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Gleichsam verdichtet sich unter dem Oberbegriff "Naher Osten" ein Knaul scheinbar unentwirrbarer Fragen (Israel und die Palästinenser, Islamistischer Radikalismus, der zerstückelte Libanon usw. etc.) Die Ursache mancher der Schwierigkeiten, die sich im Nahen Osten für alle dort lebenden und arbeitenden Menschen ergeben, sind dagegen kaum oder gar nicht bekannt. Hier ist der Zeit­ punkt , auf Sinn und Zweck dieser Einleitung zu sprechen zu kommen: in den nun folgenden Zeilen soll versucht werden, auf eine erste, bewußt einfach gehaltene Weise (hoffentlich nicht zu vereinfachend!) bestimmte Schlüssel­ momente in der Geschichte des Nahen

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Ostens dieses Jahrhunderts aufzuzeigen. In diesem Artikel soll es um die Entste­ hung des Palästina-Problems in diesem Jahrhundert gehen.

mit der Entmachtung des damaligen Sultans und der Einsetzung einer nationa­ listischen, bürgerlichen Regierung, der sogennanten Jungtürken.

Nationalbewegung (zu oft christlichen, in Europa ausgebildeten arabischen Intel­ lektuellen) als vielmehr mit bestimmten arabischen Fürsten zusammen.

Die maßgebende Zeit liegt hierfür in der Zeit vor den Ende des I.Weltkrieges. Da­ mals gehörte das Gebiet des heutigen Staates zum Osmanischen Reich, einem im Krieg mit dem Deutschen Reich ver­ bündeten Staat, dessen zahlreiche na­ tionalen Gruppen (Griechen, Araber, Armenier, Kurden) schon seit den Ende des 19. Jahrhunderts nach verstärkter Autonomie strebten.

Diese Regierung machte den nichttürki­ schen Einwohnern des Reiches noch weniger Zugeständnisse als die vorher­ gehende - dies betraf sowohl die in Pa­ lästina lebenden Araber als auch die dort ansässigen Juden.

Bereits gegen Ende 1915 sicherte Groß­ britanniens Hochkommissar In Ägypten Sir Arthur McMahon, den Scherifen von Mekka, Hussein aus der haschemeti­ schen Dynastie(der jetzige König von Jordanien ist ein Nachkomme dieser Li­ nie) zu großräumige Gebiete (auch das heutige Israel) zu, die dieser nach dem Sieg über die Mittelmächte erhalten sollte. Daraufhin kämpfte auch Hussein auf britischer Seite gegen die Türken.

Das insgesamt labile Osmanische Reich erlebte im Jahre 1909 einen Staatsstreich

Andererseits gab es auch zwischen Ara­ bern und Juden bereits Konflikte, da es im Zusammenhang mit der zionistischen Bewegung jüdische Landkäufe für land­ wirtschaftliche Genossenschaften und Kolonien stattgefunden hatten. Arabisehe Kleinbauern fürchteten Verdrängungsprozesse und Überfremdung. Jüdische Ansiediungen standen außerdem den Plänen der arabischen Natio­ nalbewegung nach einem eigenen Staat im Wege.

liirktsches lOsnuinisehtv/Reich, 7783 T ü rkisd te Vasallenstaaten 1776 .

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Nachdem das Osmanische Reich 1914 in der Allianz mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn in den Krieg eingetreten war, begannen die Entente-Mächte Großbritannien und Frankreich, Unabhängigkeitsbewegungen innerhalb des Osmanischen Reiches zu unterstützen - auf verschiedene Weise. Allgemein bekannt ist die Person T.E. Lawrences ("lawrence of Ara­ bia"), der im britischen Auftrag arabische Stämme zu Aufstän­ den gegen osmanischtürkische Einheiten führte.

-Persische. K r Werbungen ün 19. Jh.

_.......... . Viuirin trilM n g Persiens s e i/ t lfjn . 79.Jh.. £-------J Afghanistan K n d e des IH .Jahrh. 1______I A/t/hatusche lirw rrb u n q . tm 19. Jh L I Jidutschistan K nde d es 78 Jh . 1______I Hritische K n rw b u n i/rn . i m l 9 . H i . [LLU Russische K m /tu H S^huiT in Persien.7H07 H ritis r h r K in riu ü Sphäre in P r/sie n 8/07 JHÜL. K isenbahn m it, K n i/fh n n tfs ju h r

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Vorderasien vom Ende des 18. Jh. bis 1918

Großbritannien arbeitete in diesem Zeitraum allerdings kaum mit der arabischen

Interessanterweise kam es Im März 1916 zu einem Abkommen zwischen Frankreich und Großbritannien (Sykes-Picot-Abkommen, gehelmgehalten), in dem das palästinensische -libanesische Gebiet in Einflußzonen aufgeteilt wurde, die nach einem Sieg über die Türken wirksam werden sollten. Verschiedene arabische Staaten sollten unter französi­ schem bzw. britischem Protektorat ent­ stehen. Parallel hierzu begann Großbri­ tannien mit jüdisch - zionistischen Organi­ sationen zu verhandeln. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war die Balfour - Deklaration, mit der wir uns nächstes Mal genauer beschäftigen werden. In dieser Deklaration wurde der zionisti­ schen Bewegung britisches Wohlwollen zugesichert, und es war die Rede von ei­ ner zu gründenden "jüdischen Heim­ stätte" in Palästina. Diese Formulierung bewußt unklar gehalten - sollte später noch Stoff für reichlich Konflikte zwischen Juden, Briten und Arabern bereithalten. ms