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die Kosten einer privatärztlichen Zahnbehandlung zu tragen. An den Vormittagen wurden die Kinder klassenweise in den Schulen untersucht. Viele Schulkinder hatten kariesbefallene Zähne. Die gesamte Schulzahnklinik unterstand dem Städtischen Gesundheitsamt Fürth. Der Gedanke der gegenseitigen Hilfe sowie der Traum von einem Eigenheim waren die Triebfedern für die Gründung einer „Siedlergemeinschaft Fürth“. Die beigetretenen Mitglieder rechneten mit einer mindestens dreijährigen Bauzeit, sofern man überhaupt an Baumaterial herankam. Monatlich zahlte man in einen gemeinsamen Topf. Wegen Strommangels mussten die Abschaltzeiten in Fürth auf 20 Stunden wöchentlich ausgedehnt werden. Ärger bereitete aber häufig auch die Abrechnung der Stromkosten. Oft hingen an einem Stromzähler bis zu acht Wohnparteien. Am Ende gab es oft eine große Stromrechnung, aber wenn es um das Bezahlen ging, wollte keiner den Strom verbraucht haben. Stadttheater Fürth: „Maria Stuart“, Schauspiel von Schiller, u.a. mit Margret von Munster, Klara Klotz und Wolfgang Hoffmann. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 3000 Zuschauern gegen Bayern Kitzingen mit 3:1. Tore für Fürth durch Vorläufer, Sieber und Schade. Aufgrund der rücksichtslosen Kitzinger Härte, die der Nürnberger Schiedsrichter Dorsch nicht ahndete, kam es nach Spielschluss zu unschönen Tumulten. Fürth lag nunmehr auf Rang drei der Tabelle. Weltspiegel-Kino: „Herzkönig“, ein musikalisches Lustspiel mit Lisa Lesco, Sonja Ziemann, Aribert Wäscher, Georg Thomalla und Wilhelm Bendow in den Hauptrollen. Samstag, 6. November 1948 Regenfälle der letzten Tage brachten noch keine Entspannung der Stromversorgungslage. Um die erforderlichen Einsparungen zu erreichen, erhöhte der Landeslastverteiler die wöchentlichen Abschaltzeiten auf 30 Stunden. Dreh- und Wechselstrom waren jetzt von Montag bis einschließlich Samstag von 7 bis 12 Uhr abgeschaltet, Gleichstrom an den gleichen Tagen von 12 bis 17 Uhr. Immer wieder wurden Klagen laut, dass Berufstätige kaum an Fischwaren (Bratheringe, Bücklinge) herankamen. Das Fürther Ernährungsamt forderte daher die Kleinverteiler auf, die Verkaufszeiten für Fischwaren so festzusetzen, dass auch Berufstätige diese Ware erhalten können. Vom Fürther Stadtrat großspurig angekündigte Lieferungen billiger Schweizer Äpfel (46 Pfennige das kg) sorgten für Ärger. In der Fürther Bevölkerung kam nichts davon an. Es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass die Äpfel durch eine Organisation (BayWa?) sackweise an Bauern in Burgfarrnbach verkauft worden seien. Von dort wurden sie teurer weiterverkauft. Wohin wusste niemand. Die schlechten Erfahrungen wollte man demnächst bei der Lieferung von 60 Tonnen dänischer Äpfel nutzen. Die Äpfel sollten bei Wohlfahrtsempfängern und im Stadtkrankenhaus landen. Stadttheater Fürth: „Hochzeitsnacht im Paradies“, Operette von Friedrich Schröder, u.a. mit Joss Hallwegh, Karl Mikorey, Anny Coty, Gusti Rainhoff, Willi Schmid-Scholven, Hanns Lampmann, Hermann Sandbank und Gerda Mackay. Mittwoch, 10. November 1948 In Fürth kam es zu einer Kundgebung „aller durch den Krieg Geschädigten“. Durch den Regen kamen nur etwa 200 Teilnehmer auf den Platz der Fürther Freiheit. Am Ende fassten die Beteiligten eine Resolution an die Regierungsstellen, in der zum Ausdruck kam, dass die Kriegsgeschädigten Gläubiger des Staates seien und deshalb ein Recht auf Forderungen hätten. Zu den Forderungen zählte eine finanzielle Übergangshilfe vor einem zu berechnenden individuellen Lastenausgleich. Der Fürther Stadtrat beschloss die Errichtung eines pathologisch-anatomischen Instituts am Fürther Stadtkrankenhaus. Nachdem in Fürth die Räumlichkeiten vorhanden waren, beabsichtigte man, nach Ausstattung alle notwendigen Untersuchungen durch einen eigenen Spezialarzt ausführen zu lassen. Die Kosten für die dazu notwendige Einrichtung bezifferte man auf etwa 10.000 DM. Bisher musste man für pathologisch-anatomische Untersuchungen Ärzte an Nürnberger oder Erlanger Krankenhäusern bemühen, was sich als kostenintensiv und zeitaufwändig erwies. Gleichzeitig wollte man dadurch auch die Leistungsfähigkeit des Fürther Krankenhauses steigern. Das Fürther Vermittlungsamt versuchte, bevor es zwischen streitenden Parteien zu einem Prozess vor Gericht kam, im Vorfeld eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen. Im dritten Kalenderjahr 1948 kam es zu 151 Terminen, doch nur in 17% versöhnte man sich. An Gebühren erhielt die Stadtkämmerei dadurch immerhin 831 DM.

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