1871: Unterschied zwischen den Versionen

63 Bytes hinzugefügt ,  25. Oktober 2017
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 9: Zeile 9:


==Fronmüllerchronik==
==Fronmüllerchronik==
:''Anfang des Monats Januar erhielt der Rabbiner Dr. Löwi durch Vermittlung des Fabrikanten Josef Reckendorfer in New-York einen Wechsel über 3504 Gulden 45 Kreuzer zugesandt zur Vertheilung an Fürther, welche vom Kriege mehr oder weniger zu leiden hatten. [...]. Zur Weihnachtsbescheerung, die für die Kinder der im Felde gestandenen Landwehrleute und Soldaten durch Lehrer J. R. Kimmel und [[Buchdruckereibesitzer]] J. Volkhart besorgt worden waren, sind nach der von der letzten gelegten Rechnung 420 Gulden an freiwilligen Gaben eingegangen gewesen. [...]. Nach einer Ministerial-Entschließung vom 9. Januar sind die Steuergemeinden Boxdorf, Buch, Großgründlach, Höfles, Kraftshof, Neuhof, Ronhof, Sack und Schnepfenreuth vom 1. Januar 1871 an vom K. Rentamt Erlangen abgetrennt und dem K. Rentamt Fürth zugtheilt worden. Am 11. Januar wurde der im hiesigen Spital verstorbene Soldat des 7. bayr. Infanterieregiments Johann Fürweiser zur Erde bestattet. [...]. Franz Buverrier von hier, Soldat im 14. Inf.-Regiment, ist in Folge von Kriegsstrapazen vom 12. d. M. in Heidelberg dem Typhus erlegen. Ebenso ist Johann Michael Huß von hier, der in den Gefechten vor Orleans schwer verwundet worden war, am 15. Dez. 1870 im bayr. Feldspital Meung gestorben. Auch Joh. Adam Krauß von hier, Oberkanonier bei dem vierten bayer. Artillerieregiment, erlag dem Kriegstyphus am 17. Januar. Den 23. Januar wurde auf Einladung des Bürgervereins die Einigung Deutschlands bei überfülltem Lokale des Reindel'schen Saales feierlich begangen. [...]. Am 31. Januar wurde im hiesigen Stadttheater "Fidelio" gegeben; [...]. [...]. Am 7. Febr. kam Nachricht von den aus Fürth gebürtigen Soldaten Georg Poppmeier und Bäckersohn Schmerler aus St. Jean Pied des Port [...], die mit anderen Schicksalsgefährten wegen Krankheit in Orleans zurückgeblieben, und da gefangen in diese Festung gebracht worden waren. [...]. August Girod, Vertriebener aus Paris, richtet dahier eine Stockknopf-Fabrik ein. Den 13. Febr. hat die Gesellschaft Ressource den schönen neugebauten Saal im [[Weißengarten]] mit einem Concert und einer Rede des Vorstandes Jordan eröffnet. Der Bau war durch den [[Baumeister]] Söhnlein, die Malereien durch Tünchermeister Meißner ausgeführt worden. - Fabrikant Bernstein übersandte am 14. Febr. an den hiesigen Frauenverein für verwundete und kranke Soldaten 70 fl. als Ertrag einer von ihm eingerichteten Schlittschuhbahn. Am gleichen Tage entstand durch Zerspringen eines mit Spiritus gefüllten Kruges im Hause des Holzhändlers Beck ([[Maxstraße]]) ein Dachstuhlbrand, der durch die Feuerwehr bald wieder gelöscht wurde. [...]. Im März begründete [[Heinrich Daniel Schmerler]] eine Möbelfabrik nebst Magazin, [[Hirschenstraße|Hirschenstr.]] Nr. 17. - Die Nachricht von dem endgültigen Abschluß des Friedens mit Frankreich wurde Donnerstag den 2. März, von der hiesigen Einwohnerschaft am gleichen Tage mit allgemeiner Begeisterung gefeiert. Die ganze Stadt war beflaggt [...]. Ein großartiger Fackelzug bewegte sich durch die Stadt vor das Rathaus, wo Bürgermeister John vom Balkon herab eine [...] Rede hielt [...]. Die Teilnehmer am Fackelzug fanden sich freudigster Stimmung im Reindel'schen Saale, [...]. - Die am 3. März hier stattgehabte Wahl eines Reichstagsdeputirten ergab 1241 Stimmen für Marquardsen und 554 für Kolb, [...]. Am 4. März erhielt Lieutenant [[Hugo Barbeck]], ein Angehöriger unserer Stadt, der bei Sedan verwundet worden war, und nach erfolgter Heilung vor Paris im Felde stand, das eiserne Kreuz. Er erfreute unsere Mitbürger durch zahlreiche treffliche Berichte aus dem Kriegsschauplatze. - Die Widmung des von dem Photographen [[Christoph Schildknecht]] dahier kunstreich ausgeführten Denkblattes der gefallenen Offiziere, wurde von Seiner Majestät huldvoll angenommen. Der Unterstützungsverein für arme eheliche Wöchnerinnen und kranke Frauen in Fürth veröffentlichte seinen ersten Jahresbericht, [...]. [...]. Der Fürther [[Gewerbverein]] beging im neuen Saale des Weißengartens die 400jährige Gedenkfeier Albrecht Dürer's mittels Prolog des G. Wüstendörfer und Festrede des K. Zeichenlehrers Grünewald. Gemäß Bekanntmachung vom 18. d. M. wurden durch Ministerialentschließung vom 9. Januar die Steuergemeinden Gibitzenhof, Gleishammer, Großreuth bei Schw., Höfen, Laufamholz, Mögeldorf, Schniegling, Schweinau, Stein, Sündersbühl und Wetzendorf, sowie die Forstbezirke Forsthof, Laufamholz, Lichtenhof und Zerzabelshof vom 1. Jan. d. J. an vom K. Rentamt Fürth abgetrennt und den K. Rentämterns Nürnberg I und II zugetheilt. [...]. Am 6. April beschloß der Magistrat, die Grenzen des nicht gepflasterten Theiles des oberen [[Hallplatz|Hallplatzes]] auf Kosten der Verschönerungskasse mit Bäumen zu bepflanzen. [...]. - Nach einem Artikel im Tagblatt Nr. 85 sollte die Stadt Fürth von der zu erbauenden Crailsheim-Ansbach-Nürnberger Bahn technischer Schwierigkeiten halber nicht berührt werden, sondern direkt von Nürnberg (Centralwerkstätte) über Heilbronn-Ansbach gebaut werden. [...]. Zu Vorständen der israelitischen Kultusgemeinde wurden am 15. April gewählt [[Kaufmann]] W. Wolfsheimer, Kaufmann L. Schloß, Großhändler B. Bach, [[Notar]] Dr. Ortenau, Kaufmann B. Ullmann, als Ersatzmänner [[Fabrikant]] W. Stern und Kaufmann L. Bendit. Im Lesezimmer des Gewerbvereins wurde der Apparat zum Hartlöten des aus Paris vertriebenen Fabrikanten von Schmucksachen, Josef Hey, zur Benützung für die hiesigen Gewerbtreibenden aufgestellt. Hey verschwand bald wieder aus der Stadt. Die von dem Relikten des Fabrikbesitzers Moses Isaak Büchenbacher mit einem Fundationskapital von 6000 Gulden begründete Stiftung zur Unterstützung dürftiger Angehöriger der israelitischen Kultusgemeinde Fürth erhielt die landesherrliche Bestätigung. - [[Jakob Büchenbacher]] hatte das haus Nr. 44 in der Schwb. Str. erbaut und daselbst eine Spiegelglasfabrik begründet. Ein Anzahl hiesiger Katholiken versammelte sich am 25. April im Kütt'schen Saale, um Protest gegen die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit zu erheben. [...]. In der Magistratssitzung vom 11. Mai gab Bürgermeister John sehr beruhigende Erklärungen bezüglich der Richtung der Crailsheimer Bahn über Fürth. Die sämmtlichen hier beschäftigten Schuhmachergesellen haben am 23. Mai ihre Arbeit eingestellt, [...]. Bereits am 29. Mai war dieser Strike in Folge von Bewilligung einer Lohnerhöhung von zwanzig Procent wieder zu Ende. - Am 30. Mai wurde die durch den gegenwärtigen Besitzer Schreiber neu aufgebaute und bequem eingerichtete ehemalige Rietheimer'sche [[Flussbad|Rednitzflußbad-Anstalt]] eröffnet. - Am 18. Juni ertrank der 22jährige Buchbindergeselle Rupprecht von hier bei dem Baden unterhalb des am [[Schießanger]] abgesteckten Platzes in der [[Rednitz]]. Die Turnhalle, welche bisher als Kriegslazareth benützt worden war, wurde zu dem ursprünglichen Zwecke wieder eingerichtet. [...]. Nach längerer Verhandlung wurde von maßgebender Seite versichert, daß durch die diese Sache vertretende Commission Alles geschehen sei und noch geschehen werde, was nur irgend möglich sei zur Sicherung der Bahnrichtung über Fürth. - Sonntag Nachmittag, den 25. Juni, wurden durch strömende Regengüsse und fürchterliches Unwetter die Gewässer des Ludwigskanales auf solche Höhe gesteigert, daß sie gegen Mitternacht an mehreren Stellen zwischen Nürnberg und Fürth die Dämme durchbrachen und die umliegenden Saatfelder weithin überschwemmten. So wurde zwischen Schleuse 79 und 80 in der Nähe der Fürther Kreuzung [...] das Gewölbe der Eisenbahnbrücke so unterwühlt, daß die Züge diese Stelle nicht mehr passiren durften. Der völlige Einsturz erfolgte am Morgen des folgenden Tages. [...]. Der Einmarsch der von Frankreich siegreich zurückkehrenden Krieger fand Freitag den 30. Juni und Samstag den 1. Juli, statt. [...]. Aus den Fenstern flogen Sträuße und Kränze auf die Vorüberziehenden, sodaß bald Offiziere und Soldaten, Reiter und Roß mit Blumenspenden geschmückt waren. In Schaaren ging es dann nach Nürnberg [...]. Die Zahl der an diesem Tage auf der [[Ludwigsbahn]] nach Nürnberg und zurück beförderten Personen überstieg 11,000. [...]. Fünf für Fürth neue Fabrikationsarten wurden hier eingeführt, nämlich die von imitirten Schmucksachen, von Stockknöpfen aus Holz und aus Horn, Elfenbeinplatten zu Albums, Portemonnaies u. s. w., von Meerschaumköpfen in Verbidung mit der Bruyèrpfeifenfabrikation, von Stahlhäkchen. [...]. Die Hoffnung, daß diese sich hier akklimatisiren und immer mehr ausbreiten werden, hat sich leider nur bezüglich der Stockknopf-Fabrikation und Elfenbeingravierung realisirt. [...]. Unter den mit dem eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichneten Angehörigen des vormaligen 1. bayr. Armeekorps befindet sich ein Fürther, Konrad Schwabel, [...]. [...]. Hans, Julius, Portefeuilleur, Vertriebener von Paris, läßt sich hier nieder am 23. August. - den 31. August ordnete der Magistrat Vorsichtsmaßregeln wegen der im Norden herrschenden Cholera an. [...]. Die Zahl der Privatgebäude betrug 2271, wovon 1492 bewohnt, die Zahl der öffentlichen Gebäude 89, wovon 54 bewohnt waren. Die Zahl der Haushaltungen war 5632. - Am 27. Aug. ließ Se. Majestät der König dem [[Maler]] und Photographen Schildknecht "in Anerkennung seines trefflich ausgeführten Gedenkblattes der gefallenen bayrischen Officiere" ein Ehrengeschenk (eine reich mit Diamanten besetzte Busennadel) überreichen. [...]. In einer am 29. September im Kütt'schen Saale abgehaltenen Versammlung der hiesigen Altkatholiken wurde die Bildung einer eigenen Gemeinde beschlossen. [...]. Die Angelegenheit wegen der Richtung der Crailsheimer Bahn nahm eine für Fürth ungünstige Wendung, was aus dem Berichte über den Sitzungsbeschluß des Nürnberger Magistrats vom 6. Oktober hervorgeht, wonach "mit Rücksicht darauf, daß die Interessen von Nürnberg und Fürth theilweise kollidiren, die aus der Nürnberger Gemeindevertretung in das mit Fürth gemeinschaftliche Komité abgeordnete Deputation abzuberufen ist. - Dagegen soll im Verein mit andern Gremien Nürnbergs eine Adresse an das Handelsministerium gerichtet werden, worin um technisch kürzeste Ausführung der Nürnberg-Crailsheimer Bahn gebeten wird". Daß dieses Vorgehen einen sehr ungünstigen Eindruck auf die Bewohner Fürths machte, läßt sich wohl denken, und dies um so mehr, als die Fürther Mitglieder des bisherigen gemeinsamen Komités die Nürnberger Interessen bezüglich der Errichtung der Bahn im Allgemeinen in der Voraussetzung der Berücksichtigung Fürths nach Kräften unterstützt hatten. - Am Donnerstag, den 12. Okt., hielt der Myers'sche amerikanische Circus seinen Paradezug mit Elephanten, Löwen u. s. w. durch die Stadt. [...]. Von Seite unserer Gemeindevertretung blieb nichts unverändert, um ein günstiges Resultat für die Führung der Crailsheimer Bahn über Fürth zu erzielen. [...]. Dem Oberdiakon Fritz Pfäfflein, der im jüngsten Kriege von hiesiger Stadt nach Frankreich gesendet worden war, wurde vom deutschen Kaiser das eiserne Kreuz II. Klasse am weißen Bande verliehen. [...]. Im Jahre 1870 sind 67 kranke und verwundete Soldaten mit 9212 Verpflegungstagen im Hospitale mit einem Kostenaufwande von 764 fl. ärztlich behandelt worden. [...]. Der Fürther Zeidlerverein erhielt bei der Ausstellung des landwirthschaftlichen Vereins in München den ersten Preis [...]. Ferner wurden Schlauchfabrikant Jordan, Dr. Fronmüller jun. und Lehrer Kimmel mit Ehrendiplomen ausgezeichnet. [...]. Eine von der socialdemokratischen Arbeiterpartei veranlaßte Volksversammlung in der Turnhalle vom 19. Nov. war sehr zahlreich von Personen aller Stände besucht. [...]. Gegenstand der Besprechung war die zehnstündige Arbeitszeit und die Revision der zu gering bezahlten Arbeitslöhne. Referenten waren G. Löwenstein und Maier. [...]. Die jüngst verstorbene Goldarbeiterswittwe Anna Geißelbrecht dahier hat die Stadtgemeinde Fürth zur Erbin ihres Vermögens eingesetzt [...]. - Ingenieur A. Scheidemantel hat ein abonnirtes Restaurationslokal mit Park unter dem Namen Feldschlößchen an der Muggenhofer Haltestelle eingerichtet. [...]. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1871 ergab bei 5557 Haushaltungen eine ortsanwesende Bevölkerung von 24,577 Seelen [...]. Gemeindliche Statistik [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 383 - 399</ref>
:''Anfang des Monats Januar erhielt der Rabbiner Dr. Löwi durch Vermittlung des Fabrikanten Josef Reckendorfer in New-York einen Wechsel über 3504 Gulden 45 Kreuzer zugesandt zur Vertheilung an Fürther, welche vom Kriege mehr oder weniger zu leiden hatten. [...]. Zur Weihnachtsbescheerung, die für die Kinder der im Felde gestandenen Landwehrleute und Soldaten durch Lehrer J. R. Kimmel und [[Buchdruckereibesitzer]] J. Volkhart besorgt worden waren, sind nach der von der letzten gelegten Rechnung 420 Gulden an freiwilligen Gaben eingegangen gewesen. [...]. Nach einer Ministerial-Entschließung vom 9. Januar sind die Steuergemeinden Boxdorf, Buch, Großgründlach, Höfles, Kraftshof, Neuhof, Ronhof, Sack und Schnepfenreuth vom 1. Januar 1871 an vom K. Rentamt Erlangen abgetrennt und dem K. Rentamt Fürth zugtheilt worden. Am 11. Januar wurde der im hiesigen Spital verstorbene Soldat des 7. bayr. Infanterieregiments Johann Fürweiser zur Erde bestattet. [...]. Franz Buverrier von hier, Soldat im 14. Inf.-Regiment, ist in Folge von Kriegsstrapazen vom 12. d. M. in Heidelberg dem Typhus erlegen. Ebenso ist Johann Michael Huß von hier, der in den Gefechten vor Orleans schwer verwundet worden war, am 15. Dez. 1870 im bayr. Feldspital Meung gestorben. Auch Joh. Adam Krauß von hier, Oberkanonier bei dem vierten bayer. Artillerieregiment, erlag dem Kriegstyphus am 17. Januar. Den 23. Januar wurde auf Einladung des Bürgervereins die Einigung Deutschlands bei überfülltem Lokale des Reindel'schen Saales feierlich begangen. [...]. Am 31. Januar wurde im hiesigen Stadttheater "Fidelio" gegeben; [...]. [...]. Am 7. Febr. kam Nachricht von den aus Fürth gebürtigen Soldaten Georg Poppmeier und Bäckersohn Schmerler aus St. Jean Pied des Port [...], die mit anderen Schicksalsgefährten wegen Krankheit in Orleans zurückgeblieben, und da gefangen in diese Festung gebracht worden waren. [...]. August Girod [Druckfehler; ausgebessert: soll heißen [[Wilhelm Kächel]] ], Vertriebener aus Paris, richtet dahier eine Stockknopf-Fabrik ein. Den 13. Febr. hat die Gesellschaft Ressource den schönen neugebauten Saal im [[Weißengarten]] mit einem Concert und einer Rede des Vorstandes Jordan eröffnet. Der Bau war durch den [[Baumeister]] Söhnlein, die Malereien durch Tünchermeister Meißner ausgeführt worden. - Fabrikant Bernstein übersandte am 14. Febr. an den hiesigen Frauenverein für verwundete und kranke Soldaten 70 fl. als Ertrag einer von ihm eingerichteten Schlittschuhbahn. Am gleichen Tage entstand durch Zerspringen eines mit Spiritus gefüllten Kruges im Hause des Holzhändlers Beck ([[Maxstraße]]) ein Dachstuhlbrand, der durch die Feuerwehr bald wieder gelöscht wurde. [...]. Im März begründete [[Heinrich Daniel Schmerler]] eine Möbelfabrik nebst Magazin, [[Hirschenstraße|Hirschenstr.]] Nr. 17. - Die Nachricht von dem endgültigen Abschluß des Friedens mit Frankreich wurde Donnerstag den 2. März, von der hiesigen Einwohnerschaft am gleichen Tage mit allgemeiner Begeisterung gefeiert. Die ganze Stadt war beflaggt [...]. Ein großartiger Fackelzug bewegte sich durch die Stadt vor das Rathaus, wo Bürgermeister John vom Balkon herab eine [...] Rede hielt [...]. Die Teilnehmer am Fackelzug fanden sich freudigster Stimmung im Reindel'schen Saale, [...]. - Die am 3. März hier stattgehabte Wahl eines Reichstagsdeputirten ergab 1241 Stimmen für Marquardsen und 554 für Kolb, [...]. Am 4. März erhielt Lieutenant [[Hugo Barbeck]], ein Angehöriger unserer Stadt, der bei Sedan verwundet worden war, und nach erfolgter Heilung vor Paris im Felde stand, das eiserne Kreuz. Er erfreute unsere Mitbürger durch zahlreiche treffliche Berichte aus dem Kriegsschauplatze. - Die Widmung des von dem Photographen [[Christoph Schildknecht]] dahier kunstreich ausgeführten Denkblattes der gefallenen Offiziere, wurde von Seiner Majestät huldvoll angenommen. Der Unterstützungsverein für arme eheliche Wöchnerinnen und kranke Frauen in Fürth veröffentlichte seinen ersten Jahresbericht, [...]. [...]. Der Fürther [[Gewerbverein]] beging im neuen Saale des Weißengartens die 400jährige Gedenkfeier Albrecht Dürer's mittels Prolog des G. Wüstendörfer und Festrede des K. Zeichenlehrers Grünewald. Gemäß Bekanntmachung vom 18. d. M. wurden durch Ministerialentschließung vom 9. Januar die Steuergemeinden Gibitzenhof, Gleishammer, Großreuth bei Schw., Höfen, Laufamholz, Mögeldorf, Schniegling, Schweinau, Stein, Sündersbühl und Wetzendorf, sowie die Forstbezirke Forsthof, Laufamholz, Lichtenhof und Zerzabelshof vom 1. Jan. d. J. an vom K. Rentamt Fürth abgetrennt und den K. Rentämterns Nürnberg I und II zugetheilt. [...]. Am 6. April beschloß der Magistrat, die Grenzen des nicht gepflasterten Theiles des oberen [[Hallplatz|Hallplatzes]] auf Kosten der Verschönerungskasse mit Bäumen zu bepflanzen. [...]. - Nach einem Artikel im Tagblatt Nr. 85 sollte die Stadt Fürth von der zu erbauenden Crailsheim-Ansbach-Nürnberger Bahn technischer Schwierigkeiten halber nicht berührt werden, sondern direkt von Nürnberg (Centralwerkstätte) über Heilbronn-Ansbach gebaut werden. [...]. Zu Vorständen der israelitischen Kultusgemeinde wurden am 15. April gewählt [[Kaufmann]] W. Wolfsheimer, Kaufmann L. Schloß, Großhändler B. Bach, [[Notar]] Dr. Ortenau, Kaufmann B. Ullmann, als Ersatzmänner [[Fabrikant]] W. Stern und Kaufmann L. Bendit. Im Lesezimmer des Gewerbvereins wurde der Apparat zum Hartlöten des aus Paris vertriebenen Fabrikanten von Schmucksachen, Josef Hey, zur Benützung für die hiesigen Gewerbtreibenden aufgestellt. Hey verschwand bald wieder aus der Stadt. Die von dem Relikten des Fabrikbesitzers Moses Isaak Büchenbacher mit einem Fundationskapital von 6000 Gulden begründete Stiftung zur Unterstützung dürftiger Angehöriger der israelitischen Kultusgemeinde Fürth erhielt die landesherrliche Bestätigung. - [[Jakob Büchenbacher]] hatte das haus Nr. 44 in der Schwb. Str. erbaut und daselbst eine Spiegelglasfabrik begründet. Ein Anzahl hiesiger Katholiken versammelte sich am 25. April im Kütt'schen Saale, um Protest gegen die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit zu erheben. [...]. In der Magistratssitzung vom 11. Mai gab Bürgermeister John sehr beruhigende Erklärungen bezüglich der Richtung der Crailsheimer Bahn über Fürth. Die sämmtlichen hier beschäftigten Schuhmachergesellen haben am 23. Mai ihre Arbeit eingestellt, [...]. Bereits am 29. Mai war dieser Strike in Folge von Bewilligung einer Lohnerhöhung von zwanzig Procent wieder zu Ende. - Am 30. Mai wurde die durch den gegenwärtigen Besitzer Schreiber neu aufgebaute und bequem eingerichtete ehemalige Rietheimer'sche [[Flussbad|Rednitzflußbad-Anstalt]] eröffnet. - Am 18. Juni ertrank der 22jährige Buchbindergeselle Rupprecht von hier bei dem Baden unterhalb des am [[Schießanger]] abgesteckten Platzes in der [[Rednitz]]. Die Turnhalle, welche bisher als Kriegslazareth benützt worden war, wurde zu dem ursprünglichen Zwecke wieder eingerichtet. [...]. Nach längerer Verhandlung wurde von maßgebender Seite versichert, daß durch die diese Sache vertretende Commission Alles geschehen sei und noch geschehen werde, was nur irgend möglich sei zur Sicherung der Bahnrichtung über Fürth. - Sonntag Nachmittag, den 25. Juni, wurden durch strömende Regengüsse und fürchterliches Unwetter die Gewässer des Ludwigskanales auf solche Höhe gesteigert, daß sie gegen Mitternacht an mehreren Stellen zwischen Nürnberg und Fürth die Dämme durchbrachen und die umliegenden Saatfelder weithin überschwemmten. So wurde zwischen Schleuse 79 und 80 in der Nähe der Fürther Kreuzung [...] das Gewölbe der Eisenbahnbrücke so unterwühlt, daß die Züge diese Stelle nicht mehr passiren durften. Der völlige Einsturz erfolgte am Morgen des folgenden Tages. [...]. Der Einmarsch der von Frankreich siegreich zurückkehrenden Krieger fand Freitag den 30. Juni und Samstag den 1. Juli, statt. [...]. Aus den Fenstern flogen Sträuße und Kränze auf die Vorüberziehenden, sodaß bald Offiziere und Soldaten, Reiter und Roß mit Blumenspenden geschmückt waren. In Schaaren ging es dann nach Nürnberg [...]. Die Zahl der an diesem Tage auf der [[Ludwigsbahn]] nach Nürnberg und zurück beförderten Personen überstieg 11,000. [...]. Fünf für Fürth neue Fabrikationsarten wurden hier eingeführt, nämlich die von imitirten Schmucksachen, von Stockknöpfen aus Holz und aus Horn, Elfenbeinplatten zu Albums, Portemonnaies u. s. w., von Meerschaumköpfen in Verbidung mit der Bruyèrpfeifenfabrikation, von Stahlhäkchen. [...]. Die Hoffnung, daß diese sich hier akklimatisiren und immer mehr ausbreiten werden, hat sich leider nur bezüglich der Stockknopf-Fabrikation und Elfenbeingravierung realisirt. [...]. Unter den mit dem eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichneten Angehörigen des vormaligen 1. bayr. Armeekorps befindet sich ein Fürther, Konrad Schwabel, [...]. [...]. Hans, Julius, Portefeuilleur, Vertriebener von Paris, läßt sich hier nieder am 23. August. - den 31. August ordnete der Magistrat Vorsichtsmaßregeln wegen der im Norden herrschenden Cholera an. [...]. Die Zahl der Privatgebäude betrug 2271, wovon 1492 bewohnt, die Zahl der öffentlichen Gebäude 89, wovon 54 bewohnt waren. Die Zahl der Haushaltungen war 5632. - Am 27. Aug. ließ Se. Majestät der König dem [[Maler]] und Photographen Schildknecht "in Anerkennung seines trefflich ausgeführten Gedenkblattes der gefallenen bayrischen Officiere" ein Ehrengeschenk (eine reich mit Diamanten besetzte Busennadel) überreichen. [...]. In einer am 29. September im Kütt'schen Saale abgehaltenen Versammlung der hiesigen Altkatholiken wurde die Bildung einer eigenen Gemeinde beschlossen. [...]. Die Angelegenheit wegen der Richtung der Crailsheimer Bahn nahm eine für Fürth ungünstige Wendung, was aus dem Berichte über den Sitzungsbeschluß des Nürnberger Magistrats vom 6. Oktober hervorgeht, wonach "mit Rücksicht darauf, daß die Interessen von Nürnberg und Fürth theilweise kollidiren, die aus der Nürnberger Gemeindevertretung in das mit Fürth gemeinschaftliche Komité abgeordnete Deputation abzuberufen ist. - Dagegen soll im Verein mit andern Gremien Nürnbergs eine Adresse an das Handelsministerium gerichtet werden, worin um technisch kürzeste Ausführung der Nürnberg-Crailsheimer Bahn gebeten wird". Daß dieses Vorgehen einen sehr ungünstigen Eindruck auf die Bewohner Fürths machte, läßt sich wohl denken, und dies um so mehr, als die Fürther Mitglieder des bisherigen gemeinsamen Komités die Nürnberger Interessen bezüglich der Errichtung der Bahn im Allgemeinen in der Voraussetzung der Berücksichtigung Fürths nach Kräften unterstützt hatten. - Am Donnerstag, den 12. Okt., hielt der Myers'sche amerikanische Circus seinen Paradezug mit Elephanten, Löwen u. s. w. durch die Stadt. [...]. Von Seite unserer Gemeindevertretung blieb nichts unverändert, um ein günstiges Resultat für die Führung der Crailsheimer Bahn über Fürth zu erzielen. [...]. Dem Oberdiakon Fritz Pfäfflein, der im jüngsten Kriege von hiesiger Stadt nach Frankreich gesendet worden war, wurde vom deutschen Kaiser das eiserne Kreuz II. Klasse am weißen Bande verliehen. [...]. Im Jahre 1870 sind 67 kranke und verwundete Soldaten mit 9212 Verpflegungstagen im Hospitale mit einem Kostenaufwande von 764 fl. ärztlich behandelt worden. [...]. Der Fürther Zeidlerverein erhielt bei der Ausstellung des landwirthschaftlichen Vereins in München den ersten Preis [...]. Ferner wurden Schlauchfabrikant Jordan, Dr. Fronmüller jun. und Lehrer Kimmel mit Ehrendiplomen ausgezeichnet. [...]. Eine von der socialdemokratischen Arbeiterpartei veranlaßte Volksversammlung in der Turnhalle vom 19. Nov. war sehr zahlreich von Personen aller Stände besucht. [...]. Gegenstand der Besprechung war die zehnstündige Arbeitszeit und die Revision der zu gering bezahlten Arbeitslöhne. Referenten waren G. Löwenstein und Maier. [...]. Die jüngst verstorbene Goldarbeiterswittwe Anna Geißelbrecht dahier hat die Stadtgemeinde Fürth zur Erbin ihres Vermögens eingesetzt [...]. - Ingenieur A. Scheidemantel hat ein abonnirtes Restaurationslokal mit Park unter dem Namen Feldschlößchen an der Muggenhofer Haltestelle eingerichtet. [...]. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1871 ergab bei 5557 Haushaltungen eine ortsanwesende Bevölkerung von 24,577 Seelen [...]. Gemeindliche Statistik [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 383 - 399</ref>


==Bilder==
==Bilder==