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::''"Bekanntlich ist das beständige Umgehen mit Quecksilber der Gesundheit gefährlich und kann sogar den Tod bringen. Bei dem Belegen bildet sich durch das Mischen [...] ein schwarzer Staub, feinst vertheiltes Quecksilber, das in dieser Form am meisten zur Verdünstung geeignet ist. Die Arbeiter nennen diesen Staub auch "Gift". [...]. Die Quecksilberdämpfe dringen eben so sehr durch die Respirationsorgane, als durch die Poren der Haut in den Körper [...]."''<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufaktur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref> | ::''"Bekanntlich ist das beständige Umgehen mit Quecksilber der Gesundheit gefährlich und kann sogar den Tod bringen. Bei dem Belegen bildet sich durch das Mischen [...] ein schwarzer Staub, feinst vertheiltes Quecksilber, das in dieser Form am meisten zur Verdünstung geeignet ist. Die Arbeiter nennen diesen Staub auch "Gift". [...]. Die Quecksilberdämpfe dringen eben so sehr durch die Respirationsorgane, als durch die Poren der Haut in den Körper [...]."''<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufaktur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref> | ||
Angespornt durch das Wissen über die schrecklichen Gesundheitsfolgen von Quecksilber und die Entdeckung von Liebig über die Silberspiegelherstellung stellte Dr. Beeg eigene Untersuchungen an, "in der Hoffnung, ein Verfahren ausfindig zu machen, welches fabrikmäßig angewendet werden und die gefährliche Quecksilberbelegung beseitigen könnte."<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufaktur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref> | Angespornt durch das Wissen über die schrecklichen Gesundheitsfolgen von Quecksilber und die Entdeckung von Liebig über die Silberspiegelherstellung stellte Dr. Beeg eigene Untersuchungen an, ''"in der Hoffnung, ein Verfahren ausfindig zu machen, welches fabrikmäßig angewendet werden und die gefährliche Quecksilberbelegung beseitigen könnte."''<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufaktur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref> | ||
Im Jahre [[1862]] stellte als erster der Fürther Spiegelfabrikant [[Christian Winkler]] seine Spiegelbelegung von Quecksilber auf Silberbelegung um. Aber noch [[1883]] wendeten erst ein Sechstel der Spiegelbetriebe in Fürth das neue Silberbelegungsverfahren an. Auch die Arbeiter selbst unternahmen nichts dagegen, weil es ihnen eine besseres Einkommen sicherte. Das neue Silberbelegungsverfahren setzte sich trotzdem mit der Zeit dann durch | Im Jahre [[1862]] stellte als erster der Fürther Spiegelfabrikant [[Christian Winkler]] seine Spiegelbelegung von Quecksilber auf Silberbelegung um. Aber noch [[1883]] wendeten erst ein Sechstel der Spiegelbetriebe in Fürth das neue Silberbelegungsverfahren an. Auch die Arbeiter selbst unternahmen nichts dagegen, weil es ihnen eine besseres Einkommen sicherte. Das neue Silberbelegungsverfahren setzte sich trotzdem mit der Zeit dann durch. | ||
[[1886]] wurde schließlich das Quecksilber-Verfahren verboten. | |||
Allerdings schreibt [[Philipp Berlin]] [[1909]], dass es in Fürth noch zwei Quecksilberbelegen gegeben habe. Diese hätten zwar "''keine Bedeutung mehr, sie beschäftigen im Ganzen nur 4 Arbeiter und sind nicht mehr ständig, sondern nur zeitweise im Betrieb."''<ref>Philipp Berlin: ''Die Bayerische Spiegelglasindustrie.'', 1909, S. 22. [https://ia601307.us.archive.org/5/items/diebayerischespi00berl/diebayerischespi00berl.pdf zum online-Digitalisat]</ref>. Dies zeigt, dass das Verbot nicht überall sofort umgesetzt wurde. | |||
Bis in unsere Zeit müssen die Altlasten der Quecksilberspiegelherstellung sehr kostspielig saniert werden. Auch diese Problematik war durchaus früh absehbar: Dr. Beeg, 1857: ''"Während des Belegens verläuft sich bei aller Sorgfalt viel Quecksilber und dringt sogar durch die Fußböden."''<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufactur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref> | |||
So z.B. das Amtshaus am [[Kohlenmarkt]] – heute [[Technisches Rathaus|Technische Rathaus]], das vormals das Wohnhaus und die Fabrik der Spiegelfabrikantenfamilie [[Bendit]] war, musste Ende des 20. Jahrhundert mit hohen technischen und zeitlichen Aufwand kostspielig saniert werden. | So z.B. das Amtshaus am [[Kohlenmarkt]] – heute [[Technisches Rathaus|Technische Rathaus]], das vormals das Wohnhaus und die Fabrik der Spiegelfabrikantenfamilie [[Bendit]] war, musste Ende des 20. Jahrhundert mit hohen technischen und zeitlichen Aufwand kostspielig saniert werden. |