1873: Unterschied zwischen den Versionen

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==Fronmüllerchronik==
==Fronmüllerchronik==
:''Zum Neujahr erhielt Bezirksarzt Dr. Fronmüller das Ritterkreuz 1. Klasse des Michaelsordens. [...]. Brandbeschädigung erlitten am 13. Januar eine Remise im Anwesen der Schreinerswittwe Ursula Schaller, Schillerstr. Nr. 13, das Hofgebäude des Bäckermeisters [[Michael Balbierer]] ebend. Nr. 4, die Schüpfe des Schreinermeisters Jul. Anschütz, Mathildenstr. Nr. 18 und eine Kegelbahn der Wittwe Luise Rös, Theaterstr. Nr. 19; am 15. Januar das Fabrikgebäude der Cichorienfabrikanten Gebr. Scheuer, Theaterstr. Nr. 36e, nebst dem Kegelhause des Wirthes Thomas Wörner, Theaterstr. Nr. 38. [...]. In der Magistratssitzung vom 16. Januar stellte der Magistratsrath Lieser den Antrag, das bisher bestehende Verhältniß mit dem Getreideverein zu lösen und somit auch das Getreidemagazin selbst nach vorhergegangener Kündigung der freien Benützung der Stadt zu übergeben. [...]. Dan 27. Januar verstarb unerwartet rasch Rechtsrath Freiherr [[Haller von Hallerstein]], welcher die Stelle eines rechtskundigen Magistratsrathes dahier seit dem 8. Juli [[1852]] bekleidet hatte. [...]. Die Beisetzung der Leiche des Freiherrn von Haller fand am 29. Januar in der Familiengruft der heil. Kreuzkirche zu St. Johannis statt. [...]. Von Seite des Königl. Staatsministeriums des K. Hauses und des Aeußeren kam eine ausführliche vom 15. Januar d. J. datirte Bekanntgabe der Gründe, welche die direkte Führung der Nürnberg-Crailsheimer Bahn nothwendig machten, zum Abdruck in den hiesigen Blättern. Am 10. Febr. wurde auf Anlaß eines von dem Magistratsrath Löwenstein in der Magistratssitzung vom 9. Januar 1873 eingebrachten Antrages in Betreff der Aufhebung des Schulgeldes und nach erfolgter Prüfung desselben durch eine magistratische Kommission in der Magistratssitzung mit 8 gegen 6 Stimmen der Beschluß gefaßt, in widerruflicher Weise vom 1. April 1873 an das Volksschulgeld in hiesiger Stadt aufzuheben, [...]. [...]. Diese vielfach angekämpfte Maßregel stellte sich als äußerst wohltätig für unsere zahlreiche Arbeiterbevölkerung heraus. Gegenwärtig denkt hier Niemand mehr daran, sie wieder abzuschaffen [...]. - Friedr. Heinr. Voit, [[Buchbinderei]] mit Maschinenbetrieb, sein dem 17. Februar. [...]. Das am 22. Febr. Morgens 2 Uhr im Maschinenhaus der [[Eiermann und Tabor|Eiermann - und Tabor'schen Broncefarbenfabrik]] ausgebrochene Feuer ([[Hirschengasse]] Nr. 22b) zerstörte das erst im Vorjahr erweiterte Gebäude bis auf die Umfassungsmauern. [...]. [[Otto Huschke]] Silberspiegelfabrikant (Firma Capell und Gätschenberger) seit 4. März. Wegen Fortdauer der Blatternepidemie in der Stadt wurden in der Magistratssitzung vom 17. März die vom Gerichtsarzte und dem ärztlichen Verein vorgeschlagenen strengeren Maßregeln zur Ausführung bestimmt, [...]. Der Protest der Nachbarn gegen Einrichtung des Hafner-Brennhäuschen zu einer Desinfektionsanstalt wurde verworfen. - Am 25. März wurde eine Stallgebäude des Oekonomen Leonh. Zwirner am [[Cadolzburger Weg]] Nr. 17 durch Brand beschädigt. Die in Folge des Kirchweihtumultes vom Vorjahr eingeleitete Untersuchung endigte mit Verweisung von 14 Personen vor das Schwurgericht von Mittelfranken. [...]. - Am 27. März starb Regierungsrath Frantz, vordem K. Stadtkommissär und Landwehroberst. Am 10. April machte Dr. Dessau, Direktor der israelitischen Bürgerschule dahier, bekannt, daß der Lehrplan dieser Anstalt sämmtliche Unterrichtsgegenstände der höheren Bürger- und Handelsschule [...] umfaßt. [...]. Den Bestrebungen des Metallschlägerverbandes, sich ein eigenes größeres Hämmerwerk zu errichten, wurde von Seite des Gewerbvereins die lebhafteste Unterstützung zu Theil, [...]. An dem Unternehmen betheiligte sich der größere Theil der Metallschlägermeister von Fürth, Nürnberg, Schwabach und Zirndorf. Die Vorbereitungen zur würdigen Vertretung der Fürther Industrie bei der Wiener Weltausstellung wurden von dem Gewerbvereine auf das Eifrigste betrieben. [...]. [...] wurde beschlossen, gemeinschaftlich mit der gleichen Industrie Nürnbergs aufzustellen. Um das Zustandekommen dieser Kollektivausstellung hatte sich vor Allem Kaufmann [[Sigfried Ullmann]] verdient gemacht, dann auch Kaufmann S. Kolb von hier. [...]. Um die Theilnahme aller zur Ausstellung geeigneten Gewerbe der Stadt zu erzielen, übernahm der Verein die Kosten für die an der Kollektivausstellung sich betheiligenden hiesigen Industriellen, so daß 72 derselben in Wien ausstellten, [...]. Die hiesige [[Gewerbschule]] hat sich, wie bereits erwähnt, als solche an der Wiener Weltausstellung [...] betheiligt. [...]. Gleichzeitig mit dem Bezirksgremium betheiligte sich der [[Gewerbverein]] an dem Zustandekommen des im Verlage der Schmid'schen [[Buchhandlung]] erschienenen Adreßbuchs der Handel- und Gewerbtreibenden der Stadt Fürth [...]. Die noch immer bestehende, wiewohl sehr in Abnahme begriffene Blatternepidemie hatte während ihres Verlaufes wegen mangelhafter Vorsorge von Seite der Gemeindebehörde [...] zu vielen mißliebigen Aeußerungen im Publikum und leidenschaftlichen Artikeln in den Journalen Anlaß gegeben [...]. So kam es, daß Anfangs dieses Monats Medicinalrath Kerschensteiner von Ansbach hierher beordert wurde [...]. Am 21. April faßte die Generalversammlung des Getreidevereins [...] den Beschluß, „den Getreideverein aufzulösen [...]“ [...]. Die letzten Vorstände des Vereins waren: als erster [[Erhard Segitz]], als zweiter [[Andreas Jakob Barthel]] [...]. Am 28. April verschied nach kurzer Krankheit der [[Bürgermeister]] der Stadt, [[Adolf John]]. Am 13. Mai wurde, um die Amtsgeschäfte nach dem Tode des Amtsvorstandes nicht Noth leiden zu lassen, ein zweiter rechtskundiger Funktionär in der Person des Rechtskonzipienten Erst Beeg von Ansbach aufgestellt. [...]. Die Wiener Börsenschwindelkrise (sogen. Krach) ist zwar vorerst an Fürth ziemlich gnädig vorübergegangen, wenn auch Einzelne herbe Verluste erlitten, aber die traurigen Folgen [...] traten erst in den folgenden Jahren durch allgemeine Geschäftsstockung hervor. - Ein Strike der Glasarbeiter hiesiger Stadt und Umgegend wegen zu niederen Lohnes ist nun nach theilweiser Bewilligung der gestellten Forderungen beigelegt. Am 30. Mai ist der bisherige Rechtsrath [[Friedrich Langhans]] durch das Gemeindekollegium einstimmig zum rechtskundigen Bürgermeister gewählt worden. [...]. Sein neues Amt tritt er an mit dem Rufe eines thätigen, talentvollen und humanen Beamten mit tadellosem Privatleben. [...]. In Folge eines Anfangs Juni in der Gegend von Roßstall niedergegangenen Wolkenbruches wurde das Rednitztal so stark überschwemmt, daß leider der schöne Wiesengrund vielfach Schaden erlitt. Die auf dem rechten Rednitzufer an der [[Schwabacher Chaussée]] der alten Veste gegenüberliegende Villa Löwi ist von einem Unternehmer angekauft und in eine Sommerwirthschaft mit dem Namen „[[Wäldle]]“ umgewandelt worden. Am 2. Juni starb dahier [[Johann Zick]], Militärpensionist im Alter von 84 Jahren 10 Monaten. Nachdem er in der Schlacht von Abensberg ein Bein durch eine Kanonenkugel verloren hatte, war er im Militärspital von Napoleon mit dem Orden der Ehrenlegion und Pension ausgezeichnet, welch letztere er bis an sein Lebensende erhalten hat. [...]. Nach einer Nachricht der deutschen Generalagentur für die Wiener Ausstellung ist der Schreibtisch des Kunstschreiners J. Zeitler von hier um den Preis von 150 Thalern angekauft worden.[...]. Am Morgen des 3. Juli fand in Gegenwart der sämmtlichen Mitglieder der städtischen Kollegien sowie der Königlichen Behörden, der Geistlichkeit, Lehrerschaft, [...] die feierlich Amtseinsetzung des rechtskundigen Bürgermeisters Friedrich Langhans, mittels Verpflichtung desselben und Schmückung mit der goldenen Amtskette durch den K. Regierungskommissär Regierungsrath von Morett statt, [...]. Abends 5 Uhr fand Festmahl im Gasthaus [[zur Eisenbahn]] bei zahlreicher Betheiligung statt. Im Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beantragte [[Baumeister]] [[Evora]], den Gehalt des Bürgermeisters [...] auf 2500 fl. zu erhöhen, was das Plenum einstimmig annahm. [...]. Am 15. Juli ist der 10jährige Knabe des Schreinermeisters Krauß bei dem Baden in der durch die letzten Regengüsse hoch angeschwollenen [[Rednitz]] ertrunken. [...]. Dr. [[Theodor Oppler]] erweitert seine chemisch Fabrik am [[Dooser Weg]]. Am 30. Juli feierte der Zeidlerverein, der 80 Mitglieder zählte, sein viertes Stiftungsfest. [...]. Nach der Festrede des Vorstandes J. F. Jordan hielt Sekretär Dr. Fronmüller jun. einen Vortrag über den Bienenstaat. Hierauf wurde die vom Vereine in den unteren Lokalitäten des Leihhauses veranstaltete Ausstellung von Bienengeräthen und Utensilien, sodann der Bienen-Pavillon Jordan's und der Bienenstand des Oberlehrers Kimmel [...] in Augenschein genommen. [...]. Von der Kommission, welche beauftragt war, einen geeigneten Platz für das projekitirte neue [[Hospital]] ausfindig zu machen, wurde in der Magistratssitzung vom 31. Juli Bericht erstattet. Die Kommission schlug vor, dasselbe auf der [[Haard]] zu erbauen, [...]. Am 5. August wurde Rechtskoncipient [[Ernst Beeg]] zum Rechtsrath gewählt. Vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten wurde am 12. August der Antrag angenommen, es möge baldmöglichst eine [...] Kommission als „Gesundheitsrath“ in das Leben gerufen werden. Vom Magistrate wurden hiezu [[Apotheker]] Fleischauer, [[Bortenmacher]] Löwenstein und [[Buchdruckereibesitzer]] Volkhardt bestimmt, von den Gemeindebevollmächtigten Dr. Degen, [[Baumeister]] Evora und [[Kaufmann]] Mohr. - Die Wiener Weltausstellung hatte für die hiesige Industrie einen sehr ehrenvollen Erfolg. Von den 72 Ausstellern wurden nicht weniger als 48, theils durch Medaillen, theils durch Diplome prämiirt. Verdienstmedaillen erhielten: Brandeis jun., [[Bronzefabrikant]], Brunner, J., [[Lorgnettenfabrikant]], Eiermann und Tabor, Bronzefabrikanten, Frank, Chr., [[Stockfabrikant]], Hahn, C. G. [[Kammfabrikant]], Heinrich, Gebrüder, Zinnfigurenfabrikanten, Kastner, C. G. Stahlbrillenfabrikant, Minkler, G., Elfenbeingraveur, Scheidig, Lorenz, Goldrahmen- und Leistenfabrikant, Scheidig, St., & Sohn, Optische Waaren-Fabrikanten, Schweizer, A., Stahlbrillenfabrikant, Ziegele & Hauck, Möbel- und Schatullenfabrikanten. [...]. Ein nicht geringer Theil an dieser ehrenden Auszeichnung der Fürther Industrie muß dem zweiten Vorstande des Gewerbvereins (gegenwärtig Kommerzienrat) [[Siegfried Ullmann]], zugewiesen werden, [...]. Derselbe wurde auch von Seite des Kaisers von Oesterreich durch die Verleihung des Franz-Josef-Ritterordens ausgezeichnet. Dem Dr. Langhans wurde für die vollendete Ausführung seiner Krystallmodelle besondere Anerkennung von Seite des K. Staatsministeriums des Inneren zutheil. Auf Veranstaltung des Bürgervereins fand am 2. September eine Sedanfeier statt. [...]. In der Magistratssitzung vom 8. September [...]. Am Abend desselben Tages (es war ein Montag) durchlief die Stadt eine entsetzliche Unglücksbotschaft. Der Schauplatz des gräßlichen Unglücks, durch welches viele Familien unserer Stadt in tiefe Trauer versetzt wurden, war die Dreiviertelstunden entfernte alte Veste, wo die hiesige Gesellschaft „Waldmänner“ ein Waldfest veranstaltet hatte, an welchem einige hundert Personen, Männer, Frauen und Kinder von hier theilnahmen. Man hatte Abends gegen 7 Uhr auf dem Ruinenplatze die Erscheinung des Waldgeistes aufgeführt und wollte sich dann in geordnetem Zuge auf der über den ehemaligen Burggraben führenden hölzernen Brücke nach dem Wirthshausgarten begeben. Die Musik, die an der Spitze des Zuges marschirte, hatte die gegen 45 Fuß lange und gegen 6 Fuß breite Brücke bereits überschritten, als der Zug aus nicht aufgeklärter Ursache etwas ins Stocken gerieth und die aus mehr als 100 Personen bestehende Menschenmasse auf der Brücke, welche nur als Passage für einzelne Personen bestimmt war, sich zusammendrängte - da plötzlich vernimmt man den Krach der aus den Fugen gekommenen Brücke und einen markerschütternden Schrei, der bis zur Stadt Fürth hin gehört wurde; die so vielen auf der Brücke befindlichen Menschen sämmtlich in den 37 Fuß tiefen Burggraben gestürzt. [...]. Um den Schwerverwundeten ein Lager zu bereiten, wurde aus dem benachbarten Stadel Stroh geholt. Da es bereits dunkel war, so wurden hiezu Fackeln benutzt, wobei zum Uebermaß des Unglücks der ganze Stadel in Flammen aufging, wodurch das Schauerliche der Jammerscene noch erhöht wurde. [...]. Durch den Absturz der Brücke ist der Brauknecht Basel [...] erschlagen worden; Nachts starben noch von den Herabgestürzten zwei, später noch an den Folgen ebenfalls zwei; [...]. [...]. [[Karl Auer]], Rektor der hiesigen [[Gewerbschule]], wurde am 20. Oktober zum Professor an der K. Industrieschule in München befördert. Der Kaufmann [[Heinrich Hornschuch]] wurde auf sein Ansuchen von der Stelle eines Assessors am Handelsgerichte enthoben [...]. [...]. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigte am 26. Nov. die vom Magistrate zur Berathung vorgelegte Feuerlöschordnung, [...]. Am 6. Dec. um 6 Uhr Abends brach in dem der Schützengesellschaft gehörenden Wohnhause am [[Schießanger]] Feuer aus. [...]. Dr. Ludwig Böhm, Assistenzarzt am Spitale 1872-73, läßt sich hier als praktischer Arzt nieder. Am 25. Dec. verschied nach langen schweren Leiden Dr. [[Isaak Löwi]], Oberrabbiner dahier, Ritter des St. Michaelsorden I. Klasse, ein von alle Einwohnern der Stadt, Israeliten sowohl als Christen, hochgeachteter und vielgeliebter Mann. [...]. Detailnotizen. Die Zahl der Geburten war 1144, [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 412 - 430</ref>
:''Zum Neujahr erhielt Bezirksarzt Dr. Fronmüller das Ritterkreuz 1. Klasse des Michaelsordens. [...]. Brandbeschädigung erlitten am 13. Januar eine Remise im Anwesen der Schreinerswittwe Ursula Schaller, Schillerstr. Nr. 13, das Hofgebäude des Bäckermeisters [[Michael Balbierer]] ebend. Nr. 4, die Schüpfe des Schreinermeisters Jul. Anschütz, Mathildenstr. Nr. 18 und eine Kegelbahn der Wittwe Luise Rös, Theaterstr. Nr. 19; am 15. Januar das Fabrikgebäude der Cichorienfabrikanten Gebr. Scheuer, Theaterstr. Nr. 36e, nebst dem Kegelhause des Wirthes Thomas Wörner, Theaterstr. Nr. 38. [...]. In der Magistratssitzung vom 16. Januar stellte der Magistratsrath Lieser den Antrag, das bisher bestehende Verhältniß mit dem Getreideverein zu lösen und somit auch das Getreidemagazin selbst nach vorhergegangener Kündigung der freien Benützung der Stadt zu übergeben. [...]. Dan 27. Januar verstarb unerwartet rasch Rechtsrath Freiherr [[Haller von Hallerstein]], welcher die Stelle eines rechtskundigen Magistratsrathes dahier seit dem 8. Juli [[1852]] bekleidet hatte. [...]. Die Beisetzung der Leiche des Freiherrn von Haller fand am 29. Januar in der Familiengruft der heil. Kreuzkirche zu St. Johannis statt. [...]. Von Seite des Königl. Staatsministeriums des K. Hauses und des Aeußeren kam eine ausführliche vom 15. Januar d. J. datirte Bekanntgabe der Gründe, welche die direkte Führung der Nürnberg-Crailsheimer Bahn nothwendig machten, zum Abdruck in den hiesigen Blättern. Am 10. Febr. wurde auf Anlaß eines von dem Magistratsrath Löwenstein in der Magistratssitzung vom 9. Januar 1873 eingebrachten Antrages in Betreff der Aufhebung des Schulgeldes und nach erfolgter Prüfung desselben durch eine magistratische Kommission in der Magistratssitzung mit 8 gegen 6 Stimmen der Beschluß gefaßt, in widerruflicher Weise vom 1. April 1873 an das Volksschulgeld in hiesiger Stadt aufzuheben, [...]. [...]. Diese vielfach angekämpfte Maßregel stellte sich als äußerst wohltätig für unsere zahlreiche Arbeiterbevölkerung heraus. Gegenwärtig denkt hier Niemand mehr daran, sie wieder abzuschaffen [...]. - Friedr. Heinr. Voit, [[Buchbinderei]] mit Maschinenbetrieb, sein dem 17. Februar. [...]. Das am 22. Febr. Morgens 2 Uhr im Maschinenhaus der [[Eiermann und Tabor|Eiermann - und Tabor'schen Broncefarbenfabrik]] ausgebrochene Feuer ([[Hirschengasse]] Nr. 22b) zerstörte das erst im Vorjahr erweiterte Gebäude bis auf die Umfassungsmauern. [...]. [[Otto Huschke]] Silberspiegelfabrikant (Firma Capell und Gätschenberger) seit 4. März. Wegen Fortdauer der Blatternepidemie in der Stadt wurden in der Magistratssitzung vom 17. März die vom Gerichtsarzte und dem ärztlichen Verein vorgeschlagenen strengeren Maßregeln zur Ausführung bestimmt, [...]. Der Protest der Nachbarn gegen Einrichtung des Hafner-Brennhäuschen zu einer Desinfektionsanstalt wurde verworfen. - Am 25. März wurde eine Stallgebäude des Oekonomen Leonh. Zwirner am [[Cadolzburger Weg]] Nr. 17 durch Brand beschädigt. Die in Folge des Kirchweihtumultes vom Vorjahr eingeleitete Untersuchung endigte mit Verweisung von 14 Personen vor das Schwurgericht von Mittelfranken. [...]. - Am 27. März starb Regierungsrath Frantz, vordem K. Stadtkommissär und Landwehroberst. Am 10. April machte Dr. Dessau, Direktor der israelitischen Bürgerschule dahier, bekannt, daß der Lehrplan dieser Anstalt sämmtliche Unterrichtsgegenstände der höheren Bürger- und Handelsschule [...] umfaßt. [...]. Den Bestrebungen des Metallschlägerverbandes, sich ein eigenes größeres Hämmerwerk zu errichten, wurde von Seite des Gewerbvereins die lebhafteste Unterstützung zu Theil, [...]. An dem Unternehmen betheiligte sich der größere Theil der Metallschlägermeister von Fürth, Nürnberg, Schwabach und Zirndorf. Die Vorbereitungen zur würdigen Vertretung der Fürther Industrie bei der Wiener Weltausstellung wurden von dem Gewerbvereine auf das Eifrigste betrieben. [...]. [...] wurde beschlossen, gemeinschaftlich mit der gleichen Industrie Nürnbergs aufzustellen. Um das Zustandekommen dieser Kollektivausstellung hatte sich vor Allem Kaufmann [[Sigfried Ullmann]] verdient gemacht, dann auch Kaufmann S. Kolb von hier. [...]. Um die Theilnahme aller zur Ausstellung geeigneten Gewerbe der Stadt zu erzielen, übernahm der Verein die Kosten für die an der Kollektivausstellung sich betheiligenden hiesigen Industriellen, so daß 72 derselben in Wien ausstellten, [...]. Die hiesige [[Gewerbschule]] hat sich, wie bereits erwähnt, als solche an der Wiener Weltausstellung [...] betheiligt. [...]. Gleichzeitig mit dem Bezirksgremium betheiligte sich der [[Gewerbverein]] an dem Zustandekommen des im Verlage der Schmid'schen [[Buchhandlung]] erschienenen Adreßbuchs der Handel- und Gewerbtreibenden der Stadt Fürth [...]. Die noch immer bestehende, wiewohl sehr in Abnahme begriffene Blatternepidemie hatte während ihres Verlaufes wegen mangelhafter Vorsorge von Seite der Gemeindebehörde [...] zu vielen mißliebigen Aeußerungen im Publikum und leidenschaftlichen Artikeln in den Journalen Anlaß gegeben [...]. So kam es, daß Anfangs dieses Monats Medicinalrath Kerschensteiner von Ansbach hierher beordert wurde [...]. Am 21. April faßte die Generalversammlung des Getreidevereins [...] den Beschluß, „den Getreideverein aufzulösen [...]“ [...]. Die letzten Vorstände des Vereins waren: als erster [[Erhard Segitz]], als zweiter [[Andreas Jakob Barthel]] [...]. Am 28. April verschied nach kurzer Krankheit der [[Bürgermeister]] der Stadt, [[Adolf John]]. Am 13. Mai wurde, um die Amtsgeschäfte nach dem Tode des Amtsvorstandes nicht Noth leiden zu lassen, ein zweiter rechtskundiger Funktionär in der Person des Rechtskonzipienten Erst Beeg von Ansbach aufgestellt. [...]. Die Wiener Börsenschwindelkrise (sogen. Krach) ist zwar vorerst an Fürth ziemlich gnädig vorübergegangen, wenn auch Einzelne herbe Verluste erlitten, aber die traurigen Folgen [...] traten erst in den folgenden Jahren durch allgemeine Geschäftsstockung hervor. - Ein Strike der Glasarbeiter hiesiger Stadt und Umgegend wegen zu niederen Lohnes ist nun nach theilweiser Bewilligung der gestellten Forderungen beigelegt. Am 30. Mai ist der bisherige Rechtsrath [[Friedrich Langhans]] durch das Gemeindekollegium einstimmig zum rechtskundigen Bürgermeister gewählt worden. [...]. Sein neues Amt tritt er an mit dem Rufe eines thätigen, talentvollen und humanen Beamten mit tadellosem Privatleben. [...]. In Folge eines Anfangs Juni in der Gegend von Roßstall niedergegangenen Wolkenbruches wurde das Rednitztal so stark überschwemmt, daß leider der schöne Wiesengrund vielfach Schaden erlitt. Die auf dem rechten Rednitzufer an der [[Schwabacher Chaussée]] der alten Veste gegenüberliegende Villa Löwi ist von einem Unternehmer angekauft und in eine Sommerwirthschaft mit dem Namen „[[Wäldle]]“ umgewandelt worden. Am 2. Juni starb dahier [[Johann Zick]], Militärpensionist im Alter von 84 Jahren 10 Monaten. Nachdem er in der Schlacht von Abensberg ein Bein durch eine Kanonenkugel verloren hatte, war er im Militärspital von Napoleon mit dem Orden der Ehrenlegion und Pension ausgezeichnet, welch letztere er bis an sein Lebensende erhalten hat. [...]. Nach einer Nachricht der deutschen Generalagentur für die Wiener Ausstellung ist der Schreibtisch des Kunstschreiners J. Zeitler von hier um den Preis von 150 Thalern angekauft worden.[...]. Am Morgen des 3. Juli fand in Gegenwart der sämmtlichen Mitglieder der städtischen Kollegien sowie der Königlichen Behörden, der Geistlichkeit, Lehrerschaft, [...] die feierlich Amtseinsetzung des rechtskundigen Bürgermeisters Friedrich Langhans, mittels Verpflichtung desselben und Schmückung mit der goldenen Amtskette durch den K. Regierungskommissär Regierungsrath von Morett statt, [...]. Abends 5 Uhr fand Festmahl im Gasthaus [[zur Eisenbahn]] bei zahlreicher Betheiligung statt. Im Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beantragte [[Baumeister]] [[Evora]], den Gehalt des Bürgermeisters [...] auf 2500 fl. zu erhöhen, was das Plenum einstimmig annahm. [...]. Am 15. Juli ist der 10jährige Knabe des Schreinermeisters Krauß bei dem Baden in der durch die letzten Regengüsse hoch angeschwollenen [[Rednitz]] ertrunken. [...]. Dr. [[Theodor Oppler]] erweitert seine chemisch Fabrik am [[Dooser Weg]]. Am 30. Juli feierte der Zeidlerverein, der 80 Mitglieder zählte, sein viertes Stiftungsfest. [...]. Nach der Festrede des Vorstandes J. F. Jordan hielt Sekretär Dr. Fronmüller jun. einen Vortrag über den Bienenstaat. Hierauf wurde die vom Vereine in den unteren Lokalitäten des Leihhauses veranstaltete Ausstellung von Bienengeräthen und Utensilien, sodann der Bienen-Pavillon Jordan's und der Bienenstand des Oberlehrers Kimmel [...] in Augenschein genommen. [...]. Von der Kommission, welche beauftragt war, einen geeigneten Platz für das projekitirte neue [[Hospital]] ausfindig zu machen, wurde in der Magistratssitzung vom 31. Juli Bericht erstattet. Die Kommission schlug vor, dasselbe auf der [[Haard]] zu erbauen, [...]. Am 5. August wurde Rechtskoncipient [[Ernst Beeg]] zum Rechtsrath gewählt. Vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten wurde am 12. August der Antrag angenommen, es möge baldmöglichst eine [...] Kommission als „Gesundheitsrath“ in das Leben gerufen werden. Vom Magistrate wurden hiezu [[Apotheker]] Fleischauer, [[Bortenmacher]] Löwenstein und [[Buchdruckereibesitzer]] Volkhardt bestimmt, von den Gemeindebevollmächtigten Dr. [[Christian Degen|Degen]], [[Baumeister]] Evora und [[Kaufmann]] Mohr. - Die Wiener Weltausstellung hatte für die hiesige Industrie einen sehr ehrenvollen Erfolg. Von den 72 Ausstellern wurden nicht weniger als 48, theils durch Medaillen, theils durch Diplome prämiirt. Verdienstmedaillen erhielten: Brandeis jun., [[Bronzefabrikant]], Brunner, J., [[Lorgnettenfabrikant]], Eiermann und Tabor, Bronzefabrikanten, Frank, Chr., [[Stockfabrikant]], Hahn, C. G. [[Kammfabrikant]], Heinrich, Gebrüder, Zinnfigurenfabrikanten, Kastner, C. G. Stahlbrillenfabrikant, Minkler, G., Elfenbeingraveur, Scheidig, Lorenz, Goldrahmen- und Leistenfabrikant, Scheidig, St., & Sohn, Optische Waaren-Fabrikanten, Schweizer, A., Stahlbrillenfabrikant, Ziegele & Hauck, Möbel- und Schatullenfabrikanten. [...]. Ein nicht geringer Theil an dieser ehrenden Auszeichnung der Fürther Industrie muß dem zweiten Vorstande des Gewerbvereins (gegenwärtig Kommerzienrat) [[Siegfried Ullmann]], zugewiesen werden, [...]. Derselbe wurde auch von Seite des Kaisers von Oesterreich durch die Verleihung des Franz-Josef-Ritterordens ausgezeichnet. Dem Dr. Langhans wurde für die vollendete Ausführung seiner Krystallmodelle besondere Anerkennung von Seite des K. Staatsministeriums des Inneren zutheil. Auf Veranstaltung des Bürgervereins fand am 2. September eine Sedanfeier statt. [...]. In der Magistratssitzung vom 8. September [...]. Am Abend desselben Tages (es war ein Montag) durchlief die Stadt eine entsetzliche Unglücksbotschaft. Der Schauplatz des gräßlichen Unglücks, durch welches viele Familien unserer Stadt in tiefe Trauer versetzt wurden, war die Dreiviertelstunden entfernte alte Veste, wo die hiesige Gesellschaft „Waldmänner“ ein Waldfest veranstaltet hatte, an welchem einige hundert Personen, Männer, Frauen und Kinder von hier theilnahmen. Man hatte Abends gegen 7 Uhr auf dem Ruinenplatze die Erscheinung des Waldgeistes aufgeführt und wollte sich dann in geordnetem Zuge auf der über den ehemaligen Burggraben führenden hölzernen Brücke nach dem Wirthshausgarten begeben. Die Musik, die an der Spitze des Zuges marschirte, hatte die gegen 45 Fuß lange und gegen 6 Fuß breite Brücke bereits überschritten, als der Zug aus nicht aufgeklärter Ursache etwas ins Stocken gerieth und die aus mehr als 100 Personen bestehende Menschenmasse auf der Brücke, welche nur als Passage für einzelne Personen bestimmt war, sich zusammendrängte - da plötzlich vernimmt man den Krach der aus den Fugen gekommenen Brücke und einen markerschütternden Schrei, der bis zur Stadt Fürth hin gehört wurde; die so vielen auf der Brücke befindlichen Menschen sämmtlich in den 37 Fuß tiefen Burggraben gestürzt. [...]. Um den Schwerverwundeten ein Lager zu bereiten, wurde aus dem benachbarten Stadel Stroh geholt. Da es bereits dunkel war, so wurden hiezu Fackeln benutzt, wobei zum Uebermaß des Unglücks der ganze Stadel in Flammen aufging, wodurch das Schauerliche der Jammerscene noch erhöht wurde. [...]. Durch den Absturz der Brücke ist der Brauknecht Basel [...] erschlagen worden; Nachts starben noch von den Herabgestürzten zwei, später noch an den Folgen ebenfalls zwei; [...]. [...]. [[Karl Auer]], Rektor der hiesigen [[Gewerbschule]], wurde am 20. Oktober zum Professor an der K. Industrieschule in München befördert. Der Kaufmann [[Heinrich Hornschuch]] wurde auf sein Ansuchen von der Stelle eines Assessors am Handelsgerichte enthoben [...]. [...]. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigte am 26. Nov. die vom Magistrate zur Berathung vorgelegte Feuerlöschordnung, [...]. Am 6. Dec. um 6 Uhr Abends brach in dem der Schützengesellschaft gehörenden Wohnhause am [[Schießanger]] Feuer aus. [...]. Dr. Ludwig Böhm, Assistenzarzt am Spitale 1872-73, läßt sich hier als praktischer Arzt nieder. Am 25. Dec. verschied nach langen schweren Leiden Dr. [[Isaak Löwi]], Oberrabbiner dahier, Ritter des St. Michaelsorden I. Klasse, ein von alle Einwohnern der Stadt, Israeliten sowohl als Christen, hochgeachteter und vielgeliebter Mann. [...]. Detailnotizen. Die Zahl der Geburten war 1144, [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 412 - 430</ref>


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