Giorgio Mulini: Unterschied zwischen den Versionen

K
keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 48: Zeile 48:
__TOC__
__TOC__
<br clear="all" />
<br clear="all" />
==Familie / Stammbaum==
==Familie/Stammbaum==
[[Datei:Familie Mulini 1.jpg|thumb|right|Familie Mulini im Jahr 1923]]
[[Datei:Familie Mulini 1.jpg|thumb|right|Familie Mulini im Jahr 1923]]
Mulini war verheiratet mit Babette Mulini (geb. [[15. August]] [[1881]], gest. [[16. Februar]] [[1968]] in Fürth), geb. Stadtmüller, verw. Heinrich.
Mulini war verheiratet mit Babette Mulini (geb. [[15. August]] [[1881]], gest. [[16. Februar]] [[1968]] in Fürth), geb. Stadtmüller, verw. Heinrich.
Zeile 67: Zeile 67:
==Herkunft==
==Herkunft==
[[Datei:Giorgio Mulini Elternhaus.JPG|thumb|right|Mulinis Elternhaus in Bagni di Lucca, Zustand 2018]]
[[Datei:Giorgio Mulini Elternhaus.JPG|thumb|right|Mulinis Elternhaus in Bagni di Lucca, Zustand 2018]]
Giorgio Mulini und seine Familie stammen aus dem beschaulichen Ort [[wikipedia:Bagni di Lucca|Bagni di Lucca]] in der Toskana, knapp 50 km nordöstlich von Pisa und 28km entfernt von Lucca. Bagni di Lucca war zur damaligen Zeit der berühmteste Kurort Europas. Bereits den Römern waren die heißen Thermalquellen bekannt. Napoleons Lieblingsschwester Pauline Bonaparte  war Stammgast in den Kurbädern und eine weitere Schwester Napoleons war Großherzogin der Toskana und hatte dort ihre Sommerresidenz. Giorgios Vater Leopoldo (Mutter war Marianna, geb. Lucchesi) war ein angesehener Kutscher in Bagni di Lucca und es ist nicht auszuschließen, dass Giorgios Vorfahren dereinst auch die Schwestern Napoleons „kutschierten“. Daneben besuchten auch der russische Hochadel und die englische Aristokratie die berühmten Heilquellen.
Giorgio Mulini und seine Familie stammen aus dem beschaulichen Ort [[wikipedia:Bagni di Lucca|Bagni di Lucca]] in der Toskana, knapp 50 km nordöstlich von Pisa und 28 km entfernt von Lucca. Bagni di Lucca war zur damaligen Zeit der berühmteste Kurort Europas. Bereits den Römern waren die heißen Thermalquellen bekannt. Napoleons Lieblingsschwester Pauline Bonaparte  war Stammgast in den Kurbädern und eine weitere Schwester Napoleons war Großherzogin der Toskana und hatte dort ihre Sommerresidenz. Giorgios Vater Leopoldo (Mutter war Marianna, geb. Lucchesi) war ein angesehener Kutscher in Bagni di Lucca und es ist nicht auszuschließen, dass Giorgios Vorfahren dereinst auch die Schwestern Napoleons „kutschierten“. Daneben besuchten auch der russische Hochadel und die englische Aristokratie die berühmten Heilquellen.


Heinrich Heine schrieb in seiner Reisebeschreibung „Die Bäder von Lucca“:   
Heinrich Heine schrieb in seiner Reisebeschreibung „Die Bäder von Lucca“:   
:''Ich habe nie ein reizenderes Tal gesehen, besonders wenn man von der Terrasse des oberen Bades, wo die ernst grünen Zypressen stehen, ins Dorf hinab schaut. Man sieht dort die Brücke, die über einen Flüsschen führt, welches Lima heißt, und das Dorf in zwei Teile durchschneidend, an beiden Enden in mäßigen Wasserfällen, über Felsenstücke dahin stürzt und ein Geräusch hervorbringt, als wolle es die angenehmsten Dinge sagen und könne vor dem allseitig plaudernden Echo nicht zu Worte kommen.''
:''Ich habe nie ein reizenderes Tal gesehen, besonders wenn man von der Terrasse des oberen Bades, wo die ernst grünen Zypressen stehen, ins Dorf hinab schaut. Man sieht dort die Brücke, die über einen Flüsschen führt, welches Lima heißt, und das Dorf in zwei Teile durchschneidend, an beiden Enden in mäßigen Wasserfällen, über Felsenstücke dahin stürzt und ein Geräusch hervorbringt, als wolle es die angenehmsten Dinge sagen und könne vor dem allseitig plaudernden Echo nicht zu Worte kommen.''


Im Winter des Jahres [[1837]]/38 erlebte Bagni die Lucca eine Weltpremiere. Einer erlauchten Klientel wurde das moderne Roulette vorgestellt, das von dort aus seinen Siegeszug um die Welt antrat. Eine Tradition in Giorgios Heimatstadt Bagni di Lucca war u.a. auch die Fertigung von Gipsfiguren, die Giorgio in seiner Werkstatt im Hinterhof seiner Häuser in der Wasserstraße herstellte. Meistens machte er Jesusfiguren am Kreuz, die er dann auch zu Kriegszeiten an die Bauern in der Fränkischen Schweiz verkaufte. Im Gegenzug bekam er von den Bauern Essen für seine Familie. Der An- und Rücktransport erfolgte zu Fuß mit Leiterwagen nach und aus der Fränkischen Schweiz. Die Gewerbeanmeldung für Gipsfiguren datiert vom [[4. Mai]] [[1915]].
Im Winter des Jahres [[1837]]/38 erlebte Bagni die Lucca eine Weltpremiere. Einer erlauchten Klientel wurde das moderne Roulette vorgestellt, das von dort aus seinen Siegeszug um die Welt antrat. Eine Tradition in Giorgios Heimatstadt Bagni di Lucca war u. a. auch die Fertigung von Gipsfiguren, die Giorgio in seiner Werkstatt im Hinterhof seiner Häuser in der Wasserstraße herstellte. Meistens machte er Jesusfiguren am Kreuz, die er dann auch zu Kriegszeiten an die Bauern in der Fränkischen Schweiz verkaufte. Im Gegenzug bekam er von den Bauern Essen für seine Familie. Der An- und Rücktransport erfolgte zu Fuß mit Leiterwagen nach und aus der Fränkischen Schweiz. Die Gewerbeanmeldung für Gipsfiguren datiert vom [[4. Mai]] [[1915]].


Anfangs des 20. Jahrhunderts verließ der mondäne Tourismus das Dorf Bagni di Lucca und suchte sein Vergnügen am Strand und auch Mulini zog es mit zwei Freunden in die weite Welt. Er ließ zwei Schwestern und das elterliche Anwesen in der Toskana zurück.  
Anfang des 20. Jahrhunderts verließ der mondäne Tourismus das Dorf Bagni di Lucca und suchte sein Vergnügen am Strand und auch Mulini zog es mit zwei Freunden in die weite Welt. Er ließ zwei Schwestern und das elterliche Anwesen in der Toskana zurück.  


Wann genau Giorgio nach Deutschland bzw. Fürth kam ist nicht dokumentiert. Sein Urenkel, Harald Schiener, konnte jedoch in Erfahrung bringen, dass Giorgio am [[31. Mai]] [[1912]] aus dem Gemeinderegister gestrichen wurde. Zur Begründung wurde eingetragen „wegen Auswanderung nach Deutschland“. Sicher ist jedoch, dass er bereits 1910 in Berlin gelebt und gearbeitet hat. Seine Tochter Betty wusste zu berichten, dass er vorher wohl noch in anderen Städten wie Frankfurt und ggf. auch Ländern (Dänemark und Frankreich) gewesen sein soll, bevor er in Fürth sein Glück fand. Giorgio zog am [[6. Februar]] [[1914]] zu seiner großen Liebe Babette in die Fürther Wasserstraße, nachdem er vorher in Nürnberg gemeldet war. Babette wohnte bereits während der Ehe mit Heinrich in der Wasserstraße.  
Wann genau Giorgio nach Deutschland bzw. Fürth kam ist nicht dokumentiert. Sein Urenkel, Harald Schiener, konnte jedoch in Erfahrung bringen, dass Giorgio am [[31. Mai]] [[1912]] aus dem Gemeinderegister gestrichen wurde. Zur Begründung wurde eingetragen: „wegen Auswanderung nach Deutschland“. Sicher ist jedoch, dass er bereits 1910 in Berlin gelebt und gearbeitet hat. Seine Tochter Betty wusste zu berichten, dass er vorher wohl noch in anderen Städten wie Frankfurt und ggf. auch Ländern (Dänemark und Frankreich) gewesen sein soll, bevor er in Fürth sein Glück fand. Giorgio zog am [[6. Februar]] [[1914]] zu seiner großen Liebe Babette in die Fürther Wasserstraße, nachdem er vorher in Nürnberg gemeldet war. Babette wohnte bereits während der Ehe mit Heinrich in der Wasserstraße.  


Es wird vermutet, dass Giorgio Pietro Fortunato vor seiner Abmeldung aus Bagni di Lucca im Jahre [[1912]] bereits länger in Deutschland war.  
Es wird vermutet, dass Giorgio Pietro Fortunato vor seiner Abmeldung aus Bagni di Lucca im Jahre [[1912]] bereits länger in Deutschland war.  
Zeile 83: Zeile 83:
== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==


Einst zog er, noch weit vor dem ersten Weltkrieg mit zwei weiteren Freunden aus Bagni di Lucca weg. Die Grenzschließung zu Italien im Zuge des beginnenden 1. Weltkrieges verhinderte die Rückkehr nach Bagni di Lucca. Einer der Freunde wollte das Risiko doch eingehen und galt seither als vermisst. Der zweite Freund Giorgios ließ sich in Nürnberg nieder und gründete dort eine Familie. Der Freund, sein Name war wohl Paolo Nerici, machte sich in Nürnberg selbständig mit einem Milch- und/oder Fischgeschäft. Der Kontakt zwischen den beiden Freunden blieb zeitlebens bestehen.  
Einst zog er, noch weit vor dem ersten Weltkrieg, mit zwei weiteren Freunden aus Bagni di Lucca weg. Die Grenzschließung zu Italien im Zuge des beginnenden 1. Weltkrieges verhinderte die Rückkehr nach Bagni di Lucca. Einer der Freunde wollte das Risiko doch eingehen und galt seither als vermisst. Der zweite Freund Giorgios ließ sich in Nürnberg nieder und gründete dort eine Familie. Der Freund, sein Name war wohl Paolo Nerici, machte sich in Nürnberg selbständig mit einem Milch- und/oder Fischgeschäft. Der Kontakt zwischen den beiden Freunden blieb zeitlebens bestehen.  
[[Datei:Mulini als Soldat beim Militär.jpg|thumb|left|150px|Mulini als Soldat, um 1903]]
[[Datei:Mulini als Soldat beim Militär.jpg|thumb|left|150px|Mulini als Soldat, um 1903]]
Giorgio Pietro Fortunato Mulini hatte noch zwei Schwestern in Italien. Eine hieß Amalia, die zweite hieß Maria Iole Mulini (geb. 28. August 1897). Um die Häuser in der Wasserstraße zu kaufen, reiste er um das Jahr 1925 zurück nach Bagni di Lucca, um dort sein Erbe zu 2/3 Zug um Zug zu verkaufen. Die Familie Mulini besaß u.a auch Weinberge. 1/3 des Erbes stand den Schwestern zu. Giorgio setzte damals einen Verwalter für die Abwicklung seines italienischen Vermögens ein.
Giorgio Pietro Fortunato Mulini hatte noch zwei Schwestern in Italien. Eine hieß Amalia, die zweite hieß Maria Iole Mulini (geb. 28. August 1897). Um die Häuser in der Wasserstraße zu kaufen, reiste er um das Jahr 1925 zurück nach Bagni di Lucca, um dort sein Erbe zu 2/3 Zug um Zug zu verkaufen. Die Familie Mulini besaß u. a. auch Weinberge. 1/3 des Erbes stand den Schwestern zu. Giorgio setzte damals einen Verwalter für die Abwicklung seines italienischen Vermögens ein.
[[Datei:Wasserstraße 19 - 21 - Mulinis im 1. Stock.jpg|thumb|right|Wasserstr. 19-21 in den 1930er Jahren. Giorgio Mulini nebst Ehefrau im 1. Stock]]
[[Datei:Wasserstraße 19 - 21 - Mulinis im 1. Stock.jpg|thumb|right|Wasserstr. 19-21 in den 1930er Jahren. Giorgio Mulini nebst Ehefrau im 1. Stock]]
Mit dem Vermögen aus dem sukzessiven Verkauf seines Erbes bzw. Eigentums erwarb Mulini die Häuser Wasserstraße 19 – 21 und das vierfach Grab auf dem Fürther Friedhof. Der Marmor der Grabumrandung und des Grabsteins stammt aus der Gegend um Bagni di Lucca und wurde damals von Giorgio gekauft und nach Fürth gebracht. Noch heute gibt es diese Gesteinsart (rötlicher Marmor) kein zweites Mal auf dem Fürther Friedhof. Voraussichtlich handelt es sich um Carrara Marmor, ein Abbaugebiet unweit von Bagni die Lucca.
Mit dem Vermögen aus dem sukzessiven Verkauf seines Erbes bzw. Eigentums erwarb Mulini die Häuser Wasserstraße 19 – 21 und das Vierfach-Grab auf dem Fürther Friedhof. Der Marmor der Grabumrandung und des Grabsteins stammt aus der Gegend um Bagni di Lucca und wurde damals von Giorgio gekauft und nach Fürth gebracht. Noch heute gibt es diese Gesteinsart (rötlicher Marmor) kein zweites Mal auf dem Fürther Friedhof. Vermutlich handelt es sich um Carrara Marmor, ein Abbaugebiet unweit von Bagni die Lucca.


Es bestand bis zum Tode Giorgios ein loser Briefkontakt zwischen Giorgio und seinen Schwestern in Italien. Es ist anzunehmen, dass Giorgios Eltern damals bereits verstorben waren, da Giorgio nie darüber sprach und es auch keine Korrespondenz mit den Eltern gab.
Es bestand bis zum Tode Giorgios ein loser Briefkontakt zwischen Giorgio und seinen Schwestern in Italien. Es ist anzunehmen, dass Giorgios Eltern damals bereits verstorben waren, da Giorgio nie darüber sprach und es auch keine Korrespondenz mit den Eltern gab.


Erste Besuche des Dorfes Bagni di Lucca folgten in Form von Tagesausflügen in den 70er Jahren durch die Töchter Giorgios. Ein nachhaltiger persönlicher Kontakt kam jedoch nie zustande. Es waren immer nur Aufenthalte von wenigen Stunden in Bagni di Lucca. Erst der Urenkel Mulinis, Harald Schiener, ließ durch intensive Nachforschung, die teils über dem Heiligen Stuhl / Vatikan erfolgten, die Kontakte mit den nachfolgenden Generationen der „italienischen Mulinis“ wieder aufleben.  
Erste Besuche des Dorfes Bagni di Lucca folgten in Form von Tagesausflügen in den 70er Jahren durch die Töchter Giorgios. Ein nachhaltiger persönlicher Kontakt kam jedoch nie zustande. Es waren immer nur Aufenthalte von wenigen Stunden in Bagni di Lucca. Erst der Urenkel Mulinis, Harald Schiener, ließ durch intensive Nachforschung, die teils über dem Heiligen Stuhl/Vatikan erfolgten, die Kontakte mit den nachfolgenden Generationen der „italienischen Mulinis“ wieder aufleben.


* Der Vater von Giorgio war Leopoldo Mulini, geb. [[21. September]] [[1848]]. Dessen Frau war „Marianna“ Mulini, geborene Lucchesi.  
* Der Vater von Giorgio war Leopoldo Mulini, geb. [[21. September]] [[1848]]. Dessen Frau war „Marianna“ Mulini, geborene Lucchesi.  
Zeile 104: Zeile 104:
== Eisherstellung in Fürth ==
== Eisherstellung in Fürth ==
[[Datei:Giorgio Mulini im Hinterhaus mit Eis.jpg|thumb|right|Mulini in den 1940er Jahren im Hinterhof seines Hauses mit Speiseeis in der Hand.]]
[[Datei:Giorgio Mulini im Hinterhaus mit Eis.jpg|thumb|right|Mulini in den 1940er Jahren im Hinterhof seines Hauses mit Speiseeis in der Hand.]]
Giorgio Mulini war der erste Eishersteller in Fürth. Sein Ruf als erster und einziger Eishersteller im Hinterhof seiner eigenen Häuser in der Wasserstraße 19 – 21 war legendär. Von Fürth und Nürnberg kamen die „Eis hungrigen“ und erwarben das '''Mulini-Eis'''. Im Sommer führte sie ihr weg oft weiter in das Fürther Flussbad. Den „alten Fürthern“ war jener „Italiener aus der Wasserstrass“ bis ins hohe Alter ein Begriff. Noch 70 Jahre nach seinem Tod hört man die Leute vom „Italiener aus der Wasserstrass´“ erzählen. Jene älteren Fürther berichteten von den riesigen Portionen Eis, die man vom Italiener aus der Wasserstrass´ "für a Zehnerla" bekam. Giorgio portionierte sein Eis großzügig mit einer Spachtel wie es in Italien üblich war.     
Giorgio Mulini war der erste Eishersteller in Fürth. Sein Ruf als erster und einziger Eishersteller im Hinterhof seiner eigenen Häuser in der Wasserstraße 19 – 21 war legendär. Von Fürth und Nürnberg kamen die „Eishungrigen“ und erwarben das '''Mulini-Eis'''. Im Sommer führte sie ihr Weg oft weiter in das Fürther Flussbad. Den „alten Fürthern“ war jener „Italiener aus der Wasserstrass“ bis ins hohe Alter ein Begriff. Noch 70 Jahre nach seinem Tod hört man die Leute vom „Italiener aus der Wasserstrass´“ erzählen. Jene älteren Fürther berichteten von den riesigen Portionen Eis, die man vom Italiener aus der Wasserstrass´ "für a Zehnerla" bekam. Giorgio portionierte sein Eis großzügig mit einer Spachtel wie es in Italien üblich war.     


Giorgio war jener legendäre wie gleichsam charismatischer '''Handelsmann''' (so seine eigene Berufsbezeichnung), der als erster (wohl in ganz Franken) das italienische Eis im Hinterhof seiner Häuser in der Wasserstraße anbot. Er verkaufte nicht nur selbst, sondern hatte einige Unterhändler, Wiederverkäufer und Standorte. Das „Gewerbe für die Anfertigung und Verkauf“ von Speiseeis hatte er am [[27. Mai]] [[1918]] beantragt und betrieb es bis zum [[17.Juni]] [[1951]] (Todesdatum). Der Gewerbebetrieb „Eis“ wurde von seiner Frau Babette übernommen und noch bis zum 20. Juni 1955 mit Tochter Marianna betrieben. Dann wurde das Gewerbe abgemeldet.  
Giorgio war jener legendäre wie gleichsam charismatischer '''Handelsmann''' (so seine eigene Berufsbezeichnung), der als erster (wohl in ganz Franken) das italienische Eis im Hinterhof seiner Häuser in der Wasserstraße anbot. Er verkaufte nicht nur selbst, sondern hatte einige Unterhändler, Wiederverkäufer und Standorte. Das „Gewerbe für die Anfertigung und Verkauf“ von Speiseeis hatte er am [[27. Mai]] [[1918]] beantragt und betrieb es bis zum [[17. Juni]] [[1951]] (Todesdatum). Der Gewerbebetrieb „Eis“ wurde von seiner Frau Babette übernommen und noch bis zum 20. Juni 1955 mit Tochter Marianna betrieben. Dann wurde das Gewerbe abgemeldet.  


Als Standardsorten des Mulini-Eis galten Schokolade, Vanille und Zitrone. Insbesondere die zahllosen Gäste des [[Flussbad]]es an der [[Rednitz]] kauften sich auf dem Weg zum Bad das Eis im Waffelhörnchen, das Mulini mit einem Spatel aus einem großen Behälter heraus schabte. Einen Kugelportionierer, wie sie heute verwendet werden, gab es zu dieser Zeit noch nicht. Für ein "Zehnerla" wurde meist großzügig das Eis verteilt, und nach Aussagen der Tochter Marinna Richter, gab es auch mal das Eis umsonst, wenn seine Kunden "knapp bei Kasse" waren. Das Speiseeis Mulinis wurde nicht nur von den Fürther Kunden geschätzt, es verschaffte ihm auch eine gewisse Bekanntheit über die Stadtgrenze hinaus. So kamen auch Nürnberger zu ihm, um sein Speiseeis zu essen.
Als Standardsorten des Mulini-Eises galten Schokolade, Vanille und Zitrone. Insbesondere die zahllosen Gäste des [[Flussbad]]es an der [[Rednitz]] kauften sich auf dem Weg zum Bad das Eis im Waffelhörnchen, das Mulini mit einem Spatel aus einem großen Behälter heraus schabte. Einen Kugelportionierer, wie sie heute verwendet werden, gab es zu dieser Zeit noch nicht. Für ein "Zehnerla" wurde meist großzügig das Eis verteilt, und nach Aussagen der Tochter Marinna Richter, gab es auch mal das Eis umsonst, wenn seine Kunden "knapp bei Kasse" waren. Das Speiseeis Mulinis wurde nicht nur von den Fürther Kunden geschätzt, es verschaffte ihm auch eine gewisse Bekanntheit über die Stadtgrenze hinaus. So kamen auch Nürnberger zu ihm, um sein Speiseeis zu essen.


Die Eisherstellung erfolgte in einer sich drehenden Schüssel, die mit Roheis gekühlt wurde. Neben dem Verkauf im Hinterhof der [[Wasserstraße]], wurde das Eis auch in der [[Erlanger Straße]] bei einem Händler vertrieben, den Mulini mit einem Leiterwagen belieferte. Um im Winter auch Einnahmen zu erzielen, besann sich Mulini offensichtlich seiner italienischen Wurzeln und fertigte in einer weiteren Hütte im Hinterhof Heiligenfiguren und Kruzifixe aus Gips an. Mit einem großen Rucksack und Leiterwagen "bewaffnet" lief Mulini anschließend in die Fränkische Schweiz, wo er die angefertigten Sachen vor Ort an die Bauern verkaufte.
Die Eisherstellung erfolgte in einer sich drehenden Schüssel, die mit Roheis gekühlt wurde. Neben dem Verkauf im Hinterhof der [[Wasserstraße]], wurde das Eis auch in der [[Erlanger Straße]] bei einem Händler vertrieben, den Mulini mit einem Leiterwagen belieferte. Um im Winter auch Einnahmen zu erzielen, besann sich Mulini offensichtlich seiner italienischen Wurzeln und fertigte in einer weiteren Hütte im Hinterhof Heiligenfiguren und Kruzifixe aus Gips an. Mit einem großen Rucksack und Leiterwagen "bewaffnet" lief Mulini anschließend in die Fränkische Schweiz, wo er die angefertigten Sachen vor Ort an die Bauern verkaufte.
24.342

Bearbeitungen