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man den Sarg einfach wieder ausgegraben und zur Beisetzung nach Zirndorf geschickt. Mangelnde Pietät oder Amtslieblosigkeit? Drei Dutzend wie irr durch das Ober- und Unterland trabende Fürther verschreckten seit Tagen die Kurgäste der Insel Helgoland. 38 Aktive und Betreuer der LAC Quelle holten sich im harten Seeklima ihre Kondition für die kommende Saison. Die jüngste Tochter der Firma Wölfel war mindestens so attraktiv wie alle ihre Vorgängerinnen. Die alteingesessene Fürther Bäckerei und Konditorei eröffnete an der Erlanger Straße 33 direkt neben der Bushaltestelle ihre zehnte Filiale. Donnerstag, 26. März 1970 Man fühlte sich in den Ostblock versetzt: Marxistisches Schrifttum lag auf, das Auditorium reagierte entrüstet, wenn jemand den russischen Einmarsch in der Tschechoslowakei als „militärische Intervention“ bezeichnete und am Rednerpult referierte ein sowjetischer Ideologe über Koexistenz. Die „Marxistische Arbeiterbildung Fürth“ hatte zur Versammlung eingeladen und erstaunlich viele Zuhörer kamen. Der perfekt deutsch sprechende Moskauer Redner lehnte jede Form von Gewalt ab, da der Sieg des Sozialismus unaufhaltsam sei und sich der Status der Koexistenz somit bald von selbst erledigen werde. Samstag, 28. März 1970 Als erster Teilnehmer am internationalen Jugendfußballturnier des ASV Fürth kam die Jugendmannschaft von Hertha BSC per Düsenmaschine am Nürnberger Flughafen an. Im Schneesturm wurden die Sportler von den Offiziellen des ASV Fürth begrüßt. Der Karfreitag war von ergiebigen Schneefällen gekennzeichnet. Man hatte den Eindruck, Weihnachten stünde vor der Tür und nicht Ostern. Der Frühlingsbrauch des Nestversteckens beschränkte sich an den Osterfeiertagen bei vielen Familien auf den häuslichen Bereich. Der Verein „Freunde des Fürther Theaters“ fuhr mit vollen Segeln auf die neue Theatersituation zu. Nachdem der Stadtrat den Umbau nur für eine „mittlere Lösung“ abgesegnet, der Verein aber Spenden für eine „große“ Lösung gesammelt hatte, arrangierte man sich artig. Ein 8Millionen-DM-Umbau sei der Stadt nicht zuzumuten, also werde man die Spenden in Höhe von 550.000 DM auch für die kleinere Umbauversion zur Verfügung stellen. Der Verein stellte jedoch Mindestanforderungen für den Umbau: So wollte man eine Erweiterung der Bühne und des Orchestergrabens, den Einbau einer neuen Bühnentechnik, bessere Beleuchtung, Belüftung und Heizung sowie eine Renovierung des Zuschauerraums. Ab sofort sollte auch ein neuer Theaterleiter gesucht werden. Bei der SpVgg traten die beiden Spielausschussmitglieder Trautner und Ebner von ihren Ämtern zurück. Der Abschied beider hatte rein private Gründe und mit der „Kassenaffäre“ der Geschäftsstelle nichts zu tun. Nur kam jetzt die Handlungsfähigkeit des Vereins fast zum Erliegen. Vorsitzender Stadtschulrat Senator Hauptmannl hatte kaum mehr kompetente Helfer um sich und das Handeln auf dem Spielermarkt begann ab 1. Mai. Zudem liefen sechs von zwanzig Verträgen der Vertragsspieler aus. Dienstag, 31. März 1970 Das 14. internationale Jugend-Fußballturnier des ASV Fürth hatte sein gesellschaftliches „Ereignis“ im Berolzheimerianum, wo beim offiziellen Begrüßungsabend feierliche und aufgelockerte Reden gehalten wurden. Viel Lob gab es für den Veranstalter, der in 14 Jahren rund 50 Mannschaften zu Gast hatte. Das diesjährige Turnier gewann die Mannschaft der SpVgg in der Verlängerung mit 2:1 gegen Rotweiß Essen. Die Mannschaft des ASV Fürth wurde Vierter. Kirchgängern der katholischen St.-Heinrichs-Kirche in der Südstadt wurden beim Verlassen der Kirche am Ostersonntag an den Kirchenportalen von der Gemeindejugend Blumen zum Kauf angeboten. Die bunten Frühlingsgrüße fanden reißenden Absatz. Von dem Erlös des Blumenverkaufs wurden alte und bedürftige Gemeindemitglieder mit einer Osterfreude überrascht. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Oper „La Traviata“ von Verdi, u.a. mit

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