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Geismannsaal sprach Leo Hartmann aus einem Riesenmaßkrug den von ihm gedichteten Prolog. Die Hauskapelle Alois Eichinger heizte die Stimmung an und Festwirt Michael Most mit Sohn Emil freuten sich über einen vollbesetzten Saal. Der frühere „Salvator“ der Geismann-Brauerei hieß später „Frühlingsdoppelbier“, ab 1922 dann „Poculator“. Aber auch die anderen Fürther Brauereien brachten damals ein ähnliches Starkbier auf den heimischen Markt, so die Humbser-Brauerei den „Humsator“ die Grüner-Brauerei den „Grüner-Bock“ oder das Brauhaus Nürnberg (Abteilung Fürth) das Starkbier „Losunger“. Die SpVgg gewann ein Freundschaftsspiel bei Cricket Victoria Magdeburg mit 4:1. Tore für Fürth durch Wolf, Becher (2) und Bitzer. Lu-Li: „Vorstadtvarieté“ mit Oskar Sima und Hans Moser. Dienstag, 26. März 1935 Die städtische Mietausgleichsstelle Fürth warnte die Hausbesitzer, bei der Neuvermietung von Wohnungen Erhöhungen der Miete vorzunehmen, die die gesetzlich vorgeschriebene Miete übersteigen und die für die in Betracht kommenden Mieterkreise nicht tragbar sind. In Fürth herrsche gerade bei Kleinwohnungen ein großer Mangel. Ungerechtfertigt höhere Mietforderungen würden dem Gedanken der Volks- und Hausgemeinschaft widersprechen und vor Gericht zu zivilrechtlichen und auch strafrechtlichen Folgen führen. Am Samstagabend hielt im Kulturverein an der Dambacher Straße die Firma „Möbel-Münch“ einen Kameradschaftsabend ab, bei dem auch Bürgermeister Schied zur Belegschaft sprach. Er vergaß nicht darauf hinzuweisen, dass jüdisches Kapital jahrelang die deutsche Wertarbeit in der Branche zu bombastischem Schund herabgedrückt hätte. Mittwoch, 27. März 1935 Am Dienstag erhielten die städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter im Fürther Rathaussaal ihre „Ehrenkreuze“ ausgehändigt. OB Jakob überreichte insgesamt 160 Ehrenkreuze, davon waren 123 Frontkämpfer und 27 Kriegsteilnehmer-Ehrenkreuze. Viele der Geehrten waren in SA-Uniform erschienen. Der Lehrergesangverein Fürth unter der Leitung von Fritz Stenz führte in der St.- MichaelsKirche das „Requiem von Cherubini“ auf. Die NZ sprach vom Chor als „einem probaten Instrument, das auch schwierigere Aufgaben bewältigen würde“. Vorher spielte Organistin Frieda Fronmüller ein Werk von J.S. Bach „in rühmenswerter Spieltechnik“. Frieda Fronmüller wurde später die erste Kirchenmusikdirektorin in Bayern. Weltspiegel: „Ich sing mich in dein Herz“ mit Adele Sandrock und Hans Söhnker. Stadttheater Fürth: „Der Bauer geht um“, Schauspiel von Ortner. Donnerstag, 28. März 1935 Der Sonntag, 24. März, war zum letzten Eintopfsonntag des Winterhilfswerkes 1934/35 erklärt worden. An diesem Sonntag stand der „Deutsche Schützenbund“ dem Winterhilfswerk als eine Art „Pate“ zur Seite. Fast alle Schützengesellschaften in den Städten und Dörfern führten an diesem Tag ein sogenanntes „Opferschießen“ durch. Dazu wurden von den Mitgliedern teilweise prächtige Schützenscheiben gestiftet. In Fürth nahmen 61 Schützen der Kgl. Priv. Schützengesellschaft an dem Kleinkaliberschießen teil. Jeder Schuss musste bezahlt werden, die Summe ging als Spende an das WHW. In der NZ beklagte man sich über Beschädigungen an emaillierten Teilen der Autos wie Kotflügel oder Türen durch Verkratzen mit spitzen Gegenständen. Man appellierte an Eltern, Lehrer, Lehrherren und Passanten mitzuhelfen, „dass solchen zuchtlosen Teilen der Jugend die Respektierung fremden Eigentums, wenn nötig mit deutlicher Handschrift, beigebracht wird.“ Im Fürther Stadtgebiet standen 27 öffentliche Münzfernsprecher. Dazu kamen noch einige Fernsprecher in Kabinen der Postverwaltung. In den öffentlichen Fürther Münzfernsprechern fanden pro Jahr rund 300.000 Gespräche statt, die zu einer Einnahme von 30.000 RM führten. Allein die Münzfernsprecher am Schlageterplatz (heute ein Bereich der Fürther