Bergbräu: Unterschied zwischen den Versionen

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[[1883]] zog die Brauerei Mailaender auf die Anhöhe an der [[Wolfsschlucht]] (sog. ''Nottelberg'') und wurde fortan "Bergbräu" genannt. Die alten Gebäude an der Bäumenstraße wurden noch bis [[1895]] als Hopfenstadel verwendet.
[[1883]] zog die Brauerei Mailaender auf die Anhöhe an der [[Wolfsschlucht]] (sog. ''Nottelberg'') und wurde fortan "Bergbräu" genannt. Die alten Gebäude an der Bäumenstraße wurden noch bis [[1895]] als Hopfenstadel verwendet.


Die [[Bergbräu]] ist ein typisches Beispiel der Arisierungswelle in Franken. Der Stellvertreter von Julius Streicher und spätere Gauleiter Frankens Karl Holz schlug bereits am 10. November 1938 – also kurz nach der Reichspogromnacht – vor, die Juden zu internieren und Ihnen die Häuser und Grundstücke abzunehmen, um bei deren Wiederverkauf an Arier einige Millionen Mark für den Gau herauszuwirtschaften. Streicher stimmte dem Vorgehen zu, nicht zuletzt um auch Gelder für eine geplante Gauschule zu bekommen. <ref>Quelle: Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S. 13 ff.: Aussage Holz vor der Untersuchungskommission</ref> Nach der Zustimmung Streichers ging Holz sofort ans Werk und beauftragte einige seiner direkten Mitarbeiter mit der Arisierung von jüdischen Geschäften in Franken, so auch in Fürth. Für die Arisierung wurde in Fürth in erster Linie der [[NSDAP]] [[Stadtrat]] [[Sandreuther]] eingesetzt, mit der Aufgabe jüdische Grundstücke und Hypotheken zu 10 % ihres Eigenwertes bzw. Nennwertes aufzukaufen. Zusätzlich wurden für die [[NSDAP]] [[Gustav Schickedanz]] und Dr. Schülein in den Stadtrat berufen, sich ebenfalls der Arisierung in Fürth anzunehmen. <ref>Quelle: Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S 17f. : Denkschrift Holz</ref> Dieses Schicksal ereilte auch [[Fritz Mailaender]]. Am 7. Januar 1939 wurde der Brauereibesitzer Mailaender in das Rathaus befohlen. Im Beisein des Stadtrates [[Sandreuther]] wurde ihm der Verkauf der Brauerei rückwirkend zum 1. Juli 1938 nahegelegt. Fritz Mailaender musste seine Brauerei und alle dazugehörigen Gebäude, Gaststätten und Ländereien verkaufen. Der Verkaufswert betrug lediglich 10 % des tatsächlichen Verkaufswertes. <ref>Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akte Bergbräu Bilanzbuch 1932 – 45, Handelsbilanz per 31.12.1939</ref>. Für die Bergbräu interessierten sich zum damaligen Zeitpunkt schon länger die [[Brauerei Grüner]] und [[Gustav Schickedanz]], der dann letztendlich auch den Zuschlag von der Gauleitung bekam. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] dienten die Bierkeller der Brauerei "bombengeschädigten" Firmen als Ersatzräume <ref>Brief eines Weingroßhandels an die Stadt Fürth vom 11. September 1943</ref>.
Die [[Bergbräu]] ist ein typisches Beispiel der Arisierungswelle in Franken. Der Stellvertreter von Julius Streicher und spätere Gauleiter Frankens Karl Holz schlug bereits am 10. November 1938 – also kurz nach der Reichspogromnacht – vor, die Juden zu internieren und Ihnen die Häuser und Grundstücke abzunehmen, um bei deren Wiederverkauf an Arier einige Millionen Mark für den Gau herauszuwirtschaften. Streicher stimmte dem Vorgehen zu, nicht zuletzt um auch Gelder für eine geplante Gauschule zu bekommen. <ref>Quelle: Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S. 13 ff.: Aussage Holz vor der Untersuchungskommission</ref> Nach der Zustimmung Streichers ging Holz sofort ans Werk und beauftragte einige seiner direkten Mitarbeiter mit der Arisierung von jüdischen Geschäften in Franken, so auch in Fürth. Für die Arisierung wurde in Fürth in erster Linie der [[NSDAP]] [[Stadtrat]] [[Sandreuther]] eingesetzt, mit der Aufgabe jüdische Grundstücke und Hypotheken zu 10 % ihres Eigenwertes bzw. Nennwertes aufzukaufen. Zusätzlich wurden für die [[NSDAP]] [[Gustav Schickedanz]] und Dr. Schülein in den Stadtrat berufen, sich ebenfalls der Arisierung in Fürth anzunehmen. <ref>Quelle: Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S 17f. : Denkschrift Holz</ref> Dieses Schicksal ereilte auch [[Fritz Mailaender]]. Am 7. Januar 1939 wurde der Brauereibesitzer Mailaender in das Rathaus befohlen. Im Beisein des Stadtrates [[Sandreuther]] wurde ihm der Verkauf der Brauerei rückwirkend zum 1. Juli 1938 nahegelegt. Fritz Mailaender musste seine Brauerei und alle dazugehörigen Gebäude, Gaststätten und Ländereien verkaufen. Der Verkaufswert betrug lediglich 10 % des tatsächlichen Verkaufswertes. <ref>Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akte Bergbräu Bilanzbuch 1932 – 45, Handelsbilanz per 31.12.1939</ref>. Für die Bergbräu interessierten sich zum damaligen Zeitpunkt schon länger die [[Brauerei Grüner]] und [[Gustav Schickedanz]], der dann letztendlich auch den Zuschlag von der Gauleitung als Nutzer bekam. Als Eigentümer der Liegenschaften wird bis Kriegsende die NSDAP ausgewiesen. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] dienten die Bierkeller der Brauerei "bombengeschädigten" Firmen als Ersatzräume <ref>Brief eines Weingroßhandels an die Stadt Fürth vom 11. September 1943</ref>.
 
Fritz Mailaender und seine Frau Alice versuchten gleich nach Kriegsende Ihr Eigentum wieder zu bekommen. In den Blianzbüchern erscheinen beide bereits ab 1945 wieder mit einer Gewinnbeteiligung <ref>* Quelle: Bilanzbuch Bergbräu: 1945 ff., Stadtarchiv</ref>. In einem Rechtsgutachten vom 16. Februar 1951 wird im Auftrag der US Regierung ein Urteil des Oberlandesgerichtes bestätigt (Wi 22/50 zu III WKV 119/49 LG Nürnberg-Fürth), in dem die Rechtsansprüche der Fam. Mailaender bestätigt werden. <ref>* Quelle: United States Court of Restitution Appeals of the Allied High Commission for Germany, Reports, Opinions Nos. 61. - 180, Sequence 57 of 3606 (Page 37),1952</ref>


Erst 1954 – nach einem langwierigen Restitutionsverfahren – bekam Fritz Mailaender seine Brauerei wieder. Er hatte bereits kurz nach dem Krieg versucht in Fürth wieder Fuß zu fassen. Bis [[1974]] blieb die Brauerei als Aktiengesellschaft in Familienbesitz, bis Sie schließlich von der [[Patrizier Bräu|Patrizier Brauerei]] durch eine Kapitalerhöhung übernommen wurde. 1977 wurde die Bergbräu als letzte eigenständige Brauerei in Fürth von der [[Patrizier Bräu|Patrizier AG]] geschlossen.
Erst 1954 – nach einem langwierigen Restitutionsverfahren – bekam Fritz Mailaender seine Brauerei wieder. Er hatte bereits kurz nach dem Krieg versucht in Fürth wieder Fuß zu fassen. Bis [[1974]] blieb die Brauerei als Aktiengesellschaft in Familienbesitz, bis Sie schließlich von der [[Patrizier Bräu|Patrizier Brauerei]] durch eine Kapitalerhöhung übernommen wurde. 1977 wurde die Bergbräu als letzte eigenständige Brauerei in Fürth von der [[Patrizier Bräu|Patrizier AG]] geschlossen.
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