Die Glocken in St. Peter und Paul: Unterschied zwischen den Versionen

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===Kriegsverlust im Zweiten Markgrafenkrieg 1552===  
===Kriegsverlust im Zweiten Markgrafenkrieg 1552===  
Der erste verlässliche Hinweis auf die Glocken von St. Peter und Paul ist die Nachricht von ihrem Verlust. Während des [[Zweiter Markgrafenkrieg|zweiten Markgrafenkrieges]], erbeuteten Soldaten des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach alle vier Poppenreuther Glocken. Das Material, Zinnbronze, wurde eingeschmolzen und neue Kanonenrohre davon gegossen. Der materielle Wert: 600 fl. (Gulden). Den Verlust der vier Glocken verursachte das sogenannte "Glockenrecht", das in Kriegszeiten vom Sieger angewendet werden durfte.  
Der erste verlässliche Hinweis auf die Glocken von St. Peter und Paul ist die Nachricht von ihrem Verlust. Während des [[Zweiter Markgrafenkrieg|zweiten Markgrafenkrieges]] erbeuteten Soldaten des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach alle vier Poppenreuther Glocken. Das Material, Zinnbronze, wurde eingeschmolzen und neue Kanonenrohre davon gegossen. Der materielle Wert: 600 fl. (Gulden). Den Verlust der vier Glocken verursachte das sogenannte "Glockenrecht", das in Kriegszeiten vom Sieger angewendet werden durfte.


===Neubeschaffung 1564===  
===Neubeschaffung 1564===  
Schon zwölf Jahre später konnte die Glocke Nr. 1.2. mit einem Gewicht von 1.250 kg, 125 cm Durchmesser und Schlagton f´ von Cristof Glockengießer in Nürnberg gegossen werden. Sie wurde 1994 an den ausgeschlagenen Stellen wegen früherer zu schwerer und zu harter Klöppel von der Fa. Lachenmeyer in Nördlingen Glocken-Schweißwerk runderneuert.  
Schon zwölf Jahre später konnte die Glocke Nr. 1.2. mit einem Gewicht von 1.250 kg, 125 cm Durchmesser und Schlagton f´ von Cristof Glockengießer in Nürnberg gegossen werden. Sie wurde 1994 an den ausgeschlagenen Stellen wegen früher zu schwerer und zu harter Klöppel von der Fa. Glocken-Schweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen runderneuert.
Auch die Glocke Nr. 4.2. konnte 1564 neu beschafft werden. Ebenfalls von Cristof Glockengießer gegossen, kosteten beide zusammen 280 fl. (Gulden). Von ihr sind Schlagton, Durchmesser und Gewicht nicht bekannt, denn sie wurde 1632 ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges.  
Auch die Glocke Nr. 4.2. konnte 1564 neu beschafft werden. Ebenfalls von Cristof Glockengießer gegossen, kosteten beide zusammen 280 fl. (Gulden). Von ihr sind Schlagton, Durchmesser und Gewicht nicht bekannt, denn sie wurde 1632 ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges.  


Außerdem wurde bald nach dem Glockenraub von [[1552]], wohl auf Vermittlung des Landalmosenamtes, eine schon über 100 Jahre alte Glocke, von einer anderen - vielleicht kriegszerstörten und nicht mehr benutzten - Kirche, nach Poppenreuth gebracht. Sie war von Conrad Gnoczhamer [[1444]] in Nürnberg gegossen, hatte den Schlagton a´, unrein und bei angenommen mittelschwerer Rippe, 92 cm Durchmesser und ca. 500 kg Gewicht. In Poppenreuth war sie Nr. 2.2. auf dem Turm bis zu ihrem Umguß im Jahr 1904.  
Außerdem wurde bald nach dem Glockenraub von [[1552]], wohl auf Vermittlung des Landalmosenamtes, eine schon über 100 Jahre alte Glocke, von einer anderen - vielleicht kriegszerstörten und nicht mehr benutzten - Kirche, nach Poppenreuth gebracht. Sie war von Conrad Gnoczhamer [[1444]] in Nürnberg gegossen, hatte den Schlagton a´, unrein und bei angenommen mittelschwerer Rippe, 92 cm Durchmesser und ca. 500 kg Gewicht. In Poppenreuth war sie Nr. 2.2. auf dem Turm bis zu ihrem Umguss im Jahr 1904.
Offensichtlich kam seinerzeit sogar noch eine zweite, wohl ebenfalls gebrauchte Glocke von auswärts nach Poppenreuth. Sie war die Nr. 3.2. Dies ist zu erschließen aus Nachrichten zu Ersatzbeschaffungen in der Folgezeit. Da sie 1632 geraubt wurde, fehlen weitere Daten von ihr.  
Offensichtlich kam seinerzeit sogar noch eine zweite, wohl ebenfalls gebrauchte, Glocke von auswärts nach Poppenreuth. Sie war die Nr. 3.2. Dies ist zu erschließen aus Nachrichten zu Ersatzbeschaffungen in der Folgezeit. Da sie 1632 geraubt wurde, fehlen weitere Daten von ihr.  


===Kriegsverlust im Dreißigjährigen Krieg 1632===  
===Kriegsverlust im Dreißigjährigen Krieg 1632===  
Im Sommer [[1632]] plünderten abwechselnd kaiserliche und schwedische Soldaten die Dörfer zwischen Nürnberg und Zirndorf.  
Im Sommer [[1632]] plünderten abwechselnd kaiserliche und schwedische Soldaten die Dörfer zwischen Nürnberg und Zirndorf.  
Aus dem, nach dem "zweiten Markgrafenkrieg" wiederbeschafften Vierergeläute, wurden die beiden kleinen vom Turm genommen (Nr. 3.2. und Nr. 4.2.). Geblieben waren die beiden großen Glocken von [[1564]] und [[1444]], weil sie für den Abtransport denn doch zu schwer und zu unhandlich waren.  
Aus dem, nach dem "zweiten Markgrafenkrieg" wiederbeschafften, Vierergeläute wurden die beiden kleinen vom Turm genommen (Nr. 3.2. und Nr. 4.2.). Geblieben waren die beiden großen Glocken von [[1564]] und [[1444]], weil sie für den Abtransport denn doch zu schwer und zu unhandlich waren.


===Neubeschaffung 1695===  
===Neubeschaffung 1695===  
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[https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Datei:Glocke_1695_a.jpg separaten Glockenstuhl] auf dem Poppenreuther Kirchhof.  
[https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Datei:Glocke_1695_a.jpg separaten Glockenstuhl] auf dem Poppenreuther Kirchhof.  


Von der Glocke Nr. 4.3. ist der Schlagton unbekannt, das Gewicht betrug ca. 150 kg. 1829 musste die Glocke wegen eines Sprunges umgegossen werden. Bei gleichem Gewicht hatte die neu gegossene Glocke den Schlagton d´´ - dis´´. Die beiden Glocken kosteten zusammen 411 fl (Gulden) und 48 kr (Kreuzer), die von der Pfarrgemeinde aufgebracht wurden.  
Von der Glocke Nr. 4.3. ist der Schlagton unbekannt, das Gewicht betrug ca. 150 kg. 1829 musste die Glocke wegen eines Sprunges umgegossen werden. Bei gleichem Gewicht hatte die neu gegossene Glocke den Schlagton d´´ - dis´´. Die beiden Glocken kosteten zusammen 411 fl. (Gulden) und 48 kr (Kreuzer), die von der Pfarrgemeinde aufgebracht wurden.  
Ebenfalls [[1695]] wurde ein neuer Glockenstuhl angefertigt. Für Glockenstuhl und Glockenbeschläge schoss das Landalmosenamt 95 fl und 54 kr vor, die künftig von der Gemeinde zu erstatten waren.
Ebenfalls [[1695]] wurde ein neuer Glockenstuhl angefertigt. Für Glockenstuhl und Glockenbeschläge schoss das Landalmosenamt 95 fl. und 54 kr vor, die künftig von der Gemeinde zu erstatten waren.


===Neubeschaffung 1904===  
===Neubeschaffung 1904===  
Einen schon damals folgenschweren und für später erst recht verhängnisvollen Eingriff in den bis dahin gewachsenen Bestand des Vierergeläutes von St. Peter und Paul bedeutete der Umguss von zwei Glocken im Jahr 1904.  
Einen schon damals folgenschweren und für später erst recht verhängnisvollen Eingriff in den bis dahin gewachsenen Bestand des Vierergeläutes von St. Peter und Paul bedeutete der Umguss von zwei Glocken im Jahr 1904.  


Die Schlagtonreihe mit f´ (nach e´ neigend) – a´ (unrein) – h´ (Tritonus zu f´) – d´´ (nach dis´´ steigend), war nach damaligem Empfinden wohl allzu eigenwillig. So kam es zum Umguss der zweiten und der vierten Glocke Nr. 2.2. und Nr. 4.4.  
Die Schlagtonreihe mit f´ (nach e´ neigend) – a´ (unrein) – h´ (Tritonus zu f´) – d´´ (nach dis´´ steigend) war nach damaligem Empfinden wohl allzu eigenwillig. So kam es zum Umguss der zweiten und der vierten Glocke Nr. 2.2. und Nr. 4.4.  
Die Glockengießerei Franz Schilling in Apolda (Thüringen) lieferte zwei musikalisch sicher sehr qualitätsvolle neue Glocken im Gesamtgewicht von 740 kg. Doch mit der sich dann ergebenden Schlagtonreihe f´ - g´ – h´ – d´´ war das Angriffige und Unverwechselbare im Klangcharakter des Poppenreuther Geläutes verloren.  
Die Glockengießerei Franz Schilling in Apolda (Thüringen) lieferte zwei musikalisch sicher sehr qualitätsvolle neue Glocken im Gesamtgewicht von 740 kg. Doch mit der sich dann ergebenden Schlagtonreihe f´ - g´ – h´ – d´´ war das Angriffige und Unverwechselbare im Klangcharakter des Poppenreuther Geläutes verloren.  
Die zweite Glocke auf g´ Nr. 2.3. hatte einen Durchmesser von 98 cm und ein Gewicht von 575 kg. Ihren Gruß stiftete laut Inschrift „aus Dankbarkeit gegen Gott" der Bauer Konrad Hofmann von Wetzendorf (+ 1907).  
Die zweite Glocke auf g´ Nr. 2.3. hatte einen Durchmesser von 98 cm und ein Gewicht von 575 kg. Ihren Guss stiftete laut Inschrift „aus Dankbarkeit gegen Gott" der Bauer Konrad Hofmann von Wetzendorf (+ 1907).  


Die vierte Glocke auf d´´ Nr. 4.5. hatte einen Durchmesser von 65 cm und ein Gewicht von 165 kg.  
Die vierte Glocke auf d´´ Nr. 4.5. hatte einen Durchmesser von 65 cm und ein Gewicht von 165 kg.


===Kriegsverlust im Zweiten Weltkrieg 1942===  
===Kriegsverlust im Zweiten Weltkrieg 1942===  
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===Ergänzung des Geläutes 1957===  
===Ergänzung des Geläutes 1957===  
[[1957]] wurden von der Glockengießerei Alfred Bachert in Heilbronn drei neue Glocken gegossen. Als Klangfundament wurde die große Glocke von [[1564]], Nr. 1.2., mit Schlagton f‘ von der Fa. Glockengießer in Nürnberg beibehalten, womit St. Peter und Paul jetzt in seinem Vierergeläute das weitverbreitete "Idealmotiv f" –as‘ - b' – des‘‘ hat. <ref> siehe auch Emil Mümmler "Technik im Turm - zu St. Peter und Paul in Poppenreuth" 1995;</ref>
[[1957]] wurden von der Glockengießerei Alfred Bachert in Heilbronn drei neue Glocken gegossen. Als Klangfundament wurde die große Glocke von [[1564]], Nr. 1.2., mit Schlagton f‘ von der Fa. Glockengießer in Nürnberg beibehalten, womit St. Peter und Paul jetzt in seinem Vierergeläute das weitverbreitete "Idealmotiv f" –as‘ - b' – des‘‘ hat.<ref> siehe auch Emil Mümmler: "Technik im Turm - zu St. Peter und Paul in Poppenreuth" 1995</ref><ref> alle Angaben laut Evang.-Luth. Pfarramt St. Peter und Paul Poppenreuth, Nr. 44 AZ. 61/2 und 61/31 vom 30.1.1994</ref>
<ref> alle Angaben laut Evang.-Luth. Pfarramt St. Peter und Paul Poppenreuth, Nr.44 AZ.61/2 und 61/31 vom 30.1.1994</ref>
 


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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