Eduard Putz: Unterschied zwischen den Versionen

482 Bytes hinzugefügt ,  29. November 2016
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 3: Zeile 3:
|Nachname=Putz
|Nachname=Putz
|Geschlecht=männlich
|Geschlecht=männlich
|Abweichende Namensform=Karl Johannes
|Geburtstag=9. Januar
|Geburtstag=9. Januar
|Geburtsjahr=1907
|Geburtsjahr=1907
Zeile 32: Zeile 33:
|Verwandtschaftsgrad=Mutter
|Verwandtschaftsgrad=Mutter
}}
}}
'''Eduard Putz''' (geb. [[9. Januar]] [[1907]] in Altenschönbach bei Wiesentheid; gest. [[22. September]] [[1990]] in Erlangen) war von Beruf [[Beruf::Pfarrer]] an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]]. Putz war seit [[1927]] Mitglied (Mitgliedsnummer: 60.049) der [[Partei::NSDAP]] und der SA. Von [[1935]] bis [[1939]] war er Pfarrer an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]], von [[1947]] bis [[1954]] hatte er die Pfarrstelle für das Evangelische Dekanat in Fürth inne. Putz war verheiratet und hatte einen Sohn.
'''Eduard ''Karl Johannes'' Putz''' (geb. [[9. Januar]] [[1907]] in Altenschönbach bei Wiesentheid; gest. [[22. September]] [[1990]] in Erlangen) war von Beruf [[Beruf::Pfarrer]] an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]]. Putz war seit [[1927]] Mitglied (Mitgliedsnummer: 60.049) der [[Partei::NSDAP]] und der SA. Von [[1935]] bis [[1939]] war er Pfarrer an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]], von [[1947]] bis [[1954]] hatte er die Pfarrstelle für das Evangelische Dekanat in Fürth inne. Putz war verheiratet mit Elfriede Lupp (1910 - 1994) und hatte einen Sohn.
   
   
== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Zeile 62: Zeile 63:
: "''Schon 1934 habe ich den Austritt gewünscht. Aber damals und später hat die Kirche, die Kirchenleitung der Bekennende Kirche selbst gewünscht, dass ich nicht freiwillig austreten solle, sondern die Wahrheit sagen, tapfer predigen und Christus bezeugen soll, und mich nur hinauswerfen lassen soll. Auch war ich mit der Kirchenleitung der Überzeugung, dass es für Deutschland notwendig wäre, dass auch in der NSDAP möglichst lange versucht werden müsse, die biblische Wahrheit und das Wort Gottes zu bezeugen. Deswegen bin ich nicht ausgetreten.''"<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg, Personalakte: Erklärung über meine Zugehörigkeit und Beziehungen zur NSDAP</ref>
: "''Schon 1934 habe ich den Austritt gewünscht. Aber damals und später hat die Kirche, die Kirchenleitung der Bekennende Kirche selbst gewünscht, dass ich nicht freiwillig austreten solle, sondern die Wahrheit sagen, tapfer predigen und Christus bezeugen soll, und mich nur hinauswerfen lassen soll. Auch war ich mit der Kirchenleitung der Überzeugung, dass es für Deutschland notwendig wäre, dass auch in der NSDAP möglichst lange versucht werden müsse, die biblische Wahrheit und das Wort Gottes zu bezeugen. Deswegen bin ich nicht ausgetreten.''"<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg, Personalakte: Erklärung über meine Zugehörigkeit und Beziehungen zur NSDAP</ref>


Für seine Motive in die Partei einzutreten gab es auch Erklärungsversuche. In einem Gespräch mit seinem Sohn sagte dieser zur Motivation seines Vaters in die NSDAP einzutreten: "''Eduard Putz war der Auffassung, dass die Kirche einen verhängnisvollen Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen dürfe: In den Zeiten der Industriealisierung, als das Proletariat entstanden war und Massenarmut weite Bevölkerungsschichten beherrschte, habe die Kirche bei der Lösung der "sozialen Frage" versagt und dadurch große Teile der Arbeiterklasse verloren. Jetzt, zu einer Zeit, in der eine neue, lebendige, weite Kriese ergreifende "Bewegung" politische und soziale Bedeutung gewinne, da dürfe die Kirche nicht nochmals in den Fehler verfallen, die Verbindung zu den "Massen" zu verlieren; sie dürfe dem Nationalsozialisums das Evangelium nicht schuldig bleiben. Bei alldem aber gehe es - darauf beharrte Putz - darum, dass Kirche "Kirche" bleibe und die "religiösen Auseinandersetzungen nicht auf die Ebende des politischen Kampfes abgleiten, mithin die Kirche sich nicht politischen Zwecken dienstbar machen lassen dürfe."''<ref>Pfarrer Christoph Putz im Gespräch mit Dr. Hans-Bodo Thieme 2010</ref> Dies, und die Tatsache, dass die Evangelische Kirche eine deutlich höhere Affinität zum Nationalsozialismus hatte als die Katholische Kirche und deren Mitglieder mag ein Erklärungsansatz sein<ref>Cicero - Magazin für politische Kultur: Katholiken wählten Hitler nicht. Online abgerufen 29. November 2015 0:01 Uhr [http://www.cicero.de/berliner-republik/katholiken-w%C3%A4hlten-hitler-nicht/39728 online abrufbar]</ref><ref>Adolf Kimmel: Konfession und Wahlverhalten in Deutschland - Online Essay Themenportal Europäische Geschichte [http://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3843 online abrufbar]</ref>.
Für seine Motive in die Partei einzutreten gab es auch Erklärungsversuche. In einem Gespräch mit seinem Sohn sagte dieser zur Motivation seines Vaters in die [[NSDAP]] einzutreten:
 
:"''Eduard Putz war der Auffassung, dass die Kirche einen verhängnisvollen Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen dürfe: In den Zeiten der Industriealisierung, als das Proletariat entstanden war und Massenarmut weite Bevölkerungsschichten beherrschte, habe die Kirche bei der Lösung der "sozialen Frage" versagt und dadurch große Teile der Arbeiterklasse verloren. Jetzt, zu einer Zeit, in der eine neue, lebendige, weite Kriese ergreifende "Bewegung" politische und soziale Bedeutung gewinne, da dürfe die Kirche nicht nochmals in den Fehler verfallen, die Verbindung zu den "Massen" zu verlieren; sie dürfe dem Nationalsozialisums das Evangelium nicht schuldig bleiben. Bei alldem aber gehe es - darauf beharrte Putz - darum, dass Kirche "Kirche" bleibe und die "religiösen Auseinandersetzungen nicht auf die Ebende des politischen Kampfes abgleiten, mithin die Kirche sich nicht politischen Zwecken dienstbar machen lassen dürfe."''<ref>Pfarrer Christoph Putz im Gespräch mit Dr. Hans-Bodo Thieme 2010</ref>  
 
Dies, und die Tatsache, dass die Evangelische Kirche eine deutlich höhere Affinität zum Nationalsozialismus hatte als die Katholische Kirche und deren Mitglieder mag ein Erklärungsansatz sein<ref>Cicero - Magazin für politische Kultur: Katholiken wählten Hitler nicht. Online abgerufen 29. November 2015 0:01 Uhr [http://www.cicero.de/berliner-republik/katholiken-w%C3%A4hlten-hitler-nicht/39728 online abrufbar]</ref><ref>Adolf Kimmel: Konfession und Wahlverhalten in Deutschland - Online Essay Themenportal Europäische Geschichte [http://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3843 online abrufbar]</ref>.
 
[[1941]] wurde Eduard Putz kurzfristig verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt, da er gegen die Euthanasie von behinderten Menschen einsetzte.  


== Zeit in Fürth ==
== Zeit in Fürth ==
Eduard Putz wurde [[1935]] nach Fürth als Pfarrer versetzt. Zuvor sollte er eine Pfarrstelle in Ansbach bekommen, diese wurde ihm aber nach staatlicher Intervention verweigert, da man Konflikte mit seinem dortigen Amtskollegen befürchtete<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg, Personalakte: Erklärung über meine Zugehörigkeit und Beziehungen zur NSDAP</ref>. Während seiner Zeit in Fürth stand er nach eignen Aussagen unter Beobachtung durch das NS-Regime und wurde auf Schritt und Tritt verfolgt. Zudem wurde Putz aus dem Landeskirchenamt als Referent entfernt und ihm wurde ein Redeverbot auferlegt, an das er sich allerdings nach eigenen Aussagen nicht hielt. Im Dezember [[1939]] wurde Putz zur Wehrmacht eingezogen. Dort arbeitete er als Divisionspfarrer an verschiedenen Fronten bis [[1945]]. Er kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft und war in einem Gefangenenlager in Böhmen interniert. Bei der Übergabe des Lagers von den US-Kräften zur Sowjetarmee gelang ihm die Flucht. Als katholischer Kaplan verkleidet gelang er zu Fuß bis nach Bayern<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg, Personalakte: Erklärung über meine Zugehörigkeit und Beziehungen zur NSDAP</ref>.  
Eduard Putz wurde [[1935]] nach Fürth als Pfarrer versetzt. Zuvor sollte er eine Pfarrstelle in Ansbach bekommen, diese wurde ihm aber nach staatlicher Intervention verweigert, da man Konflikte mit seinem dortigen Amtskollegen befürchtete<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg, Personalakte: Erklärung über meine Zugehörigkeit und Beziehungen zur NSDAP</ref>. Während seiner Zeit in Fürth stand er nach eignen Aussagen unter Beobachtung durch das NS-Regime und wurde auf Schritt und Tritt verfolgt. Zudem wurde Putz aus dem Landeskirchenamt als Referent entfernt und ihm wurde ein Redeverbot auferlegt, an das er sich allerdings nach eigenen Aussagen nicht hielt. Im Dezember [[1939]] wurde Putz zur Wehrmacht eingezogen. Dort arbeitete er als Divisionspfarrer meist an der Ostfront bis [[1945]]. Er kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft und war in einem Gefangenenlager in Böhmen interniert. Bei der Übergabe des Lagers von den US-Kräften zur Sowjetarmee gelang ihm die Flucht. Als katholischer Kaplan verkleidet gelang er zu Fuß bis nach Bayern<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg, Personalakte: Erklärung über meine Zugehörigkeit und Beziehungen zur NSDAP</ref>.  


In Fürth angekommen musste er sich der Spruchkammer zur Entnazifizierung stellen. In seinem Verfahren am [[25. September]] [[1946]] in Fürth wurde er in die Gruppe 5, als Entlasteter eingestuft. Hierzu hatte Putz viele Entlastungschreiben erhalten, u.a. auch von hochrangigen Kirchenvertretern wie Martin Niemöller sowie der Göttinger und spätere Bonner Systematiker Hans Joachim Iwand. Die Anklageschrift hatte noch das Ziel Putz als Hauptschuldigen (Gruppe 1) zu überführen, was formal auf Grund des Gesetzes zur Befreiung von Nationalismus und Militarismus in Bayern vom 5. März 1946 nicht zutreffend gewesen wäre. Formal hätte bestenfalls eine Anklage als Belasteter (Gruppe 2) bzw. Minderbelasteter (Gruppe 3) möglich sein können. Vor dem Hintergrund, dass die ersten Spruchkammern von Laienrichtern geführt wurden, ein verständlicher Fehler - evtl. auch die die Einstufung in die Gruppe 5 als Entlasteter.  
In Fürth angekommen musste er sich der Spruchkammer zur Entnazifizierung stellen. In seinem Verfahren am [[25. September]] [[1946]] in Fürth wurde er in die Gruppe 5, als Entlasteter eingestuft. Hierzu hatte Putz viele Entlastungschreiben erhalten, u.a. auch von hochrangigen Kirchenvertretern wie Martin Niemöller sowie der Göttinger und spätere Bonner Systematiker Hans Joachim Iwand. Die Anklageschrift hatte noch das Ziel Putz als Hauptschuldigen (Gruppe 1) zu überführen, was formal auf Grund des Gesetzes zur Befreiung von Nationalismus und Militarismus in Bayern vom 5. März 1946 nicht zutreffend gewesen wäre. Formal hätte bestenfalls eine Anklage als Belasteter (Gruppe 2) bzw. Minderbelasteter (Gruppe 3) möglich sein können. Vor dem Hintergrund, dass die ersten Spruchkammern von Laienrichtern geführt wurden, ein verständlicher Fehler - evtl. auch die die Einstufung in die Gruppe 5 als Entlasteter.  
Zeile 72: Zeile 79:


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
Am [[21. März]] [[1934]] erhielt Eduard Putz das "Goldene Parteiabzeichen der NSDAP" verliehen.
Am [[21. März]] [[1934]] erhielt Eduard Putz das "Goldene Parteiabzeichen der NSDAP" verliehen. 1958 erhielt er en Titel "Kirchenrat" verliehen und [[1975]] überreichte Ihm die Stadt Erlangen die Bürgermedaille, eine Auszeichnung die vergleichbar ist mit der [[Goldene Bürgermedaille|Goldenen Bürgermedaille]] der Stadt Fürth.  


== Literatur ==
== Literatur ==
91.021

Bearbeitungen