Friseure in ihren Salons die Kunden schminken ─ Haare schneiden war jedoch verboten. Auf dem Fürther Bühnenball im Parkhotel gab man sich unter dem Motto "Staubtuch und Wedel" volkstümlich: Auf Smoking und Abendkleid wurde verzichtet. Aufgrund der langen Arbeitszeiten kochte das sonstige Fürther Freizeitleben auf Sparflamme. An den Fasching schloss sich fast nahtlos der "Poculator" (letzter Ausschanktag 17. März) an. Zu Standkonzerten, Aufmärschen und Horst-Wessel- sowie Leo-Schlageter-Feiern kamen in der Sommerzeit die ach so beliebten Gartenfeste, bei denen Wurstschnappen, Sackhüpfen, Mastklettern, Lampionschmuck und Fackelzug zum Grundprogramm gehörten. In der Pfingstzeit trug man das Hesselberg-Abzeichen, in den Wintermonaten die WHW-Plakette am Revers. Zur Fürther Kirchweih erstrahlten 1232 Glühlampen am Rathausturm, am letzten Kirchweihmittwoch wurden am Rathausbalkon wie jedes Jahr die Gewinner der "Fürther Heiratskasse" gezogen. Tage später verkostete man an einem Weinfest den neuen Fürther Patenwein. Zum Tagesgespräch im Fürther Alltagsleben zählten 1937 die Ausstellung "Volk und Rasse" (Bedeutung erbkranker Rassen) im Volksbildungsheim (heute Comödie), die Verpflichtung des Leipzigers Alv Riemke als neuen Trainer der SpVgg, eine Spritzeisbahn in den Wintermonaten auf dem Schießanger sowie die Gründung von Abteilungen für "Frauenturnen" in den Fürther Sportvereinen. Am 23. Mai verlobte sich schließlich ein bis dahin unbekannter Rundfunktechniker Max Grundig mit Anneliese Jürgensen. Es gab sie immer noch: Die vor Gaststätten baumelnden Schweinsblasen, die von "Schlachtschüsseln" kündeten, die "Glücksmänner" in ihren langen grauen Umhängen mit ihren umgehängten WHW-Loskästen sowie die "Dietabende" der Sportvereine, an denen die Lebensstationen Hitlers, die Grundsätze des Nationalsozialismus und die ethischen Prinzipien des Sports gelehrt wurden. Die hier aufgeführten Ereignisse stellen nur einen stichwortartigen Überblick zum Jahr 1937 dar. Weitere nationale und lokale Begebenheiten sind im vorliegenden Buch ausführlich dokumentiert und nachzulesen. Der jeweils erste Abschnitt einer Tagesrezension gehört den Titelblatt-Schlagzeilen. Alle weiteren Ausführungen beziehen sich auf den Fürther Lokalteil der Nordbayerischen Zeitung (NZ). Bei Mehrfachaufführungen im Stadttheater Fürth wurde zur Vermeidung von Wiederholungen nur der jeweils erste Vorstellungstag erfasst. … Samstag, 2. Januar 1937 Die Fürther Bevölkerung verabschiedete freudig das alte Jahr. In den Gaststätten herrschte Hochbetrieb. Überwiegend Nationalsozialisten trafen sich im Kulturverein (Logenhaus), um bei Tanz und Gesang die letzten Stunden des Jahres gemeinsam zu verleben. Die beiden Säle waren mit riesigen bunten Zelten ausgestattet. Die Stirnfronten der Säle waren mit Gold und Silber verkleidet, so dass der Eindruck entstand, als würde Silvester in einem Riesenzelt eines Maharadschas abgehalten werden. Nach Mitternacht verteilten mehrere Schlotfeger Glücksabzeichen. Zwei Kapellen spielten bis in die frühen Morgenstunden. Ende des Jahres 1936 hatte Reichsjugendführer Baldur von Schirach die "HJ" zur "Staatsjugend" erklärt. Nun verwies man stolz in der NZ auf die Tatsache, dass die Fürther Schuljugend bereits jetzt fast hundertprozentig in die HJ bzw. in den BdM eingereiht war. Montag, 4. Januar 1937 Das Kreisamt Fürth der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" (KdF) zog für 1936 Bilanz: 43.314 Personen waren zu 81 Theatervorstellungen ins Fürther Stadttheater gekommen. Daneben gab es 18 Bunte Abende und 24 "KdF"-Filmabende. Außerdem beteiligten sich 2792 Personen an 47 Urlaubsfahrten und 12.376 Teilnehmer an 416 Sportkursen. Die Fürther Reichskleinsiedlung "Ronhofer Wald" bestand nun seit vier Jahren. Trotz des dürftigen Bodens hatten sich die Siedlergärten durch die Anleitung des Fürther Stadtgartenamtes und den Fleiß der Bewohner prächtig entwickelt. Im Stadtgebiet Fürth durften in der Zeit vom Sonntag nach Dreikönig bis zum Sonntag vor dem Faschingsdienstag die Friseure an den Sonntagen von 15 bis 19 Uhr ihre Geschäfte
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