbeflaggung der Häuser wurde angeordnet. Die zentrale Gedenkfeier in Berlin wurde an diesem Tag um 12 Uhr von allen Rundfunksendern übertragen. Über die Presse versuchte man dem Reitsport das ihm anhaftende Privileg der oberen Zehntausend zu nehmen. Reiten sollte für alle interessierten Volksgenossen möglich gemacht werden. Der einzige Fürther Reitclub mit Reitschule und einer stattlichen Anzahl von Pferden befand sich damals mit seiner Reithalle in der Lange Straße. Lu-Li: „Der verlorene Sohn“ mit Luis Trenker und Maria Andergast.
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