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1948 an. Er war auch Obermeister der Fürther Friseurinnung. Der 7-jährige Fürther Joachim Blum litt an Leukämie und lag im Fürther Krankenhaus. Der Arzt gab ihm noch etwa zwölf Lebenstage, wenn nicht das Medikament „Thorium X“ gegeben wird. Es setzte ein zunächst vergeblicher Wettlauf über Westdeutschland, Schweiz und Österreich ein, um das Medikament zu erhalten. In einem Labor außerhalb von Paris wurde man schließlich fündig. Wegen des schlechten Wetters kam es zwar zu Transportverzögerungen, aber der Junge gewann den Wettlauf mit dem Tod. Mittwoch, 27. Oktober 1948 Fürths Stadtpolizei leistete sich eine Hundestaffel. Sieben Hunde wurden im Fährtensuchen, Stellen von Tätern, Lautgeben, Verteidigen des Führers und sonstigen Gehorsamsübungen ausgebildet. Schäferhündin „Bella“ erwies sich dabei als besonders leistungsfähig. Der „Evangelische Arbeiterverein Fürth“ feierte sein 75-jähriges Jubiläum. Pfarrer Eduard Putz erinnerte an die Gründung durch Konrad Ott und die Weiterführung durch Dekan Franz Winter. Der Posaunenchor des CVJM umrahmte den Festabend. Stadttheater Fürth: „Doppeladler“, ein Schauspiel von Jean Cocteau, u.a. mit Clara Klotz, Wolfgang Hoffmann, Hans Böhm, Liselotte Fries und Herwig Walter. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof gegen Gostenhof 83 mit 4:0. Tore für Fürth durch Gottinger, Schneider und Schade (2). Man verblieb damit auf Rang vier der Tabelle der Bayernliga. Central-Lichtspiele: „Ein Walzer mit Dir“, ein heiterer Musikfilm mit Lizzi Waldmüller, Grete Weiser, Lucie Englisch und Günter Lüders in den Hauptrollen. Samstag, 30. Oktober 1948 Eine Zählung des Straßenzentralamtes in der amerikanischen und britischen Zone ergab, dass in Fürth 407 Personenwagen „lizenziert“ waren, außerdem waren 461 LKW, 34 Zugmaschinen und 27 Sonderfahrzeuge in der Kleeblattstadt zugelassen. Die Spende eines Fürther Einwohners, der auf eigenen Wunsch ungenannt bleiben wollte, machte es möglich: Die alten Friedhofsglocken waren dem Krieg zum Opfer gefallen. Jetzt wurden zwei neue Glocken (170 kg und 82 kg) gestiftet. Sie wurden in der Glockengießerei Lotter in Bamberg hergestellt. In dieser Werkstatt wurde schon 1850 das Geläute des Fürther Rathausturmes gegossen. In der Fürther Königstraße 128 öffnete das Traditionslokal „Restaurant Langmann“ wieder seine Pforten. Besitzer Christoph Langmann und seine hochbetagten Eltern konnten zahlreiche Ehrengäste zur Eröffnung begrüßen. Die Geldsammlung im Zeichen des Fürther Kleeblatts ermöglichte es, die Volksspeisestätten während des Winterhalbjahres wieder in Betrieb zu nehmen. Zum 1. November öffneten: „Zur Baßgeige“ (Lindner), Löwenplatz 6; „Zum Schwedenkrug“ (Hösch), Erlanger Straße 24; „Zur Post“ (Leitner), Schwabacher Straße 153 und die BRK-Küche am Helmplatz 6. In Fürth kam es zur ersten Wiedergutmachung: Die bekannte alteingesessene Textilgroßhandelsfirma Holzinger-Gundelfinger (gegründet 1835) konnte nach gütlicher Vereinbarung an den rechtmäßigen jüdischen Vorbesitzer Alfred Gundelfinger (in New York lebend) wieder zurückgegeben werden. Sohn Werner Gundelfinger führte das Familienunternehmen nun in fünfter Generation weiter. Mittwoch, 3. November 1948 Der Haushaltsausschuss nahm im bayerischen Landtag einen Antrag auf Erhöhung des Entlassungsgeldes der Heimkehrer von 50 DM auf 90 DM an. In den letzten drei Monaten waren etwa 10.000 Heimkehrer (überwiegend aus Russland) alleine nach Bayern zurückgekehrt. Der Fürther MdL Fritz Gräßler beschwerte sich im Eingabeausschuss des Landtages darüber, dass die Ansbacher Wohnungskommission mit zweierlei Maß messe. So standen im gräflichen Schloss Scheinfeld zehn Zimmer mit 200 qm nur drei Personen zur Verfügung, während in Fürth selbst Kammern von 6 qm für Flüchtlinge beschlagnahmt wurden. Alten Leuten wurde ihr kleines Wohnzimmer weggenommen und die Betagten in die Küche verwiesen. Die seit 1907 schon bestehende Fürther Schulzahnklinik war bisher im Fürther Nathanstift am Tannenplatz beheimatet. Nun zog man um in die Sahlmannvilla am Bahnhofplatz 4. Sprechstunden fanden dreimal wöchentlich am Nachmittag statt. Dafür stellten sich Zahnärzte gratis zur Verfügung. Die Behandlung war in erster Linie für die Kinder gedacht, deren Eltern finanziell nicht in der Lage waren,

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