Tabak-Anbau: Unterschied zwischen den Versionen

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:''Der einzige Artikel, an welchem Ueberfluß ist, ist der Toback, der sehr häufig gebauet wird.''<ref>Johann Kaspar Bundschuh:
:''Der einzige Artikel, an welchem Ueberfluß ist, ist der Toback, der sehr häufig gebauet wird.''<ref>Johann Kaspar Bundschuh:
''"Geographisch Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, ..."'', Ulm, Stettin, 1799-1804, 2. Band, S. 234. - [http://franconica.uni-wuerzburg.de/ub/topographia-franconiae/pages/bundschuh2/130.html online-Digitalisat der Universität Würzburg]</ref>
''"Geographisch Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, ..."'', Ulm, Stettin, 1799-1804, 2. Band, S. 234. - [http://franconica.uni-wuerzburg.de/ub/topographia-franconiae/pages/bundschuh2/130.html online-Digitalisat der Universität Würzburg]</ref>
Zur Tabakfabrik in Stadeln berichtet die Lohbauersche Land-Chronik:
:''Der älteste Beisitzer dieser Fabrik hieß [[Carl Friedrich Kästner|Karl Kästner]]. Dieser und dessen Bruder Friedrich waren sehr reiche Personen, welche manches Gute und Schöne stifteten, z. B. die Glocken und die Uhr auf dem [[Fischerberg 1|Schulhaus]], ferner vermachten sie der hiesigen Schulkasse 200 fl. mit der Bestimmung, daß von den Zinsen des Kapitals Kleider für arme Konfirmanden angeschafft werden sollen, sie ließen das Dorf pflastern, schafften Feuerrequisiten an und errichteten eine sogenannte Fabrikschule, in welcher täglich von 11 - 12 Uhr Unterricht ertheilt wurde.''
:''Das Sprichwort: "Nicht Alles ist Gold, was glänzt" bewährte sich auch hier, denn mit dem Aufblühen der Fabrik fanden hier viele Arbeiter aus aller Herren Länder ein Heim, die später der hiesigen Armenkasse zur Last wurden. Im Jahr [[1808]] befanden sich hier nicht weniger als 39 Tabakspinner und Roller.''
:''Da die Gebrüder Kästner als sehr reich galten, und man bei ihnen einen großen Schatz zu haben vermeinte, thaten sich im Jahre [[1802]] mehrere Räuber zusammen plünderten die Fabrik. Glücklicherweise war nicht viel Geld zu finden, die Geldkasse, ein großer und schwerer, walzenförmiger Kasten, konnte wegen ihrer Schwere nicht fortgetragen werden und so mussten sich die Räuber mit einigen hundert Gulden begnügen. Zu Ihrer Sicherheit hatten sie die Hausthüren der benachbarten Häuser bewaffneten Männern besetzt, die Jeden mit Erschießen drohten, der sich unterstehen sollte, Lärm zu machen. Keiner von dieser Bande wurde ermittelt, sie entkamen alle im Schutze der Dunkelheit.''
:''Friedrich Kästner starb im Jahre [[1824]], Karl Kästner im Jahre [[1827]]. Die Erben ihres Vermögens wurden [[1829]] ein gewisser Vierzigmann von Erlangen, Gebhard von Fürth und Memmmert von Bruck. Vierzigmann kam in Schulden, dass 80.000 fl. im Hypothekenbuch eingetragen waren, er aber nur die Fabrik um 20.000 fl. übernahm. Dessen Kredit war so gesunken, dass sein Kutscher Wolfgang Zehn, der auf der kgl. Bank in Nürnberg im Revolutionsjahre [[1848]] 3700 fl. erheben sollte, mit leerer Tasche zu Hause anlangte. Die Fabrik wurde im Jahre [[1851]] zwangsweise verkauft und zwar an den Leihhausverwalter Zeilmann in Erlangen und an den Handlungsreisenden Jocke um den Kaufschilling von 5000 fl. Vierzigmann alterirte sich über den Verlust seines Vermögens so, dass er kurze Zeit nach dem Verlassen seines Besitzthums bei seinem Bruder in Erlangen sich vom Hausgiebel herabstürzte und todt blieb.''
:''Die beiden Käufer veräußerten die Fabrik schon nach zweijährigem Besitz im Jahre [[1853]] wieder an einen gewissen Ferdinand Lämmert. Derselbe, ein früherer Gendarmerie-Brigadier, war ein abenteuerlicher Mensch, der Gesellschaft liebte und verstand, Gleichgesinnte um sich zu locken; daher der hiesige Ort während seines Hierseins und besonders das Gasthaus ''[[Stadelner Hauptstraße|zum goldenen Engel]]'' unter dem Besitzer desselben Namens Fuchs und seinem schönen Käthchen, welche eine große Anziehungskraft ausübte, von hiesigen und auswärtigen Herren sehr stark besucht wurde. Leider machte Lämmert [[1865]] betrügerischen Bankerott, brachte viele Geringbemittelte um ihr sauer erworbenes Vermögen und floh in die Schweiz, woselbst er sich durch Zigarrenhandel ernährte und im Jahre [[1880]] starb.''
:''Hierauf übernahm die Fabrik Herr Ferdinand Wagner, ein Apothekersohn aus Schwabach, um den Preis von 2800 fl. Derselbe betrieb das Geschäft bis in das Jahr [[1870]], wo am [[23. Juni]] früh nach 10 Uhr der Schreckensruf "Feuer" erscholl, und im Nu die ganze Fabrik in Flammen stand. Gerettet konnte sehr wenig werden, obgleich helfende Hände vom Orte selbst wie von den nahen Ortschaften und Wiesengrunde, wo alles mit Heumachen beschäftigt war, im Augenblick zur Stelle waren.''
:''Dieses Fabrikgebäude war das größte Haus im Ort, das mit den Nebengebäuden von der Landstraße bis an den Garten reichte, welchen Sixtus Schrems nach den Brande dem Fabrikanten Wagner abkaufte. Da das Geschäft schon jahrelang nicht mehr gehen wollte, so war dieser Brand für Wagner kein so großes Unglück, zudem er in Folge h. kgl. Regierungsentschließung von Mittelfranken vom [[5. Oktober]] [[1870]] die Erlaubnis erhielt, in Fürth sein Entschädigungsgeld zu verbauen. Auch von der Mobiliarversicherung wurde er sehr reichlich bedacht, denn er erhielt von ihr 9200 Gulden; für das abgebrannte Haus bezahlte die kgl. Brandversicherung die respektable Summe von 10.282 fl. als Entschädigung. Dazu kommt dann erst noch der ansehnliche Betrag für Grund und Boden vom Haus und Garten.''
:''Überblicken wir das Schicksal sämtlicher Tabakfabrikanten, so war das Loos derselben mit Ausnahme des Kästner kein beneidenswertes.''<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Fürth 1892, S. 356-357</ref>


== Niedergang ==
== Niedergang ==