Brauereien: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Brauereien II.jpg|right|thumb|Zeitgenössische Werbung der Fürther Brauereien von 1962]]
 
Besonders im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Fürth einen großen Ruf als '''Bierstadt'''.
[[Bild:Brauereien II.jpg|right|mini|Zeitgenössische Werbung der Fürther Brauereien von 1962]]
Besonders im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Fürth einen großen Ruf als '''Bierstadt'''. Besonders fünf Brauereien trugen im 19. Jahrhundert maßgeblich zu dieser Namensgebung bei: [[Brauerei Humbser]], [[Brauerei Geismann]], [[Brauerei Grüner]], [[Brauerei Mailaender]] und [[Brauerei Evora & Meyer]].


== Überblick ==
== Überblick ==
[[Bild:Humbser.jpg|right|thumb|alte AK: Gelände der Humbser]]
[[Bild:Humbser.jpg|right|mini|alte AK: Gelände der Humbser]]
[[Bild:Geismann_Hof.jpg|left|thumb|Hofansicht der Brauerei Geismann]]
[[Bild:Geismann_Hof.jpg|left|mini|Hofansicht der Brauerei Geismann]]
[[Bild:Sudhaus Humbser.jpg|thumb|right|2007: Humbser-Sudhaus im Betrieb]]
[[Bild:Sudhaus Humbser.jpg|mini|right|2007: Humbser-Sudhaus im Betrieb]]
Schon um 1500 zählte man in Fürth 7 Brauereien, in den folgenden Jahren bis zu 12 Brauereien, nach 1700 sogar 22.  
Schon um 1500 zählte man in Fürth 7 Brauereien, in den folgenden Jahren bis zu 12 Brauereien, nach 1700 sogar 22.  


Bereits [[1813]] wurde in Fürth ein Malz- und Bieraufschlag eingeführt: Als maßgebliche Einnahmequelle der Stadt trug er zur Errichtung nahezu aller kommunaler Einrichtungen wie dem [[Altes Krankenhaus|Alten Krankenhaus]] oder dem [[Rathaus]] bei.
Bereits [[1813]] wurde in Fürth ein Malz- und [[Bieraufschlag]] eingeführt: Als maßgebliche Einnahmequelle der Stadt trug er zur Errichtung nahezu aller kommunaler Einrichtungen wie dem [[Altes Krankenhaus|Alten Krankenhaus]] oder dem [[Rathaus]] bei.


Durch den Einzug der Industrialisierung bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer ersten zaghaften Phase der Marktkonzentration die "Großen Fünf" heraus: [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]], [[Brauerei Geismann|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Bergbräu|Mailaender]] (spätere ''Bergbräu''). Davon erreichten (''Reihenfolge nach Ausstoß'') Humbser, Geismann und Evora Anfang des 20. Jahrhunderts, erst später auch Grüner, einen jährlichen Ausstoß jenseits der 100.000 hl. und waren im Exportgeschäft tätig: [[1888]] überholte die Ausfuhrmenge mit 87.000 hl den Konsum der Stadtbevölkerung, [[1911]] stand einem Malzversud von 150.552hl gar ein Bierexport von 295.726hl gegenüber.
Durch den Einzug der Industrialisierung bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer ersten zaghaften Phase der Marktkonzentration die "Großen Fünf" heraus: [[Brauerei Evora&Meyer|Evora & Meyer]], [[Brauerei Geismann|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Bergbräu|Mailaender]] (spätere ''Bergbräu''). Davon erreichten (''Reihenfolge nach Ausstoß'') Humbser, Geismann und Evora Anfang des 20. Jahrhunderts, erst später auch Grüner, einen jährlichen Ausstoß jenseits der 100.000 hl und waren im Exportgeschäft tätig. [[1888]] überholte die Ausfuhrmenge mit 87.000 hl den Konsum der Stadtbevölkerung, [[1911]] stand einem Malzversud von 150.552 hl gar ein Bierexport von 295.726 hl gegenüber.


Besonders die Biere von [[Brauerei Geismann|Geismann]] und [[Brauerei Grüner|Grüner]] genossen in Fachwelt und Konsumentenkreisen einen hervorragenden Ruf: Während [[Brauerei Grüner|Grüner]] vor allem mit den Standardsorten punktete, sind die Spezialbiere der [[Brauerei Geismann|Geismann]], allen voran der [[Poculator]] als erstes fränkisches Starkbier (mit zugehörigem Fest im [[Geismannsaal]]), bis heute legendär. Hauptabsatzgebiet der "Großen Fünf" war hauptsächlich die Städteachse Nürnberg-Fürth. Als älteste Fürther Braustätte galt die [[Brauerei Geismann]] mit dem Gründungsjahr [[1722]], auch wenn Humbser und Grüner später, z.B. durch ihre Vorgeschichte andernorts, frühere Zahlen angaben.
Besonders die Biere von [[Brauerei Geismann|Geismann]] und [[Brauerei Grüner|Grüner]] genossen in Fachwelt und Konsumentenkreisen einen hervorragenden Ruf: Während [[Brauerei Grüner|Grüner]] vor allem mit den Standardsorten punktete, waren die Spezialbiere der [[Brauerei Geismann|Geismann]], allen voran der [[Poculator]] als erstes fränkisches Starkbier (mit zugehörigem Fest im [[Geismannsaal]]), bis heute legendär. Hauptabsatzgebiet der "Großen Fünf" war hauptsächlich die Städteachse Nürnberg-Fürth. Als älteste Fürther Braustätte galt die [[Brauerei Geismann]] mit dem Gründungsjahr [[1722]], auch wenn Humbser und Grüner später, z. B. durch ihre Vorgeschichte andernorts, frühere Zahlen angaben.


Eine Sonderrolle nimmt die Geschichte des [[1923]] eingemeindeten [[Burgfarrnbach]]s ein, wo mit der [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei]] und der [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Weißbräu]] zeitweise sogar zwei Weißbierbrauereien existierten. Im eingemeindeten [[Vach]] bestand bis [[1996]] mit der [[Dornbräu Vach|Dornbräu]] eine kleinere "Landbrauerei".
Eine Sonderrolle nahm die Geschichte des [[1923]] eingemeindeten [[Burgfarrnbach]]s ein, wo mit der [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pückler'schen Brauerei]] und der [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Weißbräu]] zeitweise sogar zwei Weißbierbrauereien existierten. Im eingemeindeten [[Vach]] bestand bis [[1996]] mit der [[Dornbräu Vach|Dornbräu]] eine kleinere "Landbrauerei".


Die auf den Export eingestellte [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]] war infolge der Krisenjahre nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] bereits [[1921]] ihrerseits durch das Brauhaus Nürnberg übernommen worden und zunächst als ''Abteilung Fürth'' weitergeführt worden, ehe ihr Betrieb [[1941]] auf Kriegsverordnung eingestellt und nie mehr aufgenommen wurde. Bei [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Brauerei Geismann|Geismann]] verhielt es sich anders: [[Brauerei Geismann|Geismann]] hatte besonders in den 1950er Jahren mt einem Ausstoß jenseits der 120.000 hl das gravierende "Luxus-Problem", am Hauptstandort in der [[Bäumenstraße]] logistisch an die absoluten Expansionsgrenzen gestoßen zu sein. So betrieb man die Fusion mit der ebenfalls mittlerweile im Hause des [[Quelle]]-Gründers [[Gustav Schickedanz]] befindlichen [[Brauerei Humbser|Humbser]]: [[1967]] ging aus diesen Plänen die [[Brauerei Humbser-Geismann]] hervor.
Das Fürther Brauwesen war in Folge der Weltwirtschaftskrise durch eine stark gesunkene Nachfrage geschwächt, als Profiteure des NS-Systems sich in den 1930er Jahren zu Lasten jüdischer Anteilseigner durch feindliche Übernahme und Arisierung etwa der Brauereien Mailänder und Geismann bemächtigten. Besonders der Versandhandelsunternehmer [[Gustav Schickedanz]] und die [[Brauerei Grüner]] – Vorstand [[Wilhelm Schülein]] war wie Schickedanz ab [[1935]] [[NSDAP]]-Ratsherr – vermochten von der politischen Situation zu profitieren. Einzelne [[Spruchkammer]]- und Wiedergutmachungsverfahren änderten später – trotz Rückübereignung etwa der Berg-Bräu an die Familie Mailänder – nichts mehr daran, dass jüdische und parteiferne Aktionäre aus dem vormals heterogenen Eigentümerkreis der Unternehmen nachhaltig verdrängt und erste Schritte hin zur späteren Marktkonzentration vollzogen wurden. Während etwa die Hopfenhändlers- und Privatbankiersfamilie [[Sahlmann]] in der Branche nicht mehr Fuß fassen konnte, verblieb der Filialleiter der Dresdner Bank in Nürnberg-Fürth [[Hans Böhner]] auch nach dem Krieg als Hausbankier und Aufsichtsratsvorsitzender diverser Brauerei-Unternehmungen in einflussreicher Position, obwohl er in das NS-Korruptionsnetzwerk im Gau Mittelfranken unter [[wikipedia:Julius Streicher|Julius Streicher]] und [[wikipedia:Karl Holz|Karl Holz]] tief verstrickt war.
 
Die auf den Export eingestellte [[Brauerei Evora&Meyer|Evora & Meyer]] war infolge der Krisenjahre nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] bereits [[1921]] ihrerseits durch das Brauhaus Nürnberg übernommen worden und zunächst als ''Abteilung Fürth'' weitergeführt worden, ehe ihr Betrieb [[1941]] auf Kriegsverordnung eingestellt und nie mehr aufgenommen wurde. Bei [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Brauerei Geismann|Geismann]] verhielt es sich anders: [[Brauerei Geismann|Geismann]] hatte besonders in den 1950er Jahren mit einem Ausstoß jenseits der 120.000 hl das gravierende "Luxus-Problem", am Hauptstandort in der [[Bäumenstraße]] logistisch an die absoluten Expansionsgrenzen gestoßen zu sein. So betrieb man die Fusion mit der ebenfalls mittlerweile im Hause des [[Quelle]]-Gründers [[Gustav Schickedanz]] befindlichen [[Brauerei Humbser|Humbser]]. [[1967]] ging aus diesen Plänen die [[Brauerei Humbser-Geismann]] hervor.


Das weiterhin sehr erfolgreiche Unternehmen expandierte weiter und die Schickedanz-Gruppe erwarb weitere Beteiligungen, darunter erst Ende der 1960er Jahre Anteile an der [[Brauerei Grüner|Grüner]], sodass es [[1972]] unter Zusammenlegung von 16 Brauereien (!) zur Gründung des Einheitsgiganten [[Patrizier Bräu]] kam. [[1974]] wurde dann die [[Bergbräu]] als letzte selbstständige Fürther Brauerei geschluckt. [[1977]] wurden die Braustätten der [[Brauerei Grüner|Grüner]] und [[Bergbräu]] geschlossen und später abgerissen.
Das weiterhin sehr erfolgreiche Unternehmen expandierte weiter und die Schickedanz-Gruppe erwarb weitere Beteiligungen, darunter erst Ende der 1960er Jahre Anteile an der [[Brauerei Grüner|Grüner]], sodass es [[1972]] unter Zusammenlegung von 16 Brauereien (!) zur Gründung des Einheitsgiganten [[Patrizier Bräu]] kam. [[1974]] wurde dann die [[Bergbräu]] als letzte selbstständige Fürther Brauerei geschluckt. [[1977]] wurden die Braustätten der [[Brauerei Grüner|Grüner]] und [[Bergbräu]] geschlossen und später abgerissen.


[[1994]] erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit, fusionierte mit der Nürnberger ''[[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]]'' und schloss damit die vollständige Zusammenlegung aller Nürnberger und Fürther Traditionsbrauereien endgültig ab. Einzig die [[Brauerei Humbser-Geismann]] an der [[Schwabacher Straße]] blieb bis, zum Neubau der [[Tucher Bräu|Tucher]] an der südliche Stadtgrenze, [[2009]] in Betrieb.
[[1994]] erwarb der Münchner Brauereiunternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit, fusionierte mit der Nürnberger ''[[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]]'' und schloss damit die vollständige Zusammenlegung aller Nürnberger und Fürther Traditionsbrauereien endgültig ab. Einzig die [[Brauerei Humbser-Geismann]] an der [[Schwabacher Straße]] blieb bis zum Neubau der [[Tucher Bräu|Tucher]] an der südliche Stadtgrenze im Jahr [[2009]] in Betrieb.


Die heutige [[Tucher Bräu|Tucher]], deren Sudhaus zur Hälfte auf Fürther und zur anderen auf [[Nürnberg]]er Boden gebaut ist, hat bislang aktiv keine Aufarbeitung ihrer Konzerngeschichte betrieben, die die reiche Fürther Brauereigeschichte behandeln würde. Allerdings unterstützt die aktuelle Firmenleitung aktiv das [[Stadtmuseum]] und übergab das noch vorhandene Firmenarchiv der ehem. Brauereien an das Fürther [[Stadtmuseum]] im Jahr [[2013]] und unterstützte ebenfalls eine Ausstellung zu den ehem. "Großen-Fünf" im [[Stadtmuseum]].
Die heutige [[Tucher Bräu|Tucher]], deren Sudhaus zur Hälfte auf Fürther und zur anderen auf [[Nürnberg]]er Boden gebaut ist, hat bislang aktiv keine Aufarbeitung ihrer Konzerngeschichte betrieben, die die reiche Fürther Brauereigeschichte behandeln würde. Allerdings unterstützte die seinerzeitige Firmenleitung unter [[Fred Höfler]] [[2013]] aktiv das [[Stadtmuseum]] durch die Übergabe des noch vorhandenem Firmenarchivs der ehemaligen Brauereien an das Fürther [[Stadtmuseum]] und trug damit maßgeblich zur Realisierung einer Ausstellung zu den ehemaligen »Großen-Fünf« im [[Stadtmuseum]] bei.


==Braustätten / Kleine Brauereien==
==Braustätten / Kleine Brauereien==
[[Bild:Karte Hopfen Malz FW.jpg|thumb|right|Braustätten und Brauerein in Fürth]]Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder kleinere Brauereien, die zum Teil heute nicht mehr namentlich alle bekannt sind. Allerdings gehen häufig aus der einschlägigen Literatur noch die Braustätten hervor, so dass zumindest eine örtliche Zuordnung von Brauereien / Braustätten aus heutiger Sicht möglich ist. Zum Teil haben diese Häuser heute noch das Braurecht, auch wenn keines dieser Häuser hiervon gebrauch macht.  
[[Bild:Karte Hopfen Malz FW.jpg|mini|right|Braustätten und Brauerein in Fürth]]Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder kleinere Brauereien, die zum Teil heute nicht mehr namentlich alle bekannt sind. Allerdings gehen häufig aus der einschlägigen Literatur noch die Braustätten hervor, so dass zumindest eine örtliche Zuordnung von Brauereien / Braustätten aus heutiger Sicht möglich ist. Zum Teil haben diese Häuser heute noch das Braurecht, auch wenn keines dieser Häuser hiervon gebrauch macht.  


Auflistung (A-Z) aller (bekannten) Braustätten in Fürth nach Straßen ab [[1500]], in Klammern jeweils der Name des damaligen Braumeisters:  
Auflistung (A-Z) aller (bekannten) Braustätten in Fürth nach Straßen ab [[1500]], in Klammern jeweils der Name des damaligen Braumeisters:  
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* [[Bäumenstraße]]: Hausnummer 4 (Paul Ebersperger, bis 1792), 16 ([[Brauerei Timmich]], später [[Bergbräu|Mailaender]]), 26 (Streeb, später [[Brauerei Humbser|Humbser]]), 31 & 33 (Stengel)
* [[Bäumenstraße]]: Hausnummer 4 (Paul Ebersperger, bis 1792), 16 ([[Brauerei Timmich]], später [[Bergbräu|Mailaender]]), 26 (Streeb, später [[Brauerei Humbser|Humbser]]), 31 & 33 (Stengel)
* [[Gartenstraße]]: Hausnummer 16 (Brauerei Johann Schmid / Johann Hörnlein, später [[Brauerei Grüner|Grüner]])
* [[Gartenstraße]]: Hausnummer 16 (Brauerei Johann Schmid / Johann Hörnlein, später [[Brauerei Grüner|Grüner]])
* [[Gustavstraße]]: Hausnummer 13 (Braumeister Daniel Bauer), 14 (Berthold), 23 (Brauerei Schildknecht / [[Kannegießerhof]]), 61 ([[Altes Rentamt]] / Braumeister Gabriel Beyl)
* [[Gustavstraße]]: Hausnummer 13 (Braumeister Daniel Bauer), 14 (Berthold), 23 (Brauerei Schildknecht / [[Kannegießerhof]]), 31, 61 ([[Altes Rentamt]] / Braumeister Gabriel Beyl)
* [[Heiligenstraße]]: Hausnummer 6 (Lochner)
* [[Heiligenstraße]]: Hausnummer 6 (Lochner)
* [[Helmstraße]]: Hausnummer 10 ([[Zum Tannenbaum|Gasthaus Tannenbaum]])
* [[Helmstraße]]: Hausnummer 10 ([[Zum Tannenbaum|Gasthaus Tannenbaum]])
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* [[Rednitzstraße]]: Hausnummer 6, 17 ([[Brauerei Seyboth]]), 21 (Rupprecht)
* [[Rednitzstraße]]: Hausnummer 6, 17 ([[Brauerei Seyboth]]), 21 (Rupprecht)
* [[Wasserstraße]]: Hausnummer 17 (Fortmeyer)
* [[Wasserstraße]]: Hausnummer 17 (Fortmeyer)
In der Lohbauerschen Land-Chronik ist für das Ende des 19. Jahrhunderts vermerkt, dass es auch in [[Stadeln]] eine Brauerei gab:
:''Auch eine Brauerei war hier in Stadeln, sie bildete den Häuserkomplex Gasthaus Ramspeck, Metzger [[Herboldshofer Straße|Gg. Fleischmann]] etc. Das Brauhaus wurde abgebrochen und in [[Mannhof|Manhof]] [sic!] als ein Haus (das jetzige Gasthaus des Herrn Jakob Walz) erbaut.''<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Fürth 1892, S. 357</ref>


== Brauereisterben ==
== Brauereisterben ==
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* [[1977]] (1 Braustätte): Schwabacher Straße: Patrizier
* [[1977]] (1 Braustätte): Schwabacher Straße: Patrizier


Ab Mitte der 1960er Jahre begann Gustav Schickedanz den Aufkauf aller noch in Fürth bestehenden Brauereien. Zum Teil hatte er sich bereits in den 1930er Jahren während des Nationalsozialismus Anteile von Brauereien gekauft (z.B. [[Brauerei Geismann]]), die er nun erweiterte. Als erstes wurden die [[Brauerei Humbser-Geismann|Brauereien Geismann und Humbser]] in der Schwabacher Straße zusammengeführt ([[1967]]). Danach baute die Schickedanz-Gruppe ihre Anteile aus und erwarb die [[Brauerei Grüner]] ([[1972]]). Als letztes kam [[1974]] die [[Bergbräu]] zur Schickedanz-Gruppe, so dass ab [[1974]] alle Brauereien in Fürth nur noch einer Gesellschaft angehörten.  [[1977]] wurden die letzten Brauereien geschlossen, lediglich in der Braustätte Humbser-Geismann in der Schwabacher Straße wurde in Fürth weiterhin Bier für die [[1972]] neu gegründete Brauerei [[Patrizier Bräu]] AG hergestellt.
Ab Mitte der 1960er Jahre begann Gustav Schickedanz den Aufkauf aller noch in Fürth bestehenden Brauereien. Zum Teil hatte er sich bereits in den 1930er Jahren während des Nationalsozialismus Anteile von Brauereien gekauft (z.B. [[Brauerei Geismann]]), die er nun erweiterte. Als erstes wurden die [[Brauerei Humbser-Geismann|Brauereien Geismann und Humbser]] in der Schwabacher Straße zusammengeführt ([[1967]]). Danach baute die Schickedanz-Gruppe ihre Anteile aus und erwarb die [[Brauerei Grüner]] ([[1972]]). Als letztes kam [[1974]] die [[Bergbräu]] zur Schickedanz-Gruppe, so dass ab [[1974]] alle Brauereien in Fürth nur noch einer Gesellschaft angehörten.  [[1977]] wurden die letzten Brauereien geschlossen, lediglich in der Braustätte Humbser-Geismann in der Schwabacher Straße wurde in Fürth weiterhin Bier für die [[1972]] neu gegründete Brauerei [[Patrizier Bräu]] AG hergestellt, deren Gründung von vielen Fürthern als "Apokalypse des hiesigen Brauwesens" eingestuft wurde.<ref>[[Fürther Bier (Buch)]], S. 144.</ref>


== Wiederbelebung tradtioneller Marken ==
== Wiederbelebung tradtioneller Marken ==
Von den fünf großen Brauereien, die es um die Jahrhundertwende in Fürth noch gab, existierten 100 Jahre später faktisch keine mehr. Alle fünf Brauereien wurden durch [[Gustav Schickedanz]] bis in die 1980er Jahre aufgekauft und gingen in der [[Brauerei Patrizier]] auf - bzw. später in der [[Brauerei Tucher]] als Rechtsnachfolger der fünf großen Brauereien in Fürth. Zwar wird ein [[Brauerei Humbser|Humbser]] Export und Pils Bier auch heute noch durch die Tucher Brauerei gebraut und verkauft, fristet dieses Bier nur ein untergeordnetes Dasein im Billigpreissegement und ist nicht vergleichbar mit dem einstmals so stolzen und altehrwürdigen Bier der Export-Bierbrauerei Humbser. Anfang der 2010er erleben jedoch einige alte Biernamen in Fürth wieder ein Revival. Den Anfang macht das [[Brauerei Grüner|Grüner]] Bier, dass am [[29. September]] [[2011]] erstmals wieder ausgeschenkt wurde - und später zu einer der größten Erfolgsgeschichten der [[Tucher Bräu|Tucherbrauerei]] entwickeln sollte - wenn auch etwas unfreiwillig - da die Verantwortlichen von dem Erfolg völlig überrascht wurden. Im April [[2017]] wurde als nächstes bekannt, dass auch die Biermarke [[Evora & Meyer]] durch die [[Die Bierothek Fürth|Die Bierothek®]] Fürth wiederbelebt werden soll. Vincent Bartl und Christian Klemenz setzten am [[1. April]] [[2017]] den ersten Sud in Breitengüßbach bei Bamberg an. Der Ausschank des ersten [[Evora & Meyer|EVORA®]] Bieres soll am [[4. Mai]] [[2017]] erfolgen<ref>* Markus Raupach: ''Fürther Traditionsbrauerei Evora wagt den Neustart''. In: Nürnberger Nachrichten vom 7. April 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-traditionsbrauerei-evora-wagt-den-neustart-1.5977443 online abrufbar]</ref>. Damit sind faktisch von fünf ehemaligen Fürther Biernamen drei Biernamen wieder auf dem Markt: [[Brauerei Humbser|Humbser]], [[Brauerei Grüner|Grüner]] und [[Evora & Meyer|EVORA®]] - fehlen nur noch die Biere der [[Bergbräu]] und der [[Brauerei Geismann|Geismann]]. Vielleicht erleben diese beiden Marken auch noch ein Revival - verdient hätten sie es allemal.
Von den fünf großen Brauereien, die es um die Jahrhundertwende in Fürth noch gab, existierten 100 Jahre später faktisch keine mehr. Alle fünf Brauereien wurden durch [[Gustav Schickedanz]] bis in die 1980er Jahre aufgekauft und gingen in der [[Brauerei Patrizier]] auf - bzw. später in der [[Brauerei Tucher]] als Rechtsnachfolger der fünf großen Brauereien in Fürth. Zwar wird ein [[Brauerei Humbser|Humbser]] Export und Pils Bier auch heute noch durch die Tucher Brauerei gebraut und verkauft, fristet dieses Bier nur ein untergeordnetes Dasein im Billigpreissegement und ist nicht vergleichbar mit dem einstmals so stolzen und altehrwürdigen Bier der Export-Bierbrauerei Humbser. Anfang der 2010er erleben jedoch einige alte Biernamen in Fürth wieder ein Revival. Den Anfang macht das [[Brauerei Grüner|Grüner]] Bier, dass am [[29. September]] [[2011]] erstmals wieder ausgeschenkt wurde - und später zu einer der größten Erfolgsgeschichten der [[Tucher Bräu|Tucherbrauerei]] entwickeln sollte - wenn auch etwas unfreiwillig - da die Verantwortlichen von dem Erfolg völlig überrascht wurden. Im April [[2017]] wurde als nächstes bekannt, dass auch die Biermarke [[Evora & Meyer]] durch die [[Die Bierothek Fürth|Die Bierothek®]] Fürth wiederbelebt werden soll. Vincent Bartl und Christian Klemenz setzten am [[1. April]] [[2017]] den ersten Sud in Breitengüßbach bei Bamberg an. Der Ausschank des ersten [[Evora & Meyer|EVORA®]] Bieres soll am [[4. Mai]] [[2017]] erfolgen.<ref>Markus Raupach: ''Fürther Traditionsbrauerei Evora wagt den Neustart''. In: Nürnberger Nachrichten vom 7. April 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-traditionsbrauerei-evora-wagt-den-neustart-1.5977443 online]</ref> Damit sind faktisch von fünf ehemaligen Fürther Biernamen drei Biernamen wieder auf dem Markt: [[Brauerei Humbser|Humbser]], [[Brauerei Grüner|Grüner]] und [[Evora & Meyer|EVORA®]] - fehlen nur noch die Biere der [[Bergbräu]] und der [[Brauerei Geismann|Geismann]]. Vielleicht erleben diese beiden Marken auch noch ein Revival - verdient hätten sie es allemal.
 
== Literatur ==
[[Gerd Walther]] veröffentlichte mit dem Kapitel ''bis der Humbser barfäß lefft!'' im Buch [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]] 1987 erstmals einen Überblick über die Fürther Brauereigeschichte.
 
Der Historiker Dr. Erhard Schraudolph bearbeitete in seiner Dissertation ''[[Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)]]'' erstmals die Firmengeschichten wissenschaftlich.
 
[[2021]] erschien das Buch [[Fürther Bier (Buch)|Fürther Bier - Die Fürther Brauereien von der Industrialisierung bis ins 21. Jahrhundert]] von  Stefan Städtler-Ley, dessen Augenmerk stark auf der Entwicklung der Marketing- und Werbemittel-Geschichte der Fürther Großbrauerein liegt.
 
=== Gesamt-Übersicht ===
* Dr. Ludwig Bertholdt: ''Bilder aus der Zeit des Rechtsstreits um die Fürther Bierausfuhr im 18. Jahrhundert''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1941/1, S.1 - 15
* [[Gerd Walther]]: "...bis der Humbser barfäß lefft!" in Christian Koch und Hans-Christian Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, 1987
* Dr. Erhard Schraudolph: [[Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole]]. Industrialisierung in Fürth vor 1870. Zugleich: Universität Bayreuth, Dissertation, 1992. Ansbach: Historischer Verein für Mittelfranken, 1993, X, 281 S. (Mittelfränkische Studien; Band 9)
* Volker Dittmar: "Ausverkauf der Fürther Brauerei-Tradition", [[Fürther Nachrichten]] vom 6. April 2009. [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/ausverkauf-der-further-brauerei-tradition-1.692222 online].
 
== Sonstige Medien ==
* Film: [[Dreharbeiten#Als die Biere laufen lernten|»Als die Biere laufen lernten«]], ca. 1920
* »Fürther Bier«, dreiteilige Folge des Podcasts ''Kleeblattecho'' mit [[Helmut Ell]] und [[Felix Geismann]], Folgen 36 - 38, April und Mai 2023, [http://kleeblattecho.block12.de online]
 
==Lokalberichterstattung==
* Alexandra Voigt: ''Bier mit einer Note von Mango und Maracuja'', in: [[Fürther Nachrichten]] vom 14. Februar 2022 (Druckausgabe)  bzw. ''"AroMa": Die Fürther Bierothek braut ein eigenes Bier'' In: nordbayern.de vom 15. Februar 2022 - [https://www.nn.de/fuerth/1.11826192 online]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
[[Bild:Brauereien.jpg|right|thumb|Zeitgenössische Bierdeckelwerbung]]
[[Bild:Brauereien.jpg|right|mini|Zeitgenössische Bierdeckelwerbung]]
[[Bild:Brauereifreie stadt.jpg|right|thumb|Von der einstigen Bierstadt ist nichts geblieben - Das greift eine provokative Postkarte des Fürther Künstlers [[Peter Stutzmann]] im Jahr [[2011]] satirisch auf.]]
[[Bild:Brauereifreie stadt.jpg|right|mini|Von der einstigen Bierstadt ist nichts geblieben - Das greift eine provokative Postkarte des Fürther Künstlers [[Peter Stutzmann]] im Jahr [[2011]] satirisch auf.]]


* [[Bergbräu|Brauerei W.L. Mailaender / Bergbräu]]
* [[Bergbräu|Brauerei W.L. Mailaender / Bergbräu]]
* [[Brauerei Evora&Meyer|Brauerei Evora & Meyer / Brauhaus Nürnberg - Abt. Fürth]]
* [[Brauerei Evora&Meyer|Brauerei Evora & Meyer / Brauhaus Nürnberg - Abt. Fürth]]
* [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Brauerei Farrnbacher Weißbierbräu]]
* [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Brauerei Farrnbacher Weißbierbräu]]
* [[Brauerei Geismann|Brauerei Johann Geismann]]
* [[Brauerei Geismann]]
* [[Dornbräu Vach|Dornbräu Vach]]
* [[Dornbräu Vach|Dornbräu Vach]]
* [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei Burgfarrnbach]]
* [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei Burgfarrnbach]]
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* [[Patrizier Bräu]]
* [[Patrizier Bräu]]
* [[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]]
* [[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]]
* [[Brauhaus Hopfenfreunde]]
* [[Spezialistenbräu Burgfarrnbach e. V.]]
* [[Bierstadt Fürth]]
* [[Bierstadt Fürth]]
* Brauerei Schildknecht / [[Kannegießerhof]]
* Brauerei Schildknecht / [[Kannegießerhof]]
* [[Jean Höfler|BIG Bräu]] [[Alfred-Nobel-Straße]]: Hausnummer 55-59
* [[Jean Höfler|BIG Bräu]] [[Alfred-Nobel-Straße]]: Hausnummer 55-59
* [[Brauerei Münch]]
* [[Brauerei Münch]]
 
* [[Bierführer-Verein Fürth]]
== Literatur ==
* Dr. Ludwig Bertholdt: ''Bilder aus der Zeit des Rechtsstreits um die Fürther Bierausfuhr im 18. Jahrhundert''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1941/1, S.1 - 15
* [[Gerd Walther]]: "...bis der Humbser barfäß lefft!" in Christian Koch und Hans-Christian Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, 1987
* Dr. Erhard Schraudolph: [[Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole]]. Industrialisierung in Fürth vor 1870. Zugleich: Universität Bayreuth, Dissertation, 1992. Ansbach: Historischer Verein für Mittelfranken, 1993, X, 281 S. (Mittelfränkische Studien; Band 9)
* Volker Dittmar: "Ausverkauf der Fürther Brauerei-Tradition", [[Fürther Nachrichten]] vom 6. April 2009. [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/ausverkauf-der-further-brauerei-tradition-1.692222 online abrufbar].


== Einzelnachweise ==
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