Montag, 9. März 1970 Bei der Fürther Oberbürgermeisterwahl siegte Amtsinhaber Kurt Scherzer (FDP) haushoch über seinen Herausforderer Stadtschulrat Senator Karl Hauptmannl (SPD). Scherzer erhielt 70% der Stimmen, Hauptmannl 28%. Ganze 2% entfielen auf den im Hoffnungslauf gestarteten Dr. Joachim Mertens (NPD). Die Wahlbeteiligung lag bei 68,5%. Es war für die Fürther Bürger letztendlich eine Wahl zwischen zwei Persönlichkeiten des Fürther Lebens, die Parteizugehörigkeit spielte kaum eine Rolle. Selbst fanatische NPD-Wähler sahen wohl ein, dass es sich hier um eine Auseinandersetzung zweier Hauptrivalen ging und die Stimme für einen Dritten dann für den Ausgang wertlos gewesen wäre. Zur Woche der Brüderlichkeit wurde in der Aula der Berufsschule II eine Ausstellung unter dem Motto „Jüdisches Leben in Fürth“ eröffnet. Die Exponate reichten von Gebetsriemen und Beschneidungswerkzeugen bis zu Werken Fürther jüdischer Dichter. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Als Wiederholungen das Musical „Kiss me, Kate“ von Cole Porter und die Oper „Freischütz“ von Carl Maria von Weber, beide Aufführungen in den bisherigen Besetzungen. Ferner die Komödie „Amphytrion“ von Peter Hacks, u.a. mit Hildegard Krost, Karl Bösiger, Jürgen Cziesla und Kurt Mejstrik. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel bei den Stuttgarter Kickers mit 2:1. Die beiden Tore für Fürth erzielte Perras. Damit verbesserte man sich auf Rang 12 der Tabelle. Dienstag, 10. März 1970 Mit einer unwahrscheinlich hohen Aufklärungsquote bei Straftaten erschreckte die Fürther Kripo die hier tätigen Ganoven: Im Jahr 1969 konnte sie 74,9% aller Straftaten aufklären. (Nürnberg hinkte mit 57,1% hinter dem Fürther Ergebnis hinterher!) Damit konnte die Fürher Kripo die ohnehin schon sehr hohe Aufklärungsquote aus dem Jahr 1968 noch einmal um 1,7 Prozentpunkte steigern. In der Hauptsache betätigten sich in Fürth die Diebe (65,6% aller Straftaten). Vierzig Schülerinnen und Schüler der staatlichen Realschule Fürth verbrachten ein Wochenende in der Jugendherberge Weißenbrunn bei Altdorf. Sie diskutierten dort trendgemäß über Probleme des Sexuallebens. Diplompsychologen und Pfarrer steuerten die Aussprache. Wie der im Tagungsbericht stehende Satz „Die Erziehung zu einem gesunden Sexualverhalten darf nicht in reiner Information stehenbleiben“ zu verstehen war, hätte man sicher gern erfahren. Die Gemeinde der Auferstehungskirche verabschiedete sich von ihrem Pfarrer Dr. Heinrich Ringel. Der 1905 in Schillingsfürst Geborene arbeitete zunächst als Landpfarrer in Adelshofen und kam 1951 als Zweiter Pfarrer an die Auferstehungskirche nach Fürth. Seinen Ruhestand wollte Dr. Ringel in Erlangen verbringen. Mittwoch, 11. März 1970 Mit Blasmusik und unbeschreiblichem Jubel wurde Oberbürgermeister Kurt Scherzer im Geismannsaal empfangen, als er dort mit Sympathisanten beim Poculator seinen Wahlsieg feierte. Den ganzen Abend über war er von Autogrammjägern umlagert. Im Fürther Rathaus sowie zuhause am Reichsbodenweg 33 trafen Glückwunschbriefe waschkorbweise ein. Im Amtszimmer des Oberbürgermeisters sah es aus wie in einem Blumenladen. Ein altes Bauernhaus am Ortsrand von Unterfarrnbach musste nun der Schifffahrt weichen. Es wurde abgerissen, lag es doch vom Plan her genau in der Trasse des Rhein-Main-DonauKanals. Donnerstag, 12. März 1970 Auf Europas größter Baustelle fielen die winterlichen Hüllen! In Fürth nahmen die Bauarbeiter wieder die Arbeiten auf, um am neuen Europakanal, diversen Brücken und Umgehungsstraßen weiterzubauen. Die Autofahrer mussten sich auf immer neue Umleitungen einstellen. Riesenwirbel in der Geschäftsstelle der SpVgg Fürth: Die Kasse stimmte nicht mehr. Seit über einem halben Jahr fehlten mehr als 30.000 DM, die Korrespondenz war in heilloser Unordnung
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