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| | |Gebaeude=Villa Engelhardt; Villa Neumann | ||
| | |Strasse=Königswarterstraße | ||
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Die '''Villa Engelhardt''' war eine [[1886]] im Neurenaissance-Stil erbaute Villa (Architekt [[Theodor Eyrich]], Nürnberg) an der [[Königswarterstraße]]. Letzte Adresse war Hausnummer 80. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt. | Die '''Villa Engelhardt''' war eine [[1886]] im Neurenaissance-Stil erbaute Villa (Architekt [[Theodor Eyrich]], Nürnberg) an der [[Königswarterstraße]]. Letzte Adresse war Hausnummer 80. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt. | ||
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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
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Engelhardt musste die Villa vermutlich nach Insolvenz [[J. W. Engelhardt & Co.| seiner Firma]] aufgeben. | Engelhardt musste die Villa vermutlich nach Insolvenz [[J. W. Engelhardt & Co.| seiner Firma]] aufgeben. | ||
Ab [[1918]] gehörte das Gebäude der Fabrikantenfamilie [[Neumann]], welche es mit mehreren Generationen bewohnte (u. a. Familie Appel, welche zeitweise eine Lehrwaschküche betrieb).<ref>Fürther Kirchweih 1957, Faltprospekt, Werbeanzeige der Fa. Appel, Königswarterstr. 80</ref> Im Volksmund der 1950er Jahre war für das Gebäude daher der Name ''Appel's-Villa'' bekannt. Im Jahr 1965 wurde die Villa zugunsten funktionaler Zweckbauten ([[Königswarterstraße 84|Quelle-Frauenwohnheim]] und Sparkasse) abgerissen. | Ab [[1918]] gehörte das Gebäude der Fabrikantenfamilie [[Neumann]], welche es mit mehreren Generationen bewohnte (u. a. Familie Appel, welche zeitweise eine Lehrwaschküche betrieb). In der Villa wohnte zeitweise der bekannte deutsch-amerikanische Filmregisseur [[Kurt Neumann]], der vor allem für seine Tarzan-Filme bekannt wurde.<ref>Fürther Kirchweih 1957, Faltprospekt, Werbeanzeige der Fa. Appel, Königswarterstr. 80</ref> Im Volksmund der 1950er Jahre war für das Gebäude daher der Name ''Appel's-Villa'' bekannt. Im Jahr 1965 wurde die Villa zugunsten funktionaler Zweckbauten ([[Königswarterstraße 84|Quelle-Frauenwohnheim]] und Sparkasse) abgerissen. | ||
== Zeitzeugenberichte == | == Zeitzeugenberichte == | ||
[[Datei:Neumann-Clan.jpg|mini|right|Der Neumann-Clan um 1950, links vorne Zeitzeuge Rainer Appel (5)]] | [[Datei:Neumann-Clan.jpg|mini|right|Der Neumann-Clan um 1950, links vorne Zeitzeuge Rainer Appel (5)]] | ||
''Gestatten Sie, das ich mich vorstelle! Mein Name ist Rainer Appel, geboren am 20.07.1939 als Sohn des Kapellmeisters Karl Hans Appel und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Neumann in Fürth/Bay., Königswarterstraße 80. (...) Ich bin in die [[Grundschule Maistraße|Maischule]] gegangen, anfangs war die aber noch ein Lazarett und so wurden wir in einem nahegelegenen Wirtshaus unterrichtet, das muss der [[Prinzregent (Gaststätte)]] gewesen sein. Gelernt habe ich Strumpfwirker bei einer Firma in der [[Ludwigstraße]]. In den 21 Jahren meines Lebens in dieser Villa habe ich viel Freud und Leid erlebt. Den Krieg und die Nachkriegszeit, ich sehe heute noch die Panzer im Hof stehen, weil die [[ | ''Gestatten Sie, das ich mich vorstelle! Mein Name ist Rainer Appel, geboren am 20.07.1939 als Sohn des Kapellmeisters Karl Hans Appel und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Neumann in Fürth/Bay., Königswarterstraße 80. (...) Ich bin in die [[Grundschule Maistraße|Maischule]] gegangen, anfangs war die aber noch ein Lazarett und so wurden wir in einem nahegelegenen Wirtshaus unterrichtet, das muss der [[Prinzregent (Gaststätte)]] gewesen sein. Gelernt habe ich Strumpfwirker bei einer Firma in der [[Ludwigstraße]]. In den 21 Jahren meines Lebens in dieser Villa habe ich viel Freud und Leid erlebt. Den Krieg und die Nachkriegszeit, ich sehe heute noch die Panzer im Hof stehen, weil die [[U.S. Army|Amerikaner]] unsere Villa besetzt hatten, und ich erinnere mich an ein abgestürztes Flugzeug auf Höhe der [[Zähstraße]], in dem wir herumgeklettert sind, das muss so ein [[Wikipedia:Fieseler Storch|Fieseler Storch]] gewesen sein. In der Villa wurden oft rauschende Feste gefeiert, da mussten wir Kinder dann immer rauf in unsere Zimmer und ruhig sein. Wir haben auch gerne auf dem Dachgarten gespielt, was wir eigentlich nicht durften, weil nach dem Krieg der Begrenzungszaun gefehlt hat. Und an der [[Jakobinenstraße]], in Richtung Tunnel beim Eingang zum [[Güterbahnhof|Kohlenhof]], gab's einen Kiosk, da arbeitete nach dem Krieg ein Mann mit schlimmen Narben im Gesicht, das soll der [[Wikipedia:Johannes Steinhoff|Johannes Steinhoff]] gewesen sein. Der Kohlenhof wurde in den letzten Kriegswochen ja noch schwer von Bomben getroffen, und weil wir ja direkt gegenüber wohnten, meinte mein Vater nach einem Angriff: "so, morgen sind wir dran".'' | ||
[[Datei:Familienalbum Neumann Appel - Villa Engelhardt (8).jpg|mini|left|"Oberer Garten" mit Springbrunnen, 1942]] | [[Datei:Familienalbum Neumann Appel - Villa Engelhardt (8).jpg|mini|left|"Oberer Garten" mit Springbrunnen, 1942]] | ||
''Daß meine Mutter eine Lehrwaschküche in der Villa betrieb , weiß ich auch noch genau, sie hatte damals die Vertretung von einer Waschmaschine mit dem Namen „VELOX" . Das ging aber dermaßen in die Hose, weil nur noch beschädigte Wäsche aus der Maschine kam! Was tat man nicht alles nach dem Krieg! Ihren erlernten Beruf als Opernsängerin (Künstlername "Karin Enkov") konnte sie nicht mehr ausführen, mein Vater allerdings – als Kapellmeister am Opernhaus in Nürnberg tätig – gründete in dieser Villa mit Gleichgesinnten das [ | ''Daß meine Mutter eine Lehrwaschküche in der Villa betrieb , weiß ich auch noch genau, sie hatte damals die Vertretung von einer Waschmaschine mit dem Namen „VELOX" . Das ging aber dermaßen in die Hose, weil nur noch beschädigte Wäsche aus der Maschine kam! Was tat man nicht alles nach dem Krieg! Ihren erlernten Beruf als Opernsängerin (Künstlername "Karin Enkov") konnte sie nicht mehr ausführen, mein Vater allerdings – als Kapellmeister am Opernhaus in Nürnberg tätig – gründete in dieser Villa mit Gleichgesinnten das [[Nürnberger Symphoniker e. V.|Fränkische Landesorchester]]. Später hat meine Mutter dann eine Firma eröffnet, [[Pharmo-Werke]] hieß die, da wurden so Suppenpasten und Erbwürste hergestellt. Mutter war auch ein großer Fan der [[SpVgg Fürth|Spielvereinigung]] und hat sogar den Fußballspieler [[Horst Schade]] im Kofferraum ihres Autos aus der sowjetischen Besatzungszone geschmuggelt, das sorgte daheim für ein ganz schönes Staunen. Gehört hat die Villa meinem Onkel Max Neumann, Fabrikant in Berlin, verkauft hat er sie nachdem meine Großeltern verstorben waren, weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Ich bin ja schon 1960 zur Bundeswehr, meine Eltern sind dann in die [[Hornschuchpromenade 24]] gezogen und mussten quasi von gegenüber dem Abriss der Villa zusehen (...)'' | ||
''Also zwecks dem Park .... da gab es einen oberen und unteren Garten, selbiger endete dann zum Hof. Recht gut kann ich mich daran erinnern, dass im oberen Garten ein großer Springbrunnen war und in der Ecke links stand so ein Ungetüm von einem Pavillon - wie soll ich sagen - er sah aus wie ein riesiger Regenschirm aus Eisen.(...) | ''Also zwecks dem Park .... da gab es einen oberen und unteren Garten, selbiger endete dann zum Hof. Recht gut kann ich mich daran erinnern, dass im oberen Garten ein großer Springbrunnen war und in der Ecke links stand so ein Ungetüm von einem Pavillon - wie soll ich sagen - er sah aus wie ein riesiger Regenschirm aus Eisen.(...) | ||
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''Im unteren Garten hatten meine Eltern noch eine Terrasse mit einem großen Garten angelegt. Mein Großvater Emil Neumann (früher Blechdosenfabrikant) hatte einen Schrotthandel, ich sehe heute noch das Firmenschild .... Emil Neumann - Schrott en Gros en Detail .... und wir Kinder nannten ihn nur "en groß"! Und da waren (...) diese Flugzeugtanks, die er irgendwo aufgetrieben hatte - es war ja auch Metall daran. Ich sehe sie heute noch, diese schwarzen Trümmer! | ''Im unteren Garten hatten meine Eltern noch eine Terrasse mit einem großen Garten angelegt. Mein Großvater Emil Neumann (früher Blechdosenfabrikant) hatte einen Schrotthandel, ich sehe heute noch das Firmenschild .... Emil Neumann - Schrott en Gros en Detail .... und wir Kinder nannten ihn nur "en groß"! Und da waren (...) diese Flugzeugtanks, die er irgendwo aufgetrieben hatte - es war ja auch Metall daran. Ich sehe sie heute noch, diese schwarzen Trümmer! | ||
''Bei uns im Hof standen ja 1945 LKW und Panzer der [[ | ''Bei uns im Hof standen ja 1945 LKW und Panzer der [[U.S. Army|Amerikaner]]. Als wir Kinder zum ersten mal Neger sahen nahmen wir reißaus, denn die machten sich einen Spaß daraus mit den Augen zu rollen, so dass man nur das Weiße sah! Auch ein unvergessliches Erlebnis: von den Amis bekamen wir Kinder so grüne Dosen geschenkt, da war immer Kaffeepulver, Kekse, Trockenmilch, Schokolade und so ein kleines silbernes Päckchen darin (...)''.<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '17'</ref> | ||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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== »Zeitverschiebung« == | |||
Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen zwei deckungsgleich übereinandergelegten Fotos aus verschiedenen Epochen gewechselt werden: | |||
{{ImageSlider|Bild1=Bildermappe 1909 (108).jpg|Bild2=Königswarterstraße 80 (jetzt).jpg|width=700px}} | |||
* Foto alt: historische Aufnahme um 1907 (L. Kriegbaum, Nürnberg) | |||
* Foto neu: Aufnahme von 2018 (Foto und Anpassung: [[Robert Söllner]]) | |||
== Bilder == | == Bilder == | ||
{{Bilder dieses Gebäudes}} | {{Bilder dieses Gebäudes}} | ||
[[Kategorie:ehemalige Gebäude]] | [[Kategorie:ehemalige Gebäude]] | ||
[[Kategorie:Oststadt]] | [[Kategorie:Oststadt]] |
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