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Frida Langer wurde am [[22. August]] [[1888]] als Tochter des jüdischen Fabrikbesitzers [[Albert Berneis]] ([[1853]] - [[1920]]) und dessen Frau Betty Berneis, geb. Neubauer ([[1860]] - [[1934]])<ref>In der Publikation: das blaue Notizbuch werden die Geburts- und Todesdaten von Betty Berneis mit geb. 1862, gest. 1935 angegeben.</ref> in Fürth geboren. | Frida Langer wurde am [[22. August]] [[1888]] als Tochter des jüdischen Fabrikbesitzers [[Albert Berneis]] ([[1853]] - [[1920]]) und dessen Frau Betty Berneis, geb. Neubauer ([[1860]] - [[1934]])<ref>In der Publikation: das blaue Notizbuch werden die Geburts- und Todesdaten von Betty Berneis mit geb. 1862, gest. 1935 angegeben.</ref> in Fürth geboren. | ||
Bereits mit 18 Jahren zog sie [[1906]] nach Paris, wo sie den verheirateten, österreichischen Kunstmaler Otto Richard Emil (ORE) Langer ([[1878]] - [[1920]]) kennenlernte, der zur Dachauer Künstlerkolonie gehörte. [[1910]] wurde die gemeinsame Tochter Anna Calonne geboren. Nach der Scheidung der Ehe mit der Malerin Maria Schöller ([[1878]] - [[1969]]) konnte ORE Langer Frida Berneis schließlich am [[24. Dezember]] [[1912]] in Paris heiraten, die uneheliche Tochter wurde nachträglich legitimiert. [[1913]] zog die Familie nach Berlin, wo zwei Jahre darauf der Sohn Fritz Paul Langer ([[1915]] - [[2006]]) auf die Welt kam. Inzwischen wohnte nicht nur der Bruder [[Benno Berneis]] in Berlin, sondern auch der Vater Albert Berneis, der sich aus der Schuhfabrik | Bereits mit 18 Jahren zog sie [[1906]] nach Paris, wo sie den verheirateten, österreichischen Kunstmaler Otto Richard Emil (ORE) Langer ([[1878]] - [[1920]]) kennenlernte, der zur Dachauer Künstlerkolonie gehörte. [[1910]] wurde die gemeinsame Tochter Anna Calonne geboren. Nach der Scheidung der Ehe mit der Malerin Maria Schöller ([[1878]] - [[1969]]) konnte ORE Langer Frida Berneis schließlich am [[24. Dezember]] [[1912]] in Paris heiraten, die uneheliche Tochter wurde nachträglich legitimiert. [[1913]] zog die Familie nach Berlin, wo zwei Jahre darauf der Sohn Fritz Paul Langer ([[1915]] - [[2006]]) auf die Welt kam. Inzwischen wohnte nicht nur der Bruder [[Benno Berneis]] in Berlin, sondern auch der Vater Albert Berneis, der sich aus der Schuhfabrik zurückgezogen hatte. Vermutlich bereits kurz darauf erfolgte die Scheidung der Ehe mit ORE Langer, der während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] als Soldat an der Front kämpfte und am [[7. Juli]] [[1920]] an den Folgen einer schweren Giftgasverletzung in seiner Berliner Wohnung stirbt. Frieda Langer hatte noch während des Krieges am [[25. Juli]][[1918]] den jüdischen Antiquar Siegfried Sicker in Berlin geheiratet. Im selben Jahr wurde die Tochter Hannelore Victoria ([[1918]] - [[1973]]) geboren. | ||
Doch auch diese Ehe hielt nicht lange und Frida Langer zog nach der Scheidung im März [[1921]] zu ihrer Mutter nach München, wo diese nach dem Tod ihres Mannes [[1920]] lebte. Die Spur Siegfried Sicker, der ebenfalls Jude war, verliert sich während des Nationalsozialismus in Berlin. Hier lernte Frida Langer, die 1921 wieder den Namen ihres ersten Ehemanns annahm, den Münchner Künstler Albert Schlopsnies kennen, der als Designer bei Steiff arbeitete. Über Schlopsnies entstand der Kontakt zu Giengen, so dass Frida Langer nach Giengen an der Brenz wechselte, dem Hauptstandort der Steiff Puppenfabrik. In der Spielzeugfabrik Steiff arbeite Langer im Musterzimmer und entwarf Puppen und deren Kleidung. In ihrer Freizeit schrieb sie Gedichte, die zum Teil [[2015]] veröffentlicht wurden. In Giengen baute sich Langer in der Straße "Am Kreuzstein" [[1926]]/[[1927|27]] ein architektonisch extravagantes Haus am südlichen Stadtrand, das heute noch existiert, in der sie ihre jüngste Tochter Hannelore mit aufzog. [[1939]] gelang Hannelore Sicker die Flucht über ein Schiff nach England. Die Tochter nahm viele Gedichte und Schriftstücke mit auf die Flucht, so dass diese bis heute noch erhalten sind.<ref name="Wöhrle">Carolin Wöhrle: Auf den Spuren einer mutigen Frau. In: Heidenheimer Zeitung vom 2. April 2012 - [http://www.swp.de/heidenheim/lokales/giengen/Auf-den-Spuren-einer-mutigen-Frau;art1168894,1404813 online abrufbar]</ref> Weitere Publikationen sind von | Doch auch diese Ehe hielt nicht lange und Frida Langer zog nach der Scheidung im März [[1921]] zu ihrer Mutter nach München, wo diese nach dem Tod ihres Mannes [[1920]] lebte. Die Spur von Siegfried Sicker, der ebenfalls Jude war, verliert sich während des Nationalsozialismus in Berlin. Hier lernte Frida Langer, die 1921 wieder den Namen ihres ersten Ehemanns annahm, den Münchner Künstler Albert Schlopsnies kennen, der als Designer bei Steiff arbeitete. Über Schlopsnies entstand der Kontakt zu Giengen, so dass Frida Langer nach Giengen an der Brenz wechselte, dem Hauptstandort der Steiff Puppenfabrik. In der Spielzeugfabrik Steiff arbeite Langer im Musterzimmer und entwarf Puppen und deren Kleidung. In ihrer Freizeit schrieb sie Gedichte, die zum Teil [[2015]] veröffentlicht wurden. In Giengen baute sich Langer in der Straße "Am Kreuzstein" [[1926]]/[[1927|27]] ein architektonisch extravagantes Haus am südlichen Stadtrand, das heute noch existiert, in der sie ihre jüngste Tochter Hannelore mit aufzog. [[1939]] gelang Hannelore Sicker die Flucht über ein Schiff nach England. Die Tochter nahm viele Gedichte und Schriftstücke mit auf die Flucht, so dass diese bis heute noch erhalten sind.<ref name="Wöhrle">Carolin Wöhrle: Auf den Spuren einer mutigen Frau. In: Heidenheimer Zeitung vom 2. April 2012 - [http://www.swp.de/heidenheim/lokales/giengen/Auf-den-Spuren-einer-mutigen-Frau;art1168894,1404813 online abrufbar]</ref> Weitere Publikationen sind von ihr nicht bekannt. | ||
Langer, so wird es berichtet, war politisch | Langer, so wird es berichtet, war politisch interessiert und auch aktiv tätig. Sie trat als Anhängerin der Deutschen Friedensgesellschaft auf und hielt für den "Freiwirtschaftsverein" Vorträge. Dabei nahm sie Bezug auf den Sozialreformer und Begründer der sog. Freiwirtschaftslehre Silvio Gesell, der 1920 in München bei der Räterepublik aktiv mitwirkte. | ||
== Verfolgung und Tod == | == Verfolgung und Tod == | ||
Das nationalsozialistische Regime brandmarkte Frida Langers | Das nationalsozialistische Regime brandmarkte Frida Langers Engagement und titulierte sie als Marxistin. Langer wurde mehrmals inhaftiert und ihr Lebensgefährte, ein deutscher Fabrikant, wurde der Umgang mir ihr untersagt bzw. das Weiterführen der Hausgemeinschaft untersagt. | ||
Um dem zweiten Transport der Deportation württembergischer Juden ins KZ Izbica/Lublin zu entgehen, beging sie nach dem Scheitern sämtlicher Fluchtpläne am Karfreitag [[1942]] - vermutlich durch eine Überdosis Tabletten - Selbstmord. Am [[1. April]] [[1942]], zwei Tage vor ihrem Freitod, verfasste Frida Langer ihr Testament. In ihrem Testament schreibt Langer über die Situtation der Verfolgung durch das NS-Regime: "''Die Jagd ist zu Ende.''"<ref name="Wöhrle"/> | Um dem zweiten Transport der Deportation württembergischer Juden ins KZ Izbica/Lublin zu entgehen, beging sie nach dem Scheitern sämtlicher Fluchtpläne am Karfreitag [[1942]] - vermutlich durch eine Überdosis Tabletten - Selbstmord. Am [[1. April]] [[1942]], zwei Tage vor ihrem Freitod, verfasste Frida Langer ihr Testament. In ihrem Testament schreibt Langer über die Situtation der Verfolgung durch das NS-Regime: "''Die Jagd ist zu Ende.''"<ref name="Wöhrle"/> | ||
„''Letztendlich sind sie immer an fehlendem Geld oder fehlenden Papieren gescheitert''“, so die Buchautorin Helga Dombrowsky, die die Briefe Frida Langers an den Bruder eines Ortsgruppenleiters der [[NSDAP]] ausgewertet hat. Frida Langer war bereits einige Zeit lang den Repressionen des NS-Regimes ausgesetzt. Aus den noch vorhandenen Briefen geht hervor, dass der damalige Giengener Bürgermeister Christian Ehrlinger [[1941]] Langer denunzierte und die Stuttgarter Gestapo aufforderte, endlich "Maßnahmen" gegen Langer und ihren Lebensgefährten vorzunehmen. Auch den Entzug ihres Führerscheins konnte sie nicht verhindern. Sie wurde zweimal inhaftiert, weil sie es "versäumt" hatte im Bürgermeisteramt den Namenszusatz "Sara" eintragen zu lassen. Durch die im August [[1938]] erlassene "Namensänderungsverordnung" wurden alle weiblichen Juden gezwungen den Namenszusatz "Sara" zu tragen, alle männlichen Juden mussten den Namenszusatz "Israel" tragen.<ref>Wikipedia: Namensänderungsverordnung. Online abgerufen am 31. August 2016 | 22:45 Uhr</ref> Wohl aus Protest oder "Zeichen der Empörung" hat Frida Langer auf dem Passbild ihres Ausweises auf die Brust "SARA" geschrieben. Ihren beiden | „''Letztendlich sind sie immer an fehlendem Geld oder fehlenden Papieren gescheitert''“, so die Buchautorin Helga Dombrowsky, die die Briefe Frida Langers an den Bruder eines Ortsgruppenleiters der [[NSDAP]] ausgewertet hat. Frida Langer war bereits einige Zeit lang den Repressionen des NS-Regimes ausgesetzt. Aus den noch vorhandenen Briefen geht hervor, dass der damalige Giengener Bürgermeister Christian Ehrlinger [[1941]] Langer denunzierte und die Stuttgarter Gestapo aufforderte, endlich "Maßnahmen" gegen Langer und ihren Lebensgefährten vorzunehmen. Auch den Entzug ihres Führerscheins konnte sie nicht verhindern. Sie wurde zweimal inhaftiert, weil sie es "versäumt" hatte im Bürgermeisteramt den Namenszusatz "Sara" eintragen zu lassen. Durch die im August [[1938]] erlassene "Namensänderungsverordnung" wurden alle weiblichen Juden gezwungen den Namenszusatz "Sara" zu tragen, alle männlichen Juden mussten den Namenszusatz "Israel" tragen.<ref>Wikipedia: Namensänderungsverordnung. Online abgerufen am 31. August 2016 | 22:45 Uhr</ref> Wohl aus Protest oder "Zeichen der Empörung" hat Frida Langer auf dem Passbild ihres Ausweises auf die Brust "SARA" geschrieben. Ihren beiden Töchtern gelang die Flucht nach England, der Sohn Paul konnte zunächst nach Japan und von dort aus in die Vereinigten Staaten auswandern. | ||
== Testament == | == Testament == | ||
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: Frida Langer<ref>Helga Dembrowsky (Hrsg.): Das blaue Notizbuch: Gedichte und Texte von Frida Langer, Kugelberg Verlag, April 2015</ref> | : Frida Langer<ref>Helga Dembrowsky (Hrsg.): Das blaue Notizbuch: Gedichte und Texte von Frida Langer, Kugelberg Verlag, April 2015</ref> | ||
In Fürth wird Frida Langer seit [[2009]] in der Trauerhalle des Jüd. Friedhofs gedacht. [[Gisela Blume]] ließ ihren Namen unter denen von über 1.000 Fürther | In Fürth wird Frida Langer seit [[2009]] in der Trauerhalle des Jüd. Friedhofs gedacht. [[Gisela Blume]] ließ ihren Namen unter denen von über 1.000 Fürther Opfern der Shoa auf einer Gedenktafel an der Stirnsteie der Halle mit aufnehmen. | ||
== Literatur == | == Literatur == |