Seite:Kuntermann 1970.pdf/3

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Samstag, 10. Januar 1970 Schlag ins Kontor: Dem Fürther Ex-Bundeskanzler Ludwig Erhard wurde zum Jahresende 1969 von der Investment-Vertriebsgesellschaft „Argenta“ gekündigt. Erst Mitte Mai 1969 war Erhard Mitgesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender geworden. Die Gesellschaft begründete diesen Schritt damit, dass Erhard die vertraglichen Leistungen nicht erbracht hätte. Während der siebenmonatigen Tätigkeit habe der gute Ludwig nur eine Pressekonferenz gehalten, einen Artikel geschrieben und der Gesellschaft einmal für zwei Stunden zur Verfügung gestanden. Dies genüge einer jungen dynamischen Firma nicht, die mit ihren finanziellen Mitteln haushalten müsse. Auch die Stadt Zirndorf spendete für einen möglichen Fürther Theaterumbau. Durch die Spende von 1000 DM stieg das Spendenaufkommen bei den „Freunden des Fürther Theaters“ auf 48.200 DM. Flug zum Fürther Fasching: Eine gebürtige Breslauerin, die in der ersten Nachkriegszeit einige Jahre in der Rosenstraße 4 in Fürth gelebt und einen Amerikaner geheiratet hatte, kam für drei Wochen nach Fürth. Die 39-jährige verspürte immer wieder Heimweh und wollte sich jetzt in das Faschingsvergnügen stürzen. Hoffentlich wurde sie von der Fürther „Narrenhochburg“ nicht allzu sehr enttäuscht. Montag, 12. Januar 1970 Vor dem Einsatz am kalten Büfett hieß es „Händeschütteln“. Der Neujahrsempfang, den Brigadegeneral William W. Cobb im amerikanischen Kalb-Club an der Steubenstraße gab, gestaltete sich herzlicher als in den vorausgegangenen zwölf Jahren vorher, kannten sich doch die meisten der Gäste, darunter auch OB Scherzer und Senator Hauptmannl, inzwischen persönlich. Ein echter Schlotfeger verteilte Marzipanschweinchen als Glücksbringer. Die Amerikaner kannten diesen Brauch nicht. Der Fürther Fasching begann verheißungsvoll, hatten die Karnevalsgesellschaften im Geismannsaal doch allerhand aufgeboten. Erni Singerl glänzte mit ihrer Rita-Pavone-Parodie, die unvermeidlichen Ordensverleihungen hatte man auf ein Mindestmaß zurechtgestutzt und nachdem die Tanzkapelle Riess erst mal ausgiebig gegessen hatte, kam nach Mitternacht sogar etwas Stimmung auf. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Musical „Kiss me, Kate“ von Cole Porter, u.a. mit Sonja Knittel, Marita Kral, Gerda Hensel, Jonny Born, Ulrich Gentzen und Karl Mikorey. Außerdem die Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ von William Shakespeare mit den Gaststars Liselotte Pulver und Helmut Schmid. Ferner als Wiederholung die Operette „Die Csardasfürstin“ von Emmerich Kalman in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg erreichte in ihrem Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg ein 1:1-Unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Jäger. Damit belegte man Platz zehn der Tabelle zur Regionalliga Süd. Dienstag, 13. Januar 1970 Im Foyer des Fürther Stadttheaters stellten nun bis Ende März die Maler Wilfried Nelke, Johann Schmidt-Rednitz, Karlheinz Wich sowie der Bildhauer Heinz Siebenkäs ihre Werke aus. Bürgermeister Dr. Karl Meyer eröffnete die besucherfreundliche Ausstellung. Nach 40-jähriger Tätigkeit war Pfarrer i.R. Karl Wagner nur ein kurzer Ruhestand beschieden. Er war überraschend verstorben. Der Geistliche war 24 Jahre als Pfarrer in St. Martin tätig. Der Bayerische Staatsminister der Justiz berief den Fürther Dr. Maximilian Nüchterlein an die Spitze des Oberlandesgerichts Nürnberg. Der so Beförderte trat die Nachfolge von Theodor Hauth an, der wegen Erreichens der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt wurde. Stocksauer kehrten die Segelflieger des Aeroclubs Fürth aus Südfrankreich zurück. Der sonst so zuverlässige Mistral blieb aus. Das Wetter bot nur Regen und Schnee. An Höhenflüge bis zu 12.000 m war nicht zu denken. Ein teurer Hobby-Urlaub! Die Neuanmeldungen beim Leichtathletikclub Quelle nahmen kein Ende. Außer Sportlern aus der Region trug ab sofort erstmals ein Ungar das blaue Trikot der Dambacher. Laszlo Ertl war aus seinem kommunistischen Heimatland geflüchtet. Er war Marathon-Läufer, startete aber

3