Seite:Pennalen Jg 38 Nr 4 1991.pdf/15

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

fpennalen

29

Den in der Geschichte der BRD längsten Streik zum Anlaß nehmend, sind die Pennalen in das bayerische Passau gefahren, um die dort streikenden Granitarbeiter zu ihren Forderungen, Erwartungen und ihrer Situation zu befragen. Von den Medien zum Großteil ignoriert, ist der seit dem 17. Juni andauernde Arbeitskampf kaum jemandem ein Begriff. Bei diesem Thema wollten wir uns nicht auf die ohnehin spärlichen Sekundärquellen stützen, sondern mit Betroffenen vor Ort sprechen, was sich als nicht ganz einfach heraussteilen sollte. Über die Gewerkschaft Bau-Steine-Erden erfuhren wir die Adresse eines der vier Streiklokale, in dem die täglich stattfindenden Streikversammlungen abgehalten werden und die Streikkomitees ihren Sitz haben. In der Hoffnung, das nur vormittags tagende Komitee anzutreffen, begaben wir uns zunächst nach Fürstenstein in eines der besagten Steiklokale, wo wir mit Rainer Moser, Granitarbeiter und Streikleiter Fürstenstein, ein Gespräch führen konnten.

Bestreikt werden, laut Rainer Moser, ins­ gesamt 16 Betriebe in und um Fürsten­ stein, wo sich von 1200 Arbeitern ca. 360 im Streik befinden, was jedoch auszurei­ chen scheint, um die Unternehmer ent­ sprechend zu schädigen. Die Arbeitsnie­ derlegung erfolgte auf eine von allen beteiligten Unternehmern ausgehan­ delte Vereinbarung hin, wonach die Ak­ kordlöhne sich zukünftig auf maximal 27 DM pro Stunde belaufen dürfen, wohin­ gegen ein Arbeiter vorher 35-40 DM pro Stunde verdienen konnte. Dieser Lohn mag auf den ersten Blick überdurch­ schnittlich hoch erscheinen. Bedenkt man jedoch, daß das im Sommer erar­ beitete Geld für die arbeitsfreie Zeit von November bis April, in der der Arbeiter nur einen gewissen Prozentsatz seines Lohnes erhält, ebenso zu reichen hat,

Rainer Moser, Streikleiter