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August von Kreling <ref> August von Kreling wurde 1853 durch König Maximilian II. von Bayern zum Leiter der Kunstgewerbeschule Nürnberg - dem Vorläufer der heutigen Akademie der Bildenden Künste - berufen. Siehe auch [https://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Kreling Wikipedia]</ref> schuf 1859/60 bei der großen Kirchenrenovierung und -umgestaltung der [[Poppenreuth]]er [[Kirche St. Peter und Paul]] auch einen '''Taufstein'''. Dieser ist durch neugotische Formensprache gekennzeichnet. Im laufenden Spruchband des oktogonalen, steinernen Taufbeckens heißt es: ''Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden.''  
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August von Kreling<ref>August von Kreling wurde 1853 durch König Maximilian II. von Bayern zum Leiter der Kunstgewerbeschule Nürnberg - dem Vorläufer der heutigen Akademie der Bildenden Künste - berufen. Siehe auch [https://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Kreling Wikipedia]</ref> schuf [[1859]]/60 bei der großen Kirchenrenovierung und --umgestaltung der [[Poppenreuth]]er [[Kirche St. Peter und Paul]] auch einen '''Taufstein'''. Dieser ist durch neugotische Formensprache gekennzeichnet. Im laufenden Spruchband des oktogonalen, steinernen Taufbeckens heißt es: ''Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden.''  
    
===Neugotischer Taufstein mit mittelalterlicher Zahlensymbolik===
 
===Neugotischer Taufstein mit mittelalterlicher Zahlensymbolik===
 
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Mit der oktogonalen Form, die in der Basis eine Fortführung findet, greift Kreling die alte Zahlenmystik des Mittelalters auf. Schon in vorchristlicher Zeit stand die Zahl "Acht" als Zeichen für die Ewigkeit und für die Vollendung. Die Ogdoas (griechisch ογδοάς) <ref>Zu Achtheit und Ogdoas siehe auch [https://anthrowiki.at/Achtheit Anthrowiki]</ref> hob für die Pythagoreer alle Siebener-Zyklen des Weltkosmos auf und auch die kreisenden sieben Planetensphären ruhen im achten Fixsternhimmel.<br />
Mit der oktogonalen Form, die in der Basis eine Fortführung findet, greift Kreling die alte Zahlenmystik des Mittelalters auf. Schon in vorchristlicher Zeit stand die Zahl "Acht" als Zeichen für die Ewigkeit und für die Vollendung. Die Ogdoas (griechisch ογδοάς) <ref> Zu Achtheit und Ogdoas siehe auch [https://anthrowiki.at/Achtheit Anthrowiki]</ref> hob für die Pythagoreer alle Siebener-Zyklen des Weltkosmos auf und auch die kreisenden sieben Planetensphären ruhen im achten Fixsternhimmel.<br />
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Die Bibel nimmt Zahl "Acht" als Offenbarung eines Neuanfangs, der unzerstörbar und ewig währt, auf. So werden in der Arche Noah acht Menschen vor dem Untergang der alten und verderbten Menschheit gerettet. Diese acht begründen die neue Menschheit nach der Sinflut. Der erste Petrusbrief nimmt diese acht als Vorbild für die Taufe.<ref> [https://www.bibleserver.com/text/LUT/1.Petrus3 1. Petrusbrief 3,20-22]</ref><br />
Die Bibel nimmt Zahl "Acht" als Offenbarung eines Neuanfangs, der unzerstörbar und ewig währt, auf. So werden in der Arche Noah acht Menschen vor dem Untergang der alten und verderbten Menschheit gerettet. Diese acht begründen die neue Menschheit nach der Sinflut. Der erste Petrusbrief nimmt diese acht als Vorbild für die Taufe <ref> [https://www.bibleserver.com/text/LUT/1.Petrus3 1. Petrusbrief 3,20-22]</ref>.<br />
   
Die Zahl "Acht" erinnert nun daran, dass die Welt zwar in sieben Tagen geschaffen wurde, aber noch nicht vollendet ist. Dies geschieht erst am achten Tag, dem Vollendungstag. An dieser ewigwährenden Vollendung hat jeder schon Anteil, der in diesem oktogonalen Becken getauft wird. Die "§Acht" gilt also seit alters her als eine der Taufe zugeordnete symbolische Zahl.
 
Die Zahl "Acht" erinnert nun daran, dass die Welt zwar in sieben Tagen geschaffen wurde, aber noch nicht vollendet ist. Dies geschieht erst am achten Tag, dem Vollendungstag. An dieser ewigwährenden Vollendung hat jeder schon Anteil, der in diesem oktogonalen Becken getauft wird. Die "§Acht" gilt also seit alters her als eine der Taufe zugeordnete symbolische Zahl.
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Die ins steinerne Taufbecken einzusetzende Taufschüssel aus Messing ist nicht nur um einiges älter als der Stein, sondern auch als das Stiftungsjahr vermuten lässt. Sie gehört zu den ersten Anschaffungen nach den Verwüstungen und Plünderungen des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]]. Als Beckenschlägerschüssel wurde ihr Ornament im Boden über einer Model, also einer negativen Form „geschlagen“. Eine Beckenschlägerschüssel ist gewissermaßen ein Abdruck. Diese Technik war im Nürnberger Raum um das Jahr 1500 sehr verbreitet.
 
Die ins steinerne Taufbecken einzusetzende Taufschüssel aus Messing ist nicht nur um einiges älter als der Stein, sondern auch als das Stiftungsjahr vermuten lässt. Sie gehört zu den ersten Anschaffungen nach den Verwüstungen und Plünderungen des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]]. Als Beckenschlägerschüssel wurde ihr Ornament im Boden über einer Model, also einer negativen Form „geschlagen“. Eine Beckenschlägerschüssel ist gewissermaßen ein Abdruck. Diese Technik war im Nürnberger Raum um das Jahr 1500 sehr verbreitet.
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Zu den häufigsten Darstellungen jener Beckenschlägerschüsseln gehört das Motiv von Adam und Eva. Seltener findet sich eine Abbildung der sogenannten „Traubenträger“ (also Josua und Kaleb), bzw. von der Verkündigung Mariens - wie im Fall der Poppenreuther Taufschüssel <ref>Die biblische Grundlage für diese Szene findet sich im Evangelium [https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas1, Lukas 1, 26 - 38]</ref>.
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Zu den häufigsten Darstellungen jener Beckenschlägerschüsseln gehört das Motiv von Adam und Eva. Seltener findet sich eine Abbildung der sogenannten „Traubenträger“ (also Josua und Kaleb), bzw. von der Verkündigung Mariens - wie im Fall der Poppenreuther Taufschüssel.<ref>Die biblische Grundlage für diese Szene findet sich im Evangelium [https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas1, Lukas 1, 26 - 38]</ref>
    
Die Model, auf der das Bildmotiv getrieben wurde, gab die Größe der Schale vor. Diese konnte nur variieren, wenn das runde Zentralmotiv um einen Ring vergrößert wurde. Dieser Ring ist bei der Poppenreuther Taufschale ein gotisch erscheinendes Schriftband in Majuskelform <ref> Schreibweise, in der alles in Großbuchstaben verfasst wird - im Gegensatz zu „Minuskel“</ref> - eine rein ornamentale Kalligraphie ohne jegliche Aussage. Darum umläufig findet man noch Zierpunzen, die von der Schauseite her eingeschlagen worden sind. <br />
 
Die Model, auf der das Bildmotiv getrieben wurde, gab die Größe der Schale vor. Diese konnte nur variieren, wenn das runde Zentralmotiv um einen Ring vergrößert wurde. Dieser Ring ist bei der Poppenreuther Taufschale ein gotisch erscheinendes Schriftband in Majuskelform <ref> Schreibweise, in der alles in Großbuchstaben verfasst wird - im Gegensatz zu „Minuskel“</ref> - eine rein ornamentale Kalligraphie ohne jegliche Aussage. Darum umläufig findet man noch Zierpunzen, die von der Schauseite her eingeschlagen worden sind. <br />
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