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Im Januar [[1909]] wurde erstmals eine Konzession dafür von einer Pächterin beantragt, im Rahmen des Konzessionsverfahrens erfolgten die Besichtigung und Beschreibung durch das Bauamt: ''„Das Gastzimmer ist von der Straße zugänglich, 7,40 m lang, 4,75 m breit und hat 33,95 qm Grundfläche bei 3,38 m Höhe; der hydraulische Ventilator entlüftet in einen Kamin. Die Belichtung des Raumes erfolgt durch 2 große Fenster. Das Kegelzimmer hat … 15,05 qm Bodenfläche, dort ist ein Ventilator notwendig.“'' Unter dieser Auflage wurde am 1. März 1909 die Konzession erteilt. Doch schon am 7. April 1909 kam der Konzessionsantrag der nächsten Pächterin – vier waren es schließlich innerhalb eines Jahres. Ähnlich häufig wechselten die Pächter in den folgenden Jahren. Im Rahmen der Konzessionsverfahren wurde bei der bierliefernden [[Brauerei Evora & Meyer]] der Bierausschank abgefragt, z. B. war er in einem Jahr vom 16. Juni [[1910]] bis 16. Juni [[1911]] 154 hl 58 l Fassbier und 44 hl 40 l Flaschenbier. | Im Januar [[1909]] wurde erstmals eine Konzession dafür von einer Pächterin beantragt, im Rahmen des Konzessionsverfahrens erfolgten die Besichtigung und Beschreibung durch das Bauamt: ''„Das Gastzimmer ist von der Straße zugänglich, 7,40 m lang, 4,75 m breit und hat 33,95 qm Grundfläche bei 3,38 m Höhe; der hydraulische Ventilator entlüftet in einen Kamin. Die Belichtung des Raumes erfolgt durch 2 große Fenster. Das Kegelzimmer hat … 15,05 qm Bodenfläche, dort ist ein Ventilator notwendig.“'' Unter dieser Auflage wurde am 1. März 1909 die Konzession erteilt. Doch schon am 7. April 1909 kam der Konzessionsantrag der nächsten Pächterin – vier waren es schließlich innerhalb eines Jahres. Ähnlich häufig wechselten die Pächter in den folgenden Jahren. Im Rahmen der Konzessionsverfahren wurde bei der bierliefernden [[Brauerei Evora & Meyer]] der Bierausschank abgefragt, z. B. war er in einem Jahr vom 16. Juni [[1910]] bis 16. Juni [[1911]] 154 hl 58 l Fassbier und 44 hl 40 l Flaschenbier. | ||
Der Name der Wirtschaft geht erstmals aus einem Schreiben vom 22. Januar [[1914]] an die Polizei hervor: ''„Wir als stille Gäste und Besucher der Wirtschaft zum „Graf Zeppelin“ Flößaustr. 34 … möchten einige Zeilen über den Betrieb und das Benehmen der Wirtin nebst Kellnerin schreiben. Wir haben die Beobachtung gemacht, daß alle beide zu haben sind … Es ist eigens ein Zimmer dazu eingerichtet worden, welches früher die Speise war …“'' In der Akte folgen umfangreiche Protokolle über Vernehmungen vor allem von Soldaten der nahen Kaserne, das Regiment teilte der Stadt abschließend mit: ''„Die Einjährig-Freiwilligen, welche in der Wirtschaft 'Zum Grafen Zeppelin' verkehrt haben, wurden disziplinär bestraft, teils weil sie den ihnen erteilten Nachturlaub überschritten, teils, weil sie in der Wirtschaft einen leichtsinnigen Lebenswandel geführt und dadurch das Ansehen ihres Standes geschädigt haben.“'' Die Wirtsleute entgingen dem Konzessionsentziehungsverfahren durch Schließung der Wirtschaft und Wegzug. | Der Name der Wirtschaft geht erstmals aus einem Schreiben vom 22. Januar [[1914]] an die Polizei hervor: ''„Wir als stille Gäste und Besucher der Wirtschaft zum „Graf Zeppelin“ Flößaustr. 34 … möchten einige Zeilen über den Betrieb und das Benehmen der Wirtin nebst Kellnerin schreiben. Wir haben die Beobachtung gemacht, daß alle beide zu haben sind … Es ist eigens ein Zimmer dazu eingerichtet worden, welches früher die Speise war …“''. In der Akte folgen umfangreiche Protokolle über Vernehmungen vor allem von Soldaten der nahen Kaserne, das Regiment teilte der Stadt abschließend mit: ''„Die Einjährig-Freiwilligen, welche in der Wirtschaft 'Zum Grafen Zeppelin' verkehrt haben, wurden disziplinär bestraft, teils weil sie den ihnen erteilten Nachturlaub überschritten, teils, weil sie in der Wirtschaft einen leichtsinnigen Lebenswandel geführt und dadurch das Ansehen ihres Standes geschädigt haben.“'' Die Wirtsleute entgingen dem Konzessionsentziehungsverfahren durch Schließung der Wirtschaft und Wegzug. | ||
Die Wirtschaft muss sich wohl auch unter neuen Pächtern wegen der Kriegsereignisse des [[1. Weltkrieg]]s immer weniger rentiert haben. Man erfährt dazu aus einem Gesuch des Hausbesitzers von [[1929]] „wegen Wiedereröffnung der früher im Anwesen Flössaustrasse 34 betriebenen Wirtschaft“: ''„In meinem Anwesen Flössaustrasse 34 wurde bis zum 20. Oktober 1920 eine gutgehende Wirtschaft betrieben. Seit dieser Zeit habe ich gemeinschaftlich mit meinem verheirateten Sohne im gleichen Anwesen eine Metallwarenfabrik. Schlechter Geschäftsgang zwingt uns aber dazu, unsere Fabrikation wieder aufzugeben, da wir uns aus den Geschäftserträgnissen nicht mehr ernähren können.“'' So gut ging die Wirtschaft zum Schluss wohl nicht mehr, wie der Stellungnahme der Gewerbepolizei zu entnehmen ist: ''„ … in gen. Wirtschaft gelangte früher Bier der Brauerei „Brauhaus Nürnberg, Abt. Fürth“ zum Ausschank, 1918 betrug der Ausschank 180 hl, vom 1.10.19 bis 1.10.20 nur 81 hl.“'' | Die Wirtschaft muss sich wohl auch unter neuen Pächtern wegen der Kriegsereignisse des [[1. Weltkrieg]]s immer weniger rentiert haben. Man erfährt dazu aus einem Gesuch des Hausbesitzers von [[1929]] „wegen Wiedereröffnung der früher im Anwesen Flössaustrasse 34 betriebenen Wirtschaft“: ''„In meinem Anwesen Flössaustrasse 34 wurde bis zum 20. Oktober 1920 eine gutgehende Wirtschaft betrieben. Seit dieser Zeit habe ich gemeinschaftlich mit meinem verheirateten Sohne im gleichen Anwesen eine Metallwarenfabrik. Schlechter Geschäftsgang zwingt uns aber dazu, unsere Fabrikation wieder aufzugeben, da wir uns aus den Geschäftserträgnissen nicht mehr ernähren können.“'' So gut ging die Wirtschaft zum Schluss wohl nicht mehr, wie der Stellungnahme der Gewerbepolizei zu entnehmen ist: ''„ … in gen. Wirtschaft gelangte früher Bier der Brauerei „Brauhaus Nürnberg, Abt. Fürth“ zum Ausschank, 1918 betrug der Ausschank 180 hl, vom 1.10.19 bis 1.10.20 nur 81 hl.“'' | ||
Nach unterschiedlichen Stellungnahmen der städtischen Ämter zur Bedürfnisfrage vor allem im Hinblick auf die benachbarten Wirtschaften ''„Flößaustr.45 Entf. 130 m, Flössaustr. 17 Entf. 225 m, Schwabacherstr. 191 Entf. 260 m; die Wirtschaft zur Erholung Schwabacherstr. 224, die eingeht und worauf sich der Gesuchsteller stützt, ist ungefähr 300 m ... entfernt“'' - fällt letztlich doch dieser Beschluss: ''„Im Falle der Wiedereröffnung der Schankwirtschaft 'Graf Zeppelin' … Bierlieferant noch unbekannt … wird die Anerkennung des Bedürfnisses in Aussicht gestellt, Umbaumaßnahmen nach Plänen 1909/1929 erforderlich.“'' | Nach unterschiedlichen Stellungnahmen der städtischen Ämter zur Bedürfnisfrage vor allem im Hinblick auf die benachbarten Wirtschaften ''„Flößaustr. 45 Entf. 130 m, Flössaustr. 17 Entf. 225 m, Schwabacherstr. 191 Entf. 260 m; die Wirtschaft zur Erholung Schwabacherstr. 224, die eingeht und worauf sich der Gesuchsteller stützt, ist ungefähr 300 m ... entfernt“'' - fällt letztlich doch dieser Beschluss: ''„Im Falle der Wiedereröffnung der Schankwirtschaft 'Graf Zeppelin' … Bierlieferant noch unbekannt … wird die Anerkennung des Bedürfnisses in Aussicht gestellt, Umbaumaßnahmen nach Plänen 1909/1929 erforderlich.“'' | ||
Im noch im Jahr 1929 folgenden Konzessionsantrag eines Pächters ist als Verpächter die [[Grüner Bräu|Brauerei Grüner]] angeführt. Nach einer kurzen Übernahme der Wirtschaft durch den Hausbesitzer hielt der nächste Pächter von [[1933]] bis [[1947]] durch. Beim Konzessionsverfahren für den Nachfolger teilte 1947 die Grüner Bräu für die Kriegs- und Nachkriegszeit des [[2. Weltkrieg]]s folgenden jährlichen Bierumsatz mit: 1943/44 269,48 hl, 1944/45, 203,74 hl, 1945/1946 236,21 hl. Der neue Pächter erhielt am 20. Juni [[1947]] die Genehmigung für den Betrieb der Bierschankwirtschaft „Graf Zeppelin“ und führte sie bis zum 17. April [[1958]].<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/379/8: Schankwirtschaft Flößaustraße 34</ref> | Im noch im Jahr 1929 folgenden Konzessionsantrag eines Pächters ist als Verpächter die [[Grüner Bräu|Brauerei Grüner]] angeführt. Nach einer kurzen Übernahme der Wirtschaft durch den Hausbesitzer hielt der nächste Pächter von [[1933]] bis [[1947]] durch. Beim Konzessionsverfahren für den Nachfolger teilte 1947 die Grüner Bräu für die Kriegs- und Nachkriegszeit des [[2. Weltkrieg]]s folgenden jährlichen Bierumsatz mit: 1943/44 269,48 hl, 1944/45, 203,74 hl, 1945/1946 236,21 hl. Der neue Pächter erhielt am 20. Juni [[1947]] die Genehmigung für den Betrieb der Bierschankwirtschaft „Graf Zeppelin“ und führte sie bis zum 17. April [[1958]].<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/379/8: Schankwirtschaft Flößaustraße 34</ref> | ||
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==Einzelnachweise== | |||
<references/> | |||
[[Kategorie:Lokale und Wirtschaften (ehemals)]] | [[Kategorie:Lokale und Wirtschaften (ehemals)]] | ||
[[Kategorie:Südstadt]] | [[Kategorie:Südstadt]] |