Brillenmacher: Unterschied zwischen den Versionen

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==Geschichte==
==Geschichte==
In Fürth sind Brillenmacher seit spätestens [[1726]] bekannt. Sie waren bald eine große Konkurrenz für die bisherigen Standorte Nürnberg und Regensburg, da sie Brillen minderer Qualität zu günstigeren Preisen anboten. Reisende Händler brachten Brillen Fürther Hersteller bis nach Schweden, Finnland, England und Italien <ref>Adolf Schwammberger, "Fürth von A bis Z", 1968, S. 69</ref> Als erste Fürther Brillenmacher gelten '''[[Johann May]]''' (*1703), Lionischer Drahtziehereibesitzer in Fürth, und '''Johann Valentin Schröder''' (1714-1768), ursprünglich Drechslermeister, der aus Pyrbaum (Birnbaum) nach Fürth kam.
In Fürth sind Brillenmacher seit spätestens [[1726]] bekannt. Sie waren bald eine große Konkurrenz für die bisherigen Standorte Nürnberg und Regensburg, da sie Brillen minderer Qualität zu günstigeren Preisen anboten. Reisende Händler brachten Brillen Fürther Hersteller bis nach Schweden, Finnland, England und Italien.<ref name="Schwammberger">Adolf Schwammberger, "Fürth von A bis Z", 1968, S. 69</ref> Als erste Fürther Brillenmacher gelten '''[[Johann May]]''' (*1703), Lionischer Drahtziehereibesitzer in Fürth, und '''Johann Valentin Schröder''' (1714 - 1768), ursprünglich Drechslermeister, der aus Pyrbaum (Birnbaum) nach Fürth kam.


(In einer anderen Quelle ist zu lesen, dass die ersten Brillenmacher die "Gebrüder Grünert" waren und ihr Nachfolger "Leohnhard May" hieß<ref>Christian Schmitz: ''Mittheilungen für Thonwaaren- und Glasfabrikation in besonderer Beziehung auf das Königreich Bayern '', 1835, S. 43 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10378294-2 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>)
(In einer anderen Quelle ist zu lesen, dass die ersten Brillenmacher die "Gebrüder Grünert" waren und ihr Nachfolger "Leohnhard May" hieß.<ref>Christian Schmitz: ''Mittheilungen für Thonwaaren- und Glasfabrikation in besonderer Beziehung auf das Königreich Bayern '', 1835, S. 43 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10378294-2 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>)


Johann Valentin Schröder heiratete in 2. Ehe Katharina Sattmann, deren Vater das Gasthaus [[Weiße Lilie]] besaß.
Johann Valentin Schröder heiratete in 2. Ehe Katharina Sattmann, deren Vater das Gasthaus [[Weiße Lilie]] besaß.
Ihr Sohn '''Julius Lorenz Schröder''' (1757-1800) gründete mit dem Manne seiner älteren Halbschwester, '''Johann Hieronymus Schneider''', die Firma '''„Johann Hieronymus Schneider und Julius Lorenz Schröder, Brillenfabrikanten“.''' Und er heiratete Anna May, die Tochter von Johann May. Die zweite Tochter von Johann May heiratete zuerst den Brillenmacher '''Conrad Weigel''' (auch: Weichel<ref>''Fortsetzung des Versuchs einer Kunst- und Handwerksgeschichte von Fürth.'' In: Journal von und für Franken, 1792, Band 4, S. 724 -[http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufkl/journalfranken/journalfranken.htm online-Digitalisat der Universität Bielefeld]</ref>), und nach dem Tod von dessen erster Frau Johann Hieronymus Schneider.
Ihr Sohn '''Julius Lorenz Schröder''' (1757 - 1800) gründete mit dem Manne seiner älteren Halbschwester, '''Johann Hieronymus Schneider''', die Firma '''„Johann Hieronymus Schneider und Julius Lorenz Schröder, Brillenfabrikanten“.''' Und er heiratete Anna May, die Tochter von Johann May. Die zweite Tochter von Johann May heiratete zuerst den Brillenmacher '''Conrad Weigel''' (auch: Weichel<ref>''Fortsetzung des Versuchs einer Kunst- und Handwerksgeschichte von Fürth.'' In: Journal von und für Franken, 1792, Band 4, S. 724 - [http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufkl/journalfranken/journalfranken.htm online-Digitalisat der Universität Bielefeld]</ref>), und nach dem Tod von dessen erster Frau Johann Hieronymus Schneider.


Die Söhne und Enkel von Julius Lorenz Schröder und Anna May führten die Firma weiter. Sie erlosch um 1900. Zu dieser Zeit waren bereits französische Stahlbrillen eine große Konkurrenz. Der Fürther Brillenfabrikant [[Abraham Schweizer]] ging daher 1852 nach Frankreich, um von dort die neuen Kenntnisse nach Fürth zu bringen.
Die Söhne und Enkel von Julius Lorenz Schröder und Anna May führten die Firma weiter; sie erlosch um 1900. Zu dieser Zeit waren bereits französische Stahlbrillen eine große Konkurrenz. Der Fürther Brillenfabrikant [[Abraham Schweizer]] ging daher 1852 nach Frankreich, um von dort die neuen Kenntnisse nach Fürth zu bringen, was jedoch von ''Jegel'' als "nicht ganz glaubhaft"<ref>August Jegel: Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806; Verlag Lorenz Spindler Nürnberg, 1951, S. 189</ref> bewertet wird.
In den Jahren 1874 und folgende wurden in Fürth in Kleinindustrie ca. 250.000 Dutzend Brillen fabriziert.<ref>Adolf Schwammberger, "Fürth von A bis Z", 1968, S. 69</ref>
In den Jahren 1874 und folgende wurden in Fürth in Kleinindustrie ca. 250.000 Dutzend Brillen fabriziert.<ref name="Schwammberger"/>


Nach den Brillenfabrikanten Schröder ist der [[Schrödershof]] am Kirchenplatz benannt. Wahrscheinlich waren dort auch die Produktionswerkstätten.
Nach den Brillenfabrikanten Schröder ist der [[Schrödershof]] am Kirchenplatz benannt. Wahrscheinlich waren dort auch die Produktionswerkstätten.
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==Arbeitsbedingungen==
==Arbeitsbedingungen==
Die Brillenglasfertigung zählte im 18. Jahrhundert mit zu den gesundheitsgefährdensten Berufen, wegen des Glasstaubes, der sich dauernd in der Luft befand und in den Lungen Schädigungen hervorrief.
Die Brillenglasfertigung zählte im 18. Jahrhundert mit zu den gesundheitsgefährdensten Berufen, wegen des Glasstaubes, der sich dauernd in der Luft befand und in den Lungen Schädigungen hervorrief.
Diese Arbeit wurde deshalb auch oft nur von verurteilten Häftlingen in Zucht- oder Arbeitshäusern durchgeführt. Eine Verurteilung zu dreijährigem Glasreiben wurde "der Todesstrafe gleichgeachtet".<ref>''"Handbuch für Kaufleute: für die Jahre 1785 und 1786"'', Band 1, 1786, S. 128. - [https://books.google.de/books?id=WWBeAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=F%C3%BCrth&f=false online-Digitalisat]</ref>
Diese Arbeit wurde deshalb auch oft nur von verurteilten Häftlingen in Zucht- oder Arbeitshäusern durchgeführt. Eine Verurteilung zu dreijährigem Glasreiben wurde "der Todesstrafe gleichgeachtet".<ref>''"Handbuch für Kaufleute: für die Jahre 1785 und 1786"'', Band 1, 1786, S. 128 - [https://books.google.de/books?id=WWBeAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=F%C3%BCrth&f=false online-Digitalisat]</ref>


==Chronik==
==Chronik==
* [[Johann May]] (*1703)
* [[Johann May]] (*1703)
* Johann Valentin Schröder (1714-1768)
* Johann Valentin Schröder (1714 - 1768)
* Julius Lorenz Schröder (1757-1800)
* Julius Lorenz Schröder (1757 - 1800)
* Johann Hieronymus Schneider
* Johann Hieronymus Schneider
* Conrad Weigel (auch: Weichel)
* Conrad Weigel (auch: Weichel)
* Johann Nicolaus Weiz  
* Johann Nicolaus Weiz  
* Jonas Schwarz.
* Jonas Schwarz
* 1786 gab es neun Brillenmacher in Fürth
* 1786 gab es neun Brillenmacher in Fürth
* 1819: Friedrich Schröder (Im Pfarrhöflein Haus Nr. 94/96) und Johann Georg Schröder (Sternbäckergasse 406)
* 1819: Friedrich Schröder (Im Pfarrhöflein Haus Nr. 94/96) und Johann Georg Schröder (Sternbäckergasse 406)
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