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die Pennalen Gemeinsame Schülerzeitung der Fürther höheren Schulen Oberrealschule

Städt. Mädchenrealgymnasium

Hum. Gymnasium

Dezember 1955

Jahrg. 3 / Nr. 3

Städt. Handelsschule Fürth Abonnementpreis 30 Dpi. Einzelpreis 40 Dpi.

Weihnachten zwischen Schulaufgaben Von A. J. Wehner

Wie geht es doch in unserem Leben zu: Seit Wochen arbeiten wir mit Hochdruck, lernen immer Neues, vergessen die Hälfte, lernen wieder, schreiben Prüfungen, machen Mathematikaufgaben, präparieren uns für Lateinstunden oder auch nicht. Biologie, Englisch, Mathematik, Griechisch, Buch­ führung, Chemie, Physik, Latein, Geschich­ te, Erdkunde überfallen uns mit heimtücki­ schen Schulaufgaben. Haben wir- eine davon glücklich hinter uns gebracht, dann lauert die nächste schon wieder auf uns. Eine Hetze ist das, die Managerkrankheit könnte man an der Schule kriegen, wäre man nicht jung und widerstandsfähig und zuweilen auch recht faul. Und dann noch die Nachhilfe­ stunden, um sich ein bißchen Kleingeld zu verdienen, um Mutter ein Geschenk machen zu können, um sich einen Anzug zusammen­ zusparen, oder um ins Kino zu gehen. Man hat gar keine Zeit mehr für sich selbst, man lebt in einem Taumel, wird vom Strudel der Schidaufgaben erfaßt und fortgetrieben — und dann steht Weihnachten vor der Tür. Weihnachten, das bedeutet zwei Wochen Ferien. Das bedeutet Geschenke, die man sich wünscht, die man erhält, die man schenkt, die man schenken möchte. Weih­ nachten, das bedeutet gefüllte Schaufenster mit Marzipanen gelcben, bedeutet Christ­ bäume an allen Ecken und Enden, das be­ deutet „Stille Nacht“ und „O du fröhli­ che . .“, bedeutet Weihnachtsfeiern vom er­ sten Adventssonntag bis Dreikönig. Und wenn der ganze Rummel dann vorüber ist, bleiben noch ein paar Tage bis zum Schul­ beginn, und der gewissenhafte Schüler setzt sich auf den Hosenboden, um die Freizeit zu nützen, denn gleich am ersten Tag er­ wartet ihn eine Schulaufgabe, denn die No­ ten müssen bis Ende Januar gemacht sein. Der ganze Alltag hat einen dann wieder, der alte Trott geht weiter bis zum Zeugnis, bis zum Sommer, bis zum nächsten Jahr, bis zum Abitur, bis ans Lebensende. . .

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UnkaU:

Amerikanischer Erntedank ' Steckenpferde unserer Lehrer Der Storchenvater dankt Weihnachtspreisausschreiben »Oberammergau«

Am ersten Weihnachtsfeiertag lesen wir vielleicht die Zeitungen, die sich in langen Leitartikeln über die Bedeutung des Weih­ nachtsfestes ergehen, erinnern uns an unsere eigene Schülerzeitung und ärgern uns, daß sie es jetzt auch schon den andern nachge­ macht und auf ihrer ersten Seite einen gut­ bürgerlichen Weihnachtsaufruf bringt. Ist es nicht so?

Und doch sollten wir etwas nachdenklich werden, wenn das Weihnachtsfest so un­ vermittelt vor uns aufkreuzt, sollten uns ein paar Gedanken dazu durch den Kopf gehen lassen. Da haben wir oben etwas über Schenken gelesen, und in uns sind sofort Sehnsüchte nach einem Füllhalter, nach Skiern, nach einem Fahrrad oder ein Paar Fußballschu­ hen wachgeworden, oder wir haben im Stil­ len unsere Groschen zusammengezählt und uns gefragt, ob sie wohl zu einem Geschenk für einen lieben Menschen ausreichen wer­ den. Schenken ist etwas sehr Schönes. Es ist eine uralte Form, in der sich der Mensch dem Menschen mitteilt, seine Habe teilen will, sich selbst teilen will, um dem ande­ ren sich selbst zu schenken. Das rechte Schenken gründet in der Liebe, und deshalb erwartet es keine Gegenleistung. Es ist sehr nett, daß man das alles schreiben kann, aber was ist das Schenken bei uns gewor­ den? Eine diplomatische Geste, eine er­ starrte Formel, eine billige Umgangsform. Der Wert eines Geschenkes wird daran ge­ messen, was man im Laden dafür bezahlt hat, nicht was es dem andern Menschen wert ist. Schenken ist einmal eine Sitte, gegen die keiner verstoßen will, und man schenkt am Geburtstag, an Ostern und vornehmlich an Weihnachten. Was hat das Schenken eigentlich mit Weihnachten zu tun?

Das geht auf eine unglaubliche Geschichte zurück: Es lebte (für viele lebt er noch) ein einflußreicher Mann ziemlich hoch im Him­ mel und sah zu, wie sich ein paar Millionen seiner Geschöpfe, die er zu Menschen ge­ macht hatte und mit denen er eigentlich et­ was Höheres vorhatte als mit dem niederen Getier, auf der kleinen Erde mit ihren Lei­ denschaften, Schwächen und Sünden abplag­ ten und doch keinen Schritt vorwärts ka­ men. Er wußte, daß sie aus eigener Kraft sich nie dazu erheben konnten, wozu er die Sehnsucht in ihr Herz gelegt hatte. Das hätte ihm auch gleichgültig sein können.

Aber er liebte sie, sie alle und jeden ein­ zelnen von ihnen, die Weißen, Gelben. Schwarzen und Roten, und deshalb wollte er ihnen helfen. Er machte ihnen ein großes Geschenk, das größte Geschenk, das der Welt überhaupt gemacht wurde: er schenkte ihneh sein Liebstes, seinen eigenen Sohn. Als ganz kleinen, nackten, hilflosen Säugling schickt er ihn in eine Welt voll abgrundtie­ fer Schlechtigkeit. Eine handvoll Männer hat nach einigen Jahrzehnten langsam be­ griffen, was er damit wollte, und sie rich­ teten ihr Leben danach aus. Heute richtet die gesamte zivilisierte Welt angeblich ihr Leben danach aus, und dazu gehört seit alters her, daß man an Weihnachten des Geschenkes des Vaters gedenkt, indem man sich selber ihm und anderen zu schenken versucht. Deshalb also schenkt man an Weihnachten. In dem Rummel aber, mit dem die Geschäfte des Schenkens abge­ wickelt werden, ist wenig Ähnliches mit dem Geschenk des Vaters an uns enthalten. So ist das, und es ist nicht gut, wenn wir als angehende christliche Persönlichkeiten da mitmachen. Wir sollten in den Tagen vor Weihnachten uns wieder einmal auf den Kern des Festes besinnen, anstatt Weih­ nachtsfeiern mit Christbaumverlosung, Bier­ ausschank „Stille Nacht“ und Tanzmusik durchzustehen. Vielleicht wäre es gar nicht so abwegig, sich in den Ferientagen vor dem Fest eine feine Geschichte oder ein gutes Buch über Weihnachten durchzulesen, viel­ leicht auch ein Kapitel aus der Schrift zu überdenken, soweit wir das ganz können (das ist seit 2000 Jahren immer noch sehr modern, nicht nur bei Betbrüdern). Und wenn dann der Heilige Abend angebrochen ist, gehörte es sich schon, daß wir nicht nmschmalzige Lieder singen, sondern einmal ganz ernst bei der Sache sind. Das würde uns jungen Menschen viel besser stehen als sentimentales Gesinge im Stile alter Wasch­ weiber. Wahrscheinlich bleibt dann auch etwas vom Glanz und von der tiefen Freude des Weih­ nachtsfestes in uns übrig für den Alltag, der nach den Ferien unweigerlich beginnt. Viel­ leicht nehmen wir dann aus der Feier der Weihnacht etwas mit, was uns im Strudel der Schulaufgaben, im Trott des Alltags, im Taumel der Sorgen, die auf uns einstürzen, einen sicheren Ankergrund gibt: den festen Glauben an Gott.