Sahlmannvilla: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Gebäude
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|Bild=Sahlmannvilla ca 1928.jpg
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|Gebäude=Sahlmannvilla
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|Hausnummer=4
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|Baujahr=1867
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|Baustil=Spätklassizistisch
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|Bauherr=Familie Sahlmann
|Bauherr=Zacharias Adelsdorfer
|Maurermeister=Leonhard Gran
|GebaeudeBesteht=Nein
|DenkmalstatusBesteht=Nein
|Abbruchjahr=1983
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Die [[1867]] errichtete '''Sahlmannvilla''' war ein ortsbildprägender Villenbau der gleichnamigen, großbürgerlichen Familie [[Sahlmann]] am [[Bahnhofplatz]] 4. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt.
Die '''Sahlmannvilla''' am [[Bahnhofplatz]] 4 wurde [[1867]] ursprünglich für den Kaufmann [[Zacharias Adelsdorfer]] errichtet. Der ortsbildprägende Villenbau wurde später unter dem Namen des großbürgerlichen Hopfenhändlers [[Anton Sahlmann]] bekannt, der sie 1881 erwarb. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die [[Sahlmann|Sahlmanns]] waren eine über Nürnberg und Fürth verteilt lebende Bürgerfamilie, die vor allem als Hopfenhändler zu Wohlstand gekommen war. Aus der Familie gingen mehrere Persönlichkeiten wie [[Anton Sahlmann|Anton]], [[Bernhard Sahlmann|Bernhard]] und [[Karl Sahlmann|Karl]] hervor, die als Mitglieder des [[Magistrat|Magistrats]], Stifter und Aufsichtsräte großer Fürther Unternehmen bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren. Die besondere Bedeutung der Familie und ihres Stammsitzes zeigt sich in der Tatsache, dass [[Anton Sahlmann]] hier am [[25. Mai|25.]]/[[26. Mai]] [[1906]] sogar Gastgeber Prinz Ludwigs bei dessen Besuch in Fürth war.
Die Villa am Eck der damaligen Lerchenstraße (heute [[Gebhardtstraße]]) und Peterstraße (heute: [[Gustav-Schickedanz-Straße]]) wurde im Auftrag von Zacharias Adelsdorfer 1867 errichtet. Das Exportgeschäft »Z. Adelsdorfer jun.« geriet 1871 in finanzielle Schwierigkeiten und Adelsdorfer tauchte unter. Am 9. Januar 1872 wurde auf Betreiben seiner Frau Rosa Adelsdorfer (geborene Dormitzer) die Zwangsvollstreckung verfügt.<ref name="BayrHandelsZeitung">Bayerische Handelszeitung: Wochenschrift für die Interessen des Handels, des Verkehrs und der Industrie; amtliches Blatt der bayerischen Handelskammertage / 2. 1872</ref> ''»Das Activvermögen besteht [zu diesem Zeitpunkt] aus dem neu gebauten Wohnhaus Nr. 6 in der Lerchenstraße dahier und dem darin befindlichen Mobiliar; diese Vermögensbestandtheile auf 114,983 fl. veranschlagt (...)«''.<ref name="BayHandelsZ">Bayerische Handelszeitung, S. 544, 1872</ref>
 
Die Villa wurde am 19. August 1872 meistbietend von [[Wilhelm Evora]] ersteigert, der sie am [[15. März]] [[1873]] an den Kaufmann Emmanuel Baerlein verkaufte. Am 20. April 1881 schließlich erwarb der Hopfenhändler Anton Sahlmann das Anwesen.<ref name="Bauregistratur">»Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend den Bau am Ecke der Lerchen u. Petersstraße No 6, Adelsdorfer Zacharias Kaufmann 1867«, Bd. I, Bauregistratur der Stadt Fürth</ref> Die [[Sahlmann|Sahlmanns]] waren eine über Nürnberg und Fürth verteilt lebende Bürgerfamilie, die vor allem als Hopfenhändler zu Wohlstand gekommen war. Aus der Familie gingen mehrere Persönlichkeiten wie [[Anton Sahlmann|Anton]], [[Bernhard Sahlmann|Bernhard]] und [[Karl Sahlmann|Karl]] hervor, die als Mitglieder des [[Magistrat|Magistrats]], Stifter und Aufsichtsräte großer Fürther Unternehmen bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren. Die besondere Bedeutung der Familie und ihres Stammsitzes zeigt sich in der Tatsache, dass [[Anton Sahlmann]] hier am [[25. Mai|25.]]/[[26. Mai]] [[1906]] sogar Gastgeber Prinz Ludwigs bei dessen Besuch in Fürth war.


[[Bild:Dresdner Bank Bahnhofsplatz.jpg|thumb|right|Der Nachfolgebau der Dresdner Bank, heute Commerzbank, auf dem Bild jedoch noch das alte Dresdner-Bank-Gebäude]]
[[Bild:Dresdner Bank Bahnhofplatz.jpg|mini|right|Der Nachfolgebau der Dresdner Bank, heute Commerzbank, auf dem Bild jedoch noch das alte Dresdner-Bank-Gebäude]]
Während des Nationalsozialismus wurde das Gebäude zur Reichspogromnacht konfisziert. Die NSDAP nutzte den Bau, um [[Fiorda|jüdische Mitbürger]] festzusetzen und anschließend über den benachbarten Bahnhof per zu deportieren, u.a. in das Konzentrationslager Izbica in Polen. Gegen Ende des 2. Weltkrieges diente die Villa als Gefechtsstand der Deutschen Wehrmacht.
Während des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] wurde das Gebäude zur [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] konfisziert. Die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] nutzte den Bau, um [[Fiorda|jüdische Mitbürger]] festzusetzen und anschließend über den benachbarten Bahnhof per Zug zu deportieren, u. a. in das [[wikipedia:Ghetto Izbica|Konzentrationslager Izbica]] in Polen. Gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] diente die Villa als Gefechtsstand der deutschen Wehrmacht.


In den 1950er Jahren befand sich in dem Gebäude die Schulzahnklinik und Säuglingsfürsorgestelle der Stadt Fürth.<ref>''Tauer's Straßen-Verzeichnis von Nürnberg und Fürth'', Verlag die Egge - Rudolf Tauer, Nürnberg 1954, S. 172</ref>
In der Nachkriegszeit kam die Villa in das Eigentum der Gebrüder Stojan OHG. In den 1950er Jahren befand sich in dem Gebäude die Schulzahnklinik und Säuglingsfürsorgestelle der Stadt Fürth.<ref>''Tauer's Straßen-Verzeichnis von Nürnberg und Fürth'', Verlag die Egge - Rudolf Tauer, Nürnberg 1954, S. 172</ref> Entlang der Zaunanlage wurden schon Ende der 1940er Jahre mehrere provisorische Kiosk- und Ausstellungs-Bauten errichtet, 1955 dann ein großer Ausstellungsraum für [[Möbel Böhm]] und das [[Modehaus Fiedler]] entlang der Ecke zur [[Gustav-Schickedanz-Straße]]. Im Villenbau befand sich zuletzt unter anderem ein Billard-Lokal.


== Abriss 1983 ==
== Abriss 1983 ==
Das Gebäude wurde vermutlich in den 1970er Jahren von der [[Dresdner Bank]] (heute: [[Commerzbank]]) gekauft und als solches genutzt. Allerdings wurden im Rahmen der Umgestaltung des [[Bahnhofsplatz]]es zum [[Platz der Zukunft]] (Bebauungsplan 302) auch der Abriss der Sahlmannvilla erwogen. Neben dem Abriss der Villa sah der Bebauungsplan 302 auch den Abriss weiterer Gebäude an der Nordseite des [[Bahnhofplatz]]es vor, sowie den Abbruch der ehem. [[Hauptpost]]. Nur aus wenigen Bereichen der Stadtgesellschaft kamen Bedenken über diesen Bebauungsplan. So wendete sich u.a. der damals noch relativ junge [[Altstadtverein St. Michael]] gegen die Abrisspläne, allerdings vergeblich. Die Sahlmannvilla wurde [[1983]] unter Protest ,zu Gunsten eines historisierenden Neubaus, abgerissen. Lediglich ein Balkon wurde erhalten und an der südlichen Gebäudeecke über den Eingang angebracht - als Erinnerung an den Vorgängerbau.
Das Gebäude wurde vermutlich in den 1970er Jahren von der [[Dresdner Bank]] (heute: [[Commerzbank]]) gekauft und als solches genutzt. Allerdings wurden im Rahmen der Umgestaltung des [[Bahnhofplatz]]es zum [[Platz der Zukunft]] (Bebauungsplan 302) auch der Abriss der Sahlmannvilla erwogen. Neben dem Abriss der Villa sah der Bebauungsplan 302 auch den Abriss weiterer Gebäude an der Nordseite des [[Bahnhofplatz]]es vor, sowie den Abbruch der ehem. [[Hauptpost]]. Nur aus wenigen Bereichen der Stadtgesellschaft kamen Bedenken gegenüber diesem Bebauungsplan. So positionierten sich u.a. der damals noch relativ junge [[Altstadtverein St. Michael]] und der Bezirksheimatpfleger entschieden gegen die Abrisspläne, allerdings vergeblich. Auch nach eigenem Bekunden hat der damalige Stadtbaurat Wolfgang Schneider dem Eigentümer einen Bauwettbewerb unter Erhalt der Sahlmannvilla vorgeschlagen. Allerdings hatte die Zentrale der Dresdner Bank ohne Rücksprache mit der Bauverwaltung in Fürth bereits dem Bayerischen Landesamt in München eine Abrissgenehmigung abgerungen.<ref>Zeitzeugengespräch mit Wolfgang Schneider, Baureferent a.D., 2021</ref> Das Landesamt für Denkmalpflege kommunizierte rasch die offene Bereitschaft, den Abbruch hinzunehmen. Die Sahlmannvilla wurde [[1983]] unter Protest zu Gunsten eines historisierenden Neubaus, abgerissen. Lediglich ein Balkon, eine sog. Spolie, wurde erhalten und an der südlichen Gebäudeecke über dem Eingang angebracht - als Erinnerung an den Vorgängerbau.


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
Der Abriss der Sahlmannvilla sorgte innerhalb des Altstadtvereins zu massiven Zerwürfnissen. Insbesondere das Gründungsmitglied des Altvereins, [[Ernst-Ludwig Vogel]], sprach sich vehemente für den Erhalt der Villa bzw. gegen die Entscheidung der Stadt Fürth zum Abriss aus. Hierzu gab er, als zweiter Vorsitzender und Pressesprecher des Altstadtvereins, am [[28. Februar]] [[1983]] eine mehrseitige Stellungnahme heraus, in der er die Stadt Fürth dafür massiv rügte und den Stadträten und dem [[Oberbürgermeister]] Scherzer jegliche Qulifikation absprach.<ref>Altstadtbläddla 4/83: Quo vadis Altstadtverein. Fürth, S. 19 ff.</ref> Allerdings, so der spätere Vorwurf des Altstadtvereins, hatte Vogel diese Stellungnahme nicht mit dem Vorstand - insbesondere dem ersten Vorsitzenden - abgesprochen. So kam es im Frühjahr [[1983]] zu einer Aussprache im Rahmen der Jahreshauptversammlung des [[Altstadtverein]]s, in deren Folge Vogel von seinen Ämtern zurücktrat und auch nicht mehr für den Vorstand kandidierte. Der Vorstand stellte sich zwar inhaltlich weitestgehend hinter den Forderungen Vogels hinsichltich des Erhalts der Villa, allerdings gingen ihnen einige Formulierungen deutlich zu weit. Mit Vogels Rücktritt schied [[1983]], nach nur knapp zehn Jahren des Vereinsbestehens, das letzte Gründungsmitglied aus dem Vorstand aus.  
Der Abriss der Sahlmannvilla sorgte innerhalb des [[Altstadtverein]]s zu massiven Zerwürfnissen. Insbesondere das Gründungsmitglied des [[Altstadtverein]]s, [[Ernst-Ludwig Vogel]], sprach sich vehement für den Erhalt der Villa bzw. gegen die Entscheidung der Stadt Fürth zum Abriss aus. Hierzu gab er, als zweiter Vorsitzender und Pressesprecher des [[Altstadtverein]]s, am [[28. Februar]] [[1983]] eine mehrseitige Stellungnahme heraus, in der er die Stadt Fürth dafür massiv rügte und den [[Stadtrat 1978 - 1984|Stadträt]]en und dem [[Oberbürgermeister]] [[Kurt Scherzer|Scherzer]] jegliche Qualifikation absprach.<ref>Altstadtbläddla 4/83: Quo vadis Altstadtverein. Fürth, S. 19 ff.</ref> Allerdings, so der spätere Vorwurf des Altstadtvereins, hatte Vogel diese Stellungnahme nicht mit dem Vorstand - insbesondere dem ersten Vorsitzenden - abgesprochen. So kam es im Frühjahr [[1983]] zu einer Aussprache im Rahmen der Jahreshauptversammlung des [[Altstadtverein]]s, in deren Folge Vogel von seinen Ämtern zurücktrat und auch nicht mehr für den Vorstand kandidierte. Der Vorstand stellte sich zwar inhaltlich weitestgehend hinter den Forderungen Vogels hinsichtlich des Erhalts der Villa, allerdings gingen ihnen einige Formulierungen deutlich zu weit. Mit Vogels Rücktritt schied [[1983]], nach nur knapp zehn Jahren des Vereinsbestehens, das letzte Gründungsmitglied aus dem Vorstand aus.
 
== Frühere Adressen ==
* Lerchenstraße 6 (bis 1875)
* Gebhardtstraße 6 (1875 - 1890)


== Literatur ==
== Literatur ==
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Sahlmann]]
* [[Platz der Zukunft]]
* [[Platz der Zukunft]]
* [[Bahnhofplatz]]
* [[Bahnhofplatz]]
* [[Hauptpost]]
* [[Hauptpost]]
* [[Altstadtverein St. Michael]]
* [[Altstadtverein St. Michael]]
* [[Reichspogromnacht in Fürth]]
* [[Fiorda]]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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