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Sogar Münchens OB Dr. Hans-Jochen Vogel gab OB-Kandidat Karl Hauptmannl Wahlhilfe. In der dicht besetzten MTV-Grundig-Halle hielt er eine Lobrede auf den Fürther SPD-Kandidaten. Der amtierende Rathauschef Scherzer hatte zur gleichen Zeit seine Anhänger im Restaurant „Hexenhäusl“ an der Friedrich-Ebert-Straße eingeschworen. Tags darauf bat OB Scherzer seine Fans in die Gaststätte „Schwarzes Kreuz“, wo Bundesminister a.D. Dr. Dollinger und der amtierende Erlanger Oberbürgermeister Lades zu seinen Unterstützern zählten. Drei Großindustrielle aus Südindien besuchten die Volksschule und Real- und Handelsschule an der Maistraße, um sich über das deutsche Schul- und Unterrichtssystem eingehend zu informieren. Die indischen Gäste verbanden damit einen Geschäftsbesuch bei den EckartWerken. Einmütig waren die Besucher von dem deutschen Schulmodell begeistert, das die Schulleiter Karl Friedrich Winter und Hans Frühwirt erläuterten. Freitag, 6. März 1970 In einem großangelegten Polizeieinsatz flog an der Stadtgrenze ein Schwarzsender auf. Die Bundespost als zuständige Stelle hüllte sich über die näheren Umstände in Schweigen, die zur Festnahme des Amateurfunkers führten. Damals hatte man Angst vor Spionagehandlungen gegenüber dem kommunistischen Ostblock. Heftige Kontroversen am Hardenberg-Gymnasium: Mitglieder der Schülermitverwaltung (SMV) hatten einen neuen Satzungsentwurf eingebracht und wollten diesen zur Abstimmung einer Schülervollversammlung vorlegen. OStD Jäger verbot dies jedoch mit der Begründung, die SMV sei keine Gewerkschaft und Urabstimmungen in der Schule unzulässig. Daraufhin erklärte die SMV-Spitze, ihre Mitarbeit ab sofort einzustellen. Im Fürther Stadtrat vor der Oberbürgermeisterwahl noch schnell beschlossen: Die Schwabacher Straße wird zwischen Karolinen- und Jahnstraße vierspurig (zu je drei Metern) mit beidseitigen Parkstreifen ausgebaut. Ein Amerikaner mit großem Namen machte seinen Antrittsbesuch im Fürther Rathaus: Der neue stellvertretende Kommandeur der 4. US-Panzerdivision, Colonel George S. Patton, war zu Gast bei OB Scherzer. George S. Patton war Sohn des berühmten Panzergenerals, der gegen Ende des zweiten Weltkriegs eine US-Armee über den Rhein nach Bayern geführt hatte. Ihm war es zu verdanken, dass 1945 viele deutsche Soldaten vor russischer Gefangenschaft bewahrt wurden. Patton senior kam später bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Mannheim ums Leben. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Ein Halleluja für Django“ mit George Hilton (Admiral), „Anatomie eines Liebesaktes“ mit Henriette Gonnermann und Günther Kieslich, in der 2. Woche (Bambi), „Die Folterkammer des Dr. Fu-Man-Chu“ mit Christopher Lee und Maria Perschy (City) sowie „Hilfe, ich liebe Zwillinge“ mit Uschi Glas und Roy Black (Park). Samstag, 7. März 1970 Ein Sturmwind wehte die Straßen zu. In Fürth konnten sich selbst alte Hasen nicht erinnern, jemals einen Winter mit derartigen Schneeverwehungen erlebt zu haben. Zwischen Seukendorf und Cadolzburg blieben die Autos stecken. Die Fahrer ließen ihre festgefahrenen Vehikel stehen und kämpften sich durch den Schneesturm nach Hause. Schneepflüge waren pausenlos im Einsatz. Ballongeschmückt rollte ein riesiger Eisenbahngüterwagen in den Westen Fürths: Der EuroMarkt an der Würzburger Straße ließ den Güterwagen mit Waschmittel-Großpackungen auf sein Gelände rollen. Dann begann ein Sonderverkauf zu Niedrigpreisen aus dem Wagen. Die Fürther City war wieder um eine Attraktion reicher: Das „Schuhhaus Hagler“ eröffnete in Zusammenarbeit mit der Firma „Nord-West“ in der Schwabacher Straße 5 einen modernen „Quick-Schuh“-Laden. In den gleichen Räumen wurden bisher schon „Hagler-Extra“-Produkte angeboten. Selbstbedienung war Trumpf. Beratung gab es nur auf Wunsch. Dafür lag der Preis für ein Paar Schuhe um etwa ein Drittel niedriger. Bürgermeister Meyer eröffnete im Foyer des Stadttheaters eine neue Ausstellung. Ab sofort waren Werke der Fürther Künstler Josef Kemmeter, Karl Hemmerlein und Fritz Lang in den Wandelgängen zu sehen.

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