Seite:Kuntermann 1946-47.pdf/48

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Mehrzahl der Schulsäle nachmittags leer. Zentral-Lichtspiele: „Mr. Deeds geht in die Stadt“, ein amerikanischer Film mit viel Gesellschaftskritik. In den Hauptrollen Gary Cooper und Jean Arthur. 18. Juni 1947 Lange suchte man in Fürth nach einer geeigneten Unterkunft für die Jugend. Jetzt wurde das alte Schießhaus am Lindenhain wieder freigegeben. Da Sportschützen und ihre Organisation in Form eines Schützenvereins verboten waren, baute man das Schießhaus nun zu einem Jugendtreff um. Nach Auskunft der Regierung von Ober- und Mittelfranken in Ansbach waren in ganz Mittelfranken sechs Schulhäuser von der Militärregierung beschlagnahmt, eines diente sogar als amerikanisches Militärgefängnis. Von deutscher Seite wurden weitere fünf Schulhäuser für behördliche Zwecke genutzt. Seit September 1946 fanden in den Nähstuben der Arbeiterwohlfahrt laufend Kurse für schulentlassene Mädchen statt, die noch keine Lehrstelle gefunden hatten. Aus Stoffresten und alten Kleidern fertigten die Mädchen neue Gebrauchswäsche an. Manche brachten es bis zum fertigen Sonntagsmantel. Die Kurse waren ein Vorläufer des späteren Berufsgrundschuljahres. Bei den Jungsozialisten sprach die aus der Nürnberger Gartenstadt stammende Käthe Strobel, spätere bundesdeutsche Gesundheitsministerin. Weltspiegel: „Anuschka“, ein älterer deutscher Film mit Wiener Leichtlebigkeit. In den Hauptrollen Hilde Krahl und Siegfried Breuer. 21. Juni 1947 Der zweite Vorsitzende des Ortsausschusses der Gewerkschaften in München hielt in der Non-StopSchau ein Referat zum gegenwärtigen Wirtschaftssystem. Ohne Markt und ohne entscheidenden Einfluss der Gewerkschaften könne nach Ansicht des Referenten die deutsche Wirtschaft nicht funktionieren. So waren z.B. 700.000 Paar Schuhe aus den Unterlagen des Wirtschaftsministeriums Dr. Erhards nicht mehr aufzufinden. Ecke Amalien- und Karlstraße war der größte Teil des ehemaligen Löschwasserteiches mit Sand aufgefüllt worden. Leider glaubten immer noch Bewohner der umliegenden Häuser mit Küchenabfällen und anderen Unrat den Teich schneller auffüllen zu können. Ergebnis: Eine Unzahl Ratten bevölkerte den Platz und die ganze Umgebung. Die Lebensmittelzuteilungen in der 103. Periode blieben bis auf die Kartoffelzuteilung die gleichen wie in der vorhergehenden Periode. Die durchschnittliche Tagesration betrug 1093 Kalorien. Zum 1. Juli ging ein lang gehegter Wunsch der Fürther in Erfüllung: Die neue Straßenbahnlinie 1 E fuhr von der Flößaustraße ohne Umstieg direkt bis zum Obstmarkt. Dafür fuhr die Linie 21 in beiden Fahrtrichtungen über den Fürther Hauptbahnhof. Freudig begrüßt wurde auch die Verlängerung der Betriebszeit am Abend. In Anbetracht der schwierigen Ernährungslage machte das Fürther Ernährungsamt die „Wirtshausesser“ darauf aufmerksam, dass Gaststätten pro Person nur „eine“ Mahlzeit abgeben durften. 25. Juni 1947 Neue Punktlisten für die Textilwaren-Bewirtschaftung konnten ab 25. Juni im Wirtschaftsamt Julienstraße 5, Zimmer 14, gegen eine Gebühr von 1,50 RM bezogen werden. Die Stadtwaage I in der Waaggasse befand sich vom 26. Juni bis 9. Juli aus technischen Gründen außer Betrieb. Für diese Zeit übernahm die Stadtwaage II in der Jakobinenstraße 2 die anfallenden Wägungen. Im Juli wurden in Fürth 719 Jungen aus den Volksschulen entlassen. Leider trafen Angebot und Nachfrage nach Lehrstellen nicht optimal zusammen. So wollten 94 Jungen Elektroinstallateur werden, während nur drei Lehrstellen frei waren. Sehr gefragt wurde auch das Kraftfahrzeughandwerk mit 59 Jungen, hier standen fünf Ausbildungsplätze zur Verfügung. Umgekehrt gab es viele freie Lehrstellen im Baugewerbe, doch Maurer, Stukkateur, Dachdecker oder Zimmermann wollte kaum jemand werden. Bei den Mädchen war das Bild noch ungünstiger. Von den 937 zur Entlassung anstehenden Mädchen wollten 234 einen kaufmännischen Beruf ergreifen, doch nur 32 Lehrstellen waren frei. 263 Mädchen wollten Schneiderin und 116 Friseuse werden, wogegen in beiden Berufen nur je zwei Lehrstellen zur Verfügung standen. Vierzig Kinder verbrachten 14 Kinderferientage im Erholungsheim Veilbronn in der Fränkischen Schweiz. Der ASV Fürth hatte die Aktion samt kalorienreichem Speisezettel in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Medical Depot organisiert. 48